Private Verschuldung produziert einerseits Wachstum und Wohlstand, mündet aber auch in sozialen und ökonomischen Verwerfungen. In den letzten Jahrzehnten stieg vielerorts private Verschuldung außerordentlich an und führte letzten Endes zur Finanzkrise. Das Schuldenwachstum betraf zahlreiche Industrieländer und war keine US-amerikanische Eigenheit. Sie trug schließlich einerseits zu finanzieller Instabilität und andererseits zu prekären Bedingungen für soziale Teilhabe bei.
Von diesem sogenannten „Pumpkapitalismus“ meinte man in Deutschland wenig zu spüren, wo man sich im Vertrauen auf den konservativen privaten Kreditnehmer von turbulenten Immobilien- und Konsumentenkreditmärkten anderer Ökonomien fern wähnte. Die Privatverschuldung in Deutschland stagnierte in den 2000er Jahren und hob sich deutlich vom internationalen Trend ab.
Mertens entwirft in seiner Ausarbeitung das Bild einer gedämpften Finanzialisierung in der deutschen Ökonomie, die durch Export und Sparen geprägt ist. Er lädt ein, Schulden nicht allein als Ergebnis kultureller Dispositionen zu betrachten, sondern als Phänomen, das mit gesellschaftlichen Regelsystemen, politischen Weichenstellungen und wirtschaftlicher Entwicklung in kapitalistischen Ökonomien verknüpft ist.
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Daniel Mertens ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Internationale Beziehungen und Internationale Politische Ökonomie der Goethe-Universität.
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Privatverschuldung in Deutschland
Campus Verlag 2015, Frankfurt am Main
387 Seiten, kartoniert, 39,90 Euro[/dt_call_to_action]