Prof. Kevin Bauer forscht zur Mensch-Maschine-Interaktion / Finanzierung durch hochschulübergreifendes Zentrum „hessian.AI“
Die Goethe-Universität baut ihre Forschung und Lehre zur Künstlichen Intelligenz weiter aus: Kevin Bauer, bis Ende 2024 Juniorprofessor an der Universität Mannheim, hat zum 1. Januar 2025 eine Professur für „Game-Theoretic and Casual AI“ an der Goethe-Universität angetreten. Die Professur, die in der Abteilung für Wirtschaftsinformatik angesiedelt ist, wird vom hochschulübergreifenden hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz hessian.AI finanziert.
Kevin Bauer, Jahrgang 1991, ist an der Goethe-Universität kein unbeschriebenes Blatt: Hier absolvierte er sein Studium der Wirtschaftswissenschaften und erwarb Abschlüsse in quantitativer Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik, bevor er mit einer Arbeit im Bereich der angewandten Mikroökonomie promoviert wurde. Nach seiner Promotion sammelte er zunächst Industrieerfahrung und arbeitete als AI Specialist im Frankfurter Startup-Hub TechQuartier. Anschließend trat er eine Postdoc-Stelle am Leibniz-Institut SAFE an, wo er sich mit den Implikationen von Künstlicher Intelligenz im Finanzsektor beschäftigte. Vor zwei Jahren wurde er als Juniorprofessor für E-Business und E-Government an die Universität Mannheim berufen. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Interaktion zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz sowie der Anwendung kausaler KI-Systeme in der Praxis. Am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität soll er die Spitzenforschung im Bereich KI mit der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung verbinden.
„Die besten Ergebnisse entstehen häufig durch die Kombination von Mensch und Maschine. Um dieses Potenzial zu realisieren, müssen wir die technischen Eigenschaften von KI sowie die psychologischen und organisationalen Faktoren verstehen, die die Effizienz und Qualität der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine bestimmen – dies ist der Schwerpunkt meiner Forschung“, erklärt Bauer. Ihm sei es wichtig, dass Nutzerinnen und Nutzer die Funktionsweise von KI verstehen und deren Möglichkeiten verantwortungsvoll nutzen können. Bislang beobachte er noch großes Unwissen über die Fähigkeiten und Grenzen von Künstlicher Intelligenz: Einerseits gebe es überzogene Erwartungen, andererseits einen unkritischen und teilweise gedankenlosen Umgang damit. So sei vielen nicht klar, dass moderne KI-Systeme letztlich nur statistische Wahrscheinlichkeiten berechnen. Insbesondere Antworten von Sprachmodellen wie Chat-GPT müssten kritisch hinterfragt werden, erläutert Bauer: „Diese Systeme liefern keine echten Einsichten oder Wahrheiten, sondern generieren Texte, die lediglich auf Basis von Wahrscheinlichkeiten schlüssig wirken. Das macht es umso wichtiger, deren Limitierungen zu verstehen.“ Hier sieht er großen Bedarf an Aufklärungsarbeit – beispielsweise an Schulen und in Unternehmen. Neben der Erforschung wissenschaftlicher Grundlagen für eine optimale Mensch-Maschine-Interaktion, die gleichzeitig deren praktische Anwendung in Organisationen fördern soll, möchte Bauer die Professur auch nutzen, um Aufklärungsarbeit zu leisten.
Für seine Forschung hat Kevin Bauer, der auf Forschungsaufenthalte in Michigan, Hongkong, Queensland und Hawaii zurückblickt, bereits zahlreiche Preise erhalten. Zuletzt wurde er im Dezember 2024 zusammen mit Prof. Oliver Hinz und Dr. Moritz von Zahn (beide Goethe-Universität) für den Artikel „Expl(AI)ned: The Impact of Explainable Artificial Intelligence on Users‘ Information Processing“ mit dem renommierten Senior Scholar Best Publication Award ausgezeichnet. Das Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz, hessian.AI, wird gemeinsam von 13 hessischen Hochschulen getragen und versammelt gegenwärtig mehr als 60 akademische Mitglieder unter seinem Dach.
„Der Einsatz der Methoden der Künstliche Intelligenz ist einer der maßgeblichen Treiber der derzeitigen Veränderungen in unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Die Weiterentwicklung und Anwendung der Methoden ist zudem zentral für die Zukunftsfähigkeit der Wissenschaft, deren Erkenntnisse auch konsequent in Gesellschaft und Wirtschaft übertragen werden müssen. Mit Herrn Bauer gewinnen wir einen Experten auf beiden Feldern, sowohl auf dem der Forschung mit und an Methoden der künstlichen Intelligenz und auf dem der KI-Anwendung. Wir freuen uns, dass er mit seiner Expertise die Goethe-Universität und hessian.AI in Forschung, Lehre und Transfer des Wissens in die Anwendung stärken wird“, sagt Prof. Enrico Schleiff, President of Goethe University Frankfurt.
„In Kevin Bauer haben wir einen der vielversprechendsten Nachwuchswissenschaftler in diesem Bereich für uns gewinnen können. Mit seiner Ausbildung als Verhaltensökonom und seiner Expertise im Bereich Machine Learning nimmt er im deutschsprachigen Raum eine Ausnahmestellung ein. Forschung im Bereich Künstlicher Intelligenz ist entscheidend für die Wirtschaft, da sie Innovationen fördert, Effizienz steigert und Unternehmen ermöglicht, datengetriebene Entscheidungen zu treffen“, sagt Prof. Oliver Hinz, der an der Goethe-Universität Betriebswirtschaftslehre insb. Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement lehrt und eines der Gründungsmitglieder von hessian.AI ist.
„Die Berufung von Kevin Bauer stärkt hessian.AI in einem zentralen Zukunftsfeld: der verantwortungsvollen Erforschung und Integration von KI in unseren Alltag. Seine Forschung zur Mensch-Maschine-Interaktion ist entscheidend für unsere Vision, die Lebensbedingungen der Menschen durch Künstliche Intelligenz nachhaltig zu verbessern“, sagt Prof. Mira Mezini, Co-Direktorin von hessian.AI. „Besonders wertvoll ist sein ganzheitlicher Ansatz: Er entwickelt nicht nur die technischen Grundlagen für vertrauenswürdige KI-Systeme, sondern erforscht auch, wie Menschen und Organisationen diese Technologien sinnvoll nutzen können. Diese Verbindung von technischer Innovation und gesellschaftlicher Verantwortung ist der Schlüssel, um KI zum Wohle aller einzusetzen und Hessen als Vorreiter für eine menschenzentrierte KI-Entwicklung zu etablieren“, betont Prof. Kristian Kersting, ebenfalls Co-Direktor von hessian.Ai.
Die Professur von Kevin Bauer ist die dritte der neuen Professuren, die an der Goethe-Universität Frankfurt eingerichtet wurde. Nach der Besetzung der ersten hessian.AI-Professur mit Prof. Gemma Roig, die über künstliche Intelligenz und deren Beziehung zur menschlichen Intelligenz forscht, war die Berufung von Prof. Marcel Schulz die zweite hessian.AI-Professur an der Goethe-Universität. Gründungsmitglieder von hessian.AI seitens der Goethe-Universität sind Visvanathan Ramesh, Professor für Software Engineering, Oliver Hinz, Professor für Informationssysteme und Informationsmanagement, und Andreas Hackethal, Professor für Finanzen.
Das Zentrum konzentriert sich auf Grundlagenforschung mit Praxisbezug, um Antworten auf die wichtigen Herausforderungen unserer Zeit zu finden und transferiert Forschung und Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft. So soll Hessen auch in Zukunft in den Kerntechnologien der Künstlichen Intelligenz international wettbewerbsfähig bleiben. Das Land Hessen hat Aufbau und Betrieb von hessian.AI für eine zunächst fünfjährige Laufzeit mit insgesamt 38 Millionen Euro gefördert. Hinzu kommen gut 10 Millionen Euro für das KI-Innovationslabor und rund 3,7 Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium zur Förderung eines Gründungs- und Transferprojekts. 2022 wählte das Bundesforschungsministerium hessian.AI dazu aus, eines von bundesweit vier KI-Servicezentren zu werden, was mit weiteren rund 17 Millionen Euro Fördergeld verbunden ist.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Kevin Bauer
Institut für Wirtschaftsinformatik
Goethe University Frankfurt
E-Mail: bauer@wiwi.uni-frankfurt.de
LinkedIn: Dr. Kevin Bauer
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