Die Goethe-Universität packt das Thema Inklusion von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit einem Aktionsplan aktiv an. Als öffentlicher Auftakt fand am 19. Februar 2018 am Campus Westend ein Open-Space-Workshop statt.
Eigentlich scheint es ganz logisch, dass ein autistischer Student Schwierigkeiten hat, seine Fachkompetenz in einem Referat zu präsentieren. Eine Rollstuhlfahrerin kann nicht ohne weiteres in alle Universitätsgebäude gelangen, oder es entstehen Probleme, sich in der Mensa selbst einen Kaffee zu holen. Ein Student mit Dyslexie kämpft vielleicht nicht nur mit langen Lektüren, sondern auch darum, sein Wissen unter Zeitdruck in einer Klausur darstellen zu können.
All dies sind Beispiele für Barrieren, die selbstbestimmtem Studium und Arbeiten entgegenstehen. Trotz dieser scheinbar selbsterklärenden Umstände ist Inklusion an der Hochschule mit Hürden verbunden, die überwunden werden müssen – tatsächlich räumliche, aber auch in den Köpfen. Die Inklusion von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen – körperlichen und psychischen Erkrankungen oder Behinderungen – ist ein Thema, das die Goethe- Universität mit einem Aktionsplan Inklusion nun aktiv anpackt und voranbringt.
Als öffentlicher Auftakt fand am 19. Februar 2018 am Campus Westend ein Open-Space-Workshop statt. Durch die Veranstaltung, zu der Vizepräsident Prof. Enrico Schleiff das Geleitwort sprach, führten Christoph Trüper und Philipp Wronker vom Gleichstellungsbüro. Ziel des gutbesuchten Workshops war es, konkrete Bedarfe an der Goethe-Universität zu identifizieren und zu diskutieren, um daraus geeignete Maßnahmen abzuleiten.
Die von den Teilnehmenden, unter denen sowohl wissenschaftliche und administrative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch interessierte Studierende waren, angesprochenen Probleme reichten vom großen Themenfeld der Sensibilisierung, Information und Bewusstseinsbildung bis ins »Kleine«, zum Beispiel schwergängige Türen auf dem Campus Riedberg.
Bevor aber lebhaft und konstruktiv an diesen unterschiedlichen »Baustellen« gearbeitet wurde, stellte Gastreferentin Dr. Katrin Grüber, Leiterin des Instituts Mensch Ethik Wissenschaft (Berlin), dem Publikum zunächst das Instrument eines Aktionsplans instruktiv mit all seinen Chancen und möglichen Fallstricken vor. Es sei wichtig, die Frage nach dem bisher Erreichten zu stellen, dann konkrete Ziele zu formulieren, Maßnahmen durchzuführen, um die Ziele zu erreichen, und dabei stets die Bandbreite der unterschiedlichen Beeinträchtigungen von Betroffenen mitzudenken.
Die Referentin hob hervor, dass die Goethe-Universität mit ihrem Vorhaben Pionierarbeit leiste, hätten bisher doch lediglich fünf weitere deutsche Hochschulen einen Aktionsplan zur Inklusion entwickelt. Zu hohe Erwartungen und zu hohe Kosten, ablehnende Haltungen sowie Arbeitsüberlastung der Beteiligten könnten sich Grüber zufolge als Probleme eines Aktionsplans erweisen, die zu Unmut und Frust führen.
Inklusion ist ein Vernetzungsthema – eine kluge Maßnahme kann an vielen Stellen Gutes bewirken, ist jedoch ohne die universitätsweite Zusammenarbeit verschiedener Beteiligter kaum umsetzbar. Die Teilnehmenden des Workshops stimmte allerdings mehr als hoffnungsvoll, dass sie die Kernkompetenzen mitbringen, die Universität erfolgreich inklusiver zu gestalten: ein breites Spektrum an Perspektiven, Begeisterung für das Thema sowie das Bedürfnis nach Teilhabe und Kooperation.
»Die Kraft und Motivation sind da, die ersten Schritte gemacht«, freute sich Christoph Trüper, der im Gleichstellungsbüro das Thema Inklusion vertritt. »Nun kann der Prozess Inklusive Hochschule langfristig an der Universität weiterwirken.«
Autorin: Vera Cuntz-Leng
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1.18 der Mitarbeiterzeitung GoetheSpektrum erschienen.