Am Freitag, 12. Juli, haben Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig und der Vizepräsident der Goethe-Universität Ulrich Schielein eine Gedenktafel am Casino-Gebäude auf dem Uni-Campus Westend der Öffentlichkeit übergeben. Sie erinnert an die Opfer des Anschlages der linksextremistischen sog. Roten Armee Fraktion (RAF) auf das damalige Hauptquartier der US Army vom 11. Mai 1972. Neben Dr. Ina Hartwig und Ulrich Schielein sprach der stellvertretende Ortsvorsteher Axel Kaufmannn für den Ortsbeirat 2, der die Gedenktafel angeregt hat, ein Grußwort. Der Leiter des Universitätsarchivs Frankfurt am Main PD Dr. Michael Maaser gab eine kurze historische Einführung.
Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Die sogenannte Rote Armee Fraktion begegnete den komplexen gesellschaftlichen Widersprüchen und Diskursen der Bundesrepublik mit einem mörderischen, radikal dichotomen Weltbild. Wer als Gegner ausgemacht wurde, galt ihr ohne Ansehen der Person als legitimes Ziel tödlicher Gewalt. Mit der Gedenktafel am historischen Schauplatz des Anschlags vom 11. Mai 1972 benennen wir die Opfer der Tat konkret und brechen diese Logik der Entmenschlichung. Künftig ist der Name von Oberstleutnant Paul A. Bloomquist, der als Angehöriger der US Army an dieser Stelle ermordet wurde, hoffentlich vielen Angehörigen der Universität ein Begriff und tritt aus der abstrakten Gruppe der Opfer hervor.“
Ulrich Schielein, Vizepräsident der Goethe-Universität: „Der Campus Westend ist in vielerlei Hinsicht ein geschichtsträchtiger Ort. Uns als Universität ist wichtig, dass alle Schichten der Erinnerung sichtbar sind, auch an den Terror der 70er Jahre. Wir an der Goethe-Universität leben den Gegenentwurf zur RAF-Denkweise, die Terror und Gewalt im Namen einer höheren Moral legitimiert: Wir lehren und lernen tagtäglich, unterschiedliche Sichtweisen und Dispute im Diskurs und mittels wissenschaftlicher Methoden gewaltfrei zu lösen.“
Ortsvorsteher Thomas Gutmann: „Bis heute erinnerte vor Ort nichts daran, dass mitten im Westend im Jahr 1972 ein blutiger Terroranschlag einen Menschen das Leben kostete und 13 weitere verletzte. Es war uns als Ortsbeirat wichtig, dieses Ereignis, das nicht nur für die Geschichte Frankfurts, sondern auch die der Bundesrepublik von großer Bedeutung ist, dauerhaft im kollektiven Gedächtnis zu verankern. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender politischer Gewalt hat das mahnende Gedenken an den Terror der RAF große Relevanz und Aktualität.“
Der heutige Uni-Campus um das historische IG Farben Gebäude wurde von 1945 bis 1995 von der US Army als Hauptquartier genutzt. Beim Anschlag vom 11. Mai 1972 kam ein Mensch ums Leben, 13 weitere wurden verletzt. Die Rote Armee Fraktion begründete ihn mit dem durch die US-Armee geführten Vietnamkrieg.
Die Tafel trägt folgende Inschrift:
„Den Opfern des Anschlags vom 11. Mai 1972 zum Gedenken
An dieser Stelle verübte die linksextreme Rote Armee Fraktion einen Terroranschlag auf Soldaten des V. US-Korps, welches das ehemalige I.G. Farben-Gelände als Hauptquartier nutzte. Dabei kam Oberstleutnant Paul A. Bloomquist ums Leben, 13 weitere Menschen wurden verletzt.“
Quelle: Pressemitteilung, Stadt Frankfurt, 12. Juli 2024