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Bücher für den Geschenketisch

Kurz vor dem Weihnachtsfest sind sicherlich noch viele auf der Suche nach einem inspirierenden Geschenk, vielleicht sogar mit Bezug zur Goethe-Universität. Wir hätten da eine Idee: Wie wär’s mit einem Buch unserer Wissenschaftler*innen? Wir haben einmal eine überschaubare Liste zusammengestellt von recht aktuellen Buchtiteln, die sich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern zugleich an eine breite(re) Leserschaft wenden. Die Liste stellt selbstverständlich nur eine Auswahl dar, weitere Buchempfehlungen findet man beispielsweise auf der Bücherseite des UniReport.  

Viel Spaß beim Stöbern und Verschenken!

Johannes Pantel: Der Kalte Krieg der Generationen – Wie wir die Solidarität zwischen Jung und Alt erhalten. Freiburg u.a.: Herder Verlag 2022, 272 Seiten, 22 Euro

Der Professor für Altersmedizin mit dem Schwerpunkt Psychogeriatrie und Klinische Gerontologie an der Goethe-Universität beschäftigt sich in seinem Buch mit der Frage nach dem Verhältnis der Generationen: Zwar ist die Überalterung der Gesellschaft schon vor Jahrzehnten thematisiert worden, doch nun, mit dem allmählichen Eintreten der Boomer-Generation ins Rentenalter, nimmt die Entwicklung an Fahrt auf. Nicht nur die Versorgungssysteme, sondern der gesellschaftliche Zusammenhalt ist gefährdet. Pantel beschreibt einen möglichen Kampf um Ressourcen, der nicht nur die Solidarität zwischen Jung und Alt, sondern vor allem die (Über-)Lebenschancen alter Menschen massiv bedrohen könnte.

Prof. Johannes Pantel im Audio-Interview mit dem UniReport über den „Kalten Krieg der Generationen“:

Schröter: Global gescheitert? Der Westen zwischen Anmaßung und Selbsthass. Freiburg: Herder 2022; 240 Seiten, 20 Euro

Selten schien der Westen so geschlossen wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Werte der Freiheit und Demokratie galt es gegen ein autokratisches System zu verteidigen. Doch hinter der vermeintlichen Geschlossenheit zeigten sich schnell die ersten Bruchstellen. Wie werden wirtschaftliche Zwänge mit politischen Zielen in Einklang gebracht? Wie viel sind dem Westen die eigenen Ideale wert? Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen an der Goethe-Universität, diagnostiziert in ihrem Buch angesichts der jüngsten Konflikte in der Ukraine, in Afghanistan und Mali sowie der Planlosigkeit westlicher Regierungen im Umgang mit Migrationsbewegungen, Islamismus und Cancel Culture einen zwischen Hybris und Selbsthass gefangenen Westen: Unentwegt werden demnach die Werte der Demokratie beschwört, diese aber gleichzeitig immer dann verraten, wenn es darauf ankommt.

Michael Tsambikakis/Matthias Jahn (Hg.): Zeugen der Verteidigung. 25 Anwaltspersönlichkeiten erzählen. 2. Aufl., Köln: Carl Heymanns 2022, 310 Seiten, 29 Euro

25 imposante Persönlichkeiten erzählen von ihrer rechtsanwaltlichen Tätigkeit als „Zeugen der Verteidigung“ und nehmen die Leserinnen und Leser mit auf eine spannende Reise durch ein knappes halbes Jahrhundert. „Strafverteidigung ist Kampf“: An diese Worte knüpft das Buch von Prof. Matthias Jahn, Leiter der Forschungsstelle für Recht und Praxis der Strafverteidigung (RuPS) der Goethe-Universität und im zweiten Hauptamt Richter am Oberlandesgericht Frankfurt, und Prof. Michael Tsambikakis (Universität Passau) an. In Form einer „oral history“ wird die Geschichte der modernen Strafverteidigung Deutschlands nachgezeichnet. Die 25 zu Wort kommenden Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger berichten von diesem ganz persönlichen „Kampf“ – ihrem bestmöglichen Einsatz vor Gericht und der Bereitschaft, für die Wahrung der Rechte der Beschuldigten zur Not auch in den Konflikt mit dem Staat zu gehen.

Saul Friedländer, Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Dan Diner: Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust. München: C. H. Beck 2022; 94 Seiten, 12 Euro

Die Erinnerung an den Holocaust in Deutschland steht plötzlich in der Kritik. Was eben noch als eine politische und gesellschaftliche Errungenschaft galt, verstehen manche nun als einen „Katechismus“, der den Deutschen aufgezwungen sei und über dessen Einhaltung „Hohepriester“ wachten. Seine wahre Funktion sei es, andere historische Verbrechen auszublenden und dem Mord an den Juden eine übertriebene Rolle im kollektiven Gedächtnis der Deutschen einzuräumen. Dieser Band tritt solchen Thesen entgegen. Prof. Sybille Steinbacher (Direktorin des Fritz Bauer Instituts u. Professorin an der Goethe-Universität), Prof. Saul Friedländer (u.a. Uni Tel Aviv), Prof. Norbert Frei (Uni Jena) und Prof. Dan Diner (Uni Leipzig) zeigen aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven, warum das Argument der Präzedenzlosigkeit des Holocaust historisch gut begründet ist. Zugleich machen sie deutlich, dass die Erinnerung insbesondere an die Kolonialverbrechen einen größeren Platz erhalten sollte, ohne deshalb die kritische Auseinandersetzung mit dem Holocaust beiseitezuschieben. Mit einem kurzen Text „Statt eines Vorworts“ eröffnet Prof. Jürgen Habermas (Emeritus der Goethe-Universität) den Band.

Werner Mäntele: Elektrosmog und Ökoboom. Ein naturwissenschaftlicher Blick auf populäres Halbwissen. Berlin/Heidelberg: Springer 2021; 200 Seiten, 22,99 Euro

Prof. Werner Mäntele leitete von 1997 bis 2018 das Institut für Biophysik an der Goethe-Universität. In seinem Buch beschäftigt er sich den Gefahren durch Elektrosmog, Gentechnik und Radioaktivität. Sind die Risiken durch Feinstaub und Stickoxide in unseren Städten tatsächlich so groß, wie oft behauptet wird, fragt Mäntele? Gibt es Gründe zu glauben, dass Funkmasten und Hochspannungsleitungen unsere Gesundheit gefährden? Das Buch möchte den Leserinnen und Lesern dabei helfen, den Hintergrund der befürchteten Risiken zu verstehen und mögliche Gefahren, aber auch Chancen richtig einzuordnen. Von der Mobiltelefonie über die Energiewende bis zur Gentechnik behandelt das Buch Themen, die in der Gesellschaft sehr kontrovers und teilweise emotional diskutiert werden. Der Autor führt durch die wissenschaftlichen Grundlagen und klärt mit Augenzwinkern über populäre Irrtümer und Fehlvorstellungen auf.

Luciano Rezzolla: Die unwiderstehliche Anziehung der Schwerkraft – Eine Entdeckungsreise zu den Schwarzen Löchern. München: C. H. Beck 2021; 269 Seiten, 24 Euro

Prof. Luciano Rezzolla, Professor für Astrophysik an der Goethe-Universität, nimmt in seinem Buch die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise zu den tiefsten Geheimnissen des Kosmos, um das so erstaunliche wie rätselhafte Phänomen der Schwerkraft zu erkunden. Warum fällt ein Apfel vom Baum, anstatt in den Weltraum zu schweben? In der Schule wurde uns beigebracht, dass die Gravitation die Kraft ist, die uns und auch die Dinge an der Oberfläche unseres Planeten festhält, während er um sich selbst und um die Sonne rotiert. Doch unser Körper war mit der Schwerkraft schon lange zuvor vertraut, wie der Klammerreflex zeigt, mit dem das neugeborene Kind auf eine mögliche Bedrohung reagiert. Mit den Jahren lernen wir, mit der Schwerkraft umzugehen, und träumen zuweilen davon, sie zu überwinden. Doch ihre unwiderstehliche Anziehung reicht weit über unseren Planeten hinaus – bis hin zu dem geheimnisvollen Phänomen Schwarzer Löcher, die in ihrer Umgebung eine ungeheure Gravitation erzeugen.  

Hartmut Leppin, Die frühen Christen. Von den Anfängen bis Konstantin. 3. Aufl., München: C.H.Beck 2021;  512 Seiten, 29,95 Euro

Von dem Wirken der frühen Christen in der Welt, aber auch von den Irritationen, die sie bei Zeitgenossen auslösten, handelt dieses Buch von Prof. Hartmut Leppin, Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität. Es soll zugleich die modernen Leser irritieren: Die antiken Christen sind durch eine lebendige Erinnerung und durch ein gemeinsames textliches Erbe – die Bibel – eng mit der heutigen Welt verbunden, selbst für diejenigen, die dem christlichen Glauben fernstehen. Doch die sichtbare Nähe kann eine scheinbare sein. Vieles an den frühen Christen ist uns fremd und weit entfernt von dem, was heute als Christentum gilt. Dieser doppelten Irritation – aus der Sicht der Heutigen und der antiken Zeitgenossen – geht Leppin nach und lässt uns die Fremdheit eines nur scheinbar vertrauten Christentums erkennen. Zugleich fragt er danach, wie eine kleine, sozial schwache Gruppe aus der Peripherie sich ausbreiten konnte und welchen Herausforderungen ihre Angehörigen sich gegenübersahen.

Stephan Lessenich, Nicht mehr normal. Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs. Berlin: Hanser 2022; 160 Seiten, 23 Euro

Wie geht eine Gesellschaft damit um, dass nichts mehr normal ist? Prof. Stephan Lessenich, Direktor des Instituts für Sozialforschung und Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität, zeigt, wie die Überwindung einer überholten Normalität gelingen kann. Die Welt befindet sich im permanenten Ausnahmezustand. Nach der Finanzkrise, der Migrationskrise, der Klimakrise hat die Coronakrise den Alltag jedes Einzelnen erfasst. Und dann gibt es auch noch Krieg in Europa. Es wird immer deutlicher, dass die bewährte Normalität, nach der wir uns sehnen, nicht mehr zurückkehren wird. Stephan Lessenich analysiert die Reaktion unserer Gesellschaft auf ihre Krisen und denkt über die Fragen nach, die uns alle umtreiben. Wenn die alte Normalität nicht mehr trägt und auch nicht mehr zu ertragen ist: Was tritt dann an ihre Stelle? Und welche Dynamiken setzen ein, wenn gesellschaftliche Mehrheiten sich an Gewissheiten klammern, die immer drängender in Frage gestellt werden?

ORTSWECHSEL. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im MGGU. Herausgegeben von Iris Cramer, Katrin Kolk u. Birgit Sander im Auftrag der Deutschen Bundesbank und der Goethe-Universität Frankfurt am Main. 2022, 120 Seiten, 10 Euro, per Mail zu bestellen unter bestellungen@mggu.de

Der Katalog ist zur aktuellen Ausstellung „ORTSWECHSEL“ im Museum Giersch der Goethe-Universität erschienen. Die seit über 60 Jahren bestehende Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank gastiert momentan im MGGU. Diese erste museale Präsentation der bedeutenden Notenbanksammlung gibt mit einer Auswahl von ca. 90 Kunstwerken einen markanten Überblick über die Sammlung von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart – darunter Werke von Künstler*innen wie Georg Baselitz, Rupprecht Geiger, Isa Genzken, Katharina Grosse, Ernst Wilhelm Nay oder Jorinde Voigt. Eine thematische Gliederung in den Räumen des MGGU lässt ungewöhnliche Dialoge und Spannungsfelder entstehen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 8. Januar 2023 im MGGU. Für Studierende und Mitarbeitende der Goethe-Universität ist der Eintritt bei Vorlage einer gültigen GoetheCard kostenfrei!

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