Mitte Mai fand auf dem Campus Westend die mittlerweile 24. SKEPKON- Konferenz der GWUP statt. GWUP steht für „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V.“ Wenngleich dieses Namensmonstrum etwas trocken klingen mag, erfreuen sich die Konferenzen mittlerweile eines riesigen Zulaufes. Das Themenspektrum reicht von Medizin und Pharmazie über Pädagogik, Kulturwissenschaften bis hin zu Esoterik und Glaubensfragen.
Auf ebenso seriöse wie auch unterhaltsame Weise werden aktuelle pseudo-und parawissenschaftliche, esoterische und alltägliche Phänomene untersucht. Zudem bringen illustre Redner wie der bekannte Pathologe Mark Benecke sogar etwas TV-Glamour in den Hörsaal. Dr. Stephanie Dreyfürst, eine der beiden Leiterinnen des Schreibzentrums an der Goethe-Universität, engagiert sich seit einigen Jahren bei der GWUP, sitzt mittlerweile im Bundesvorstand und referiert auf den Veranstaltungen über Themen wie „Galileos Finger und Einsteins Pantoffeln“.
So lautete der Titel ihres Vortrages auf der letzten Konferenz über die „quasi-religiöse Verehrung von Gelehrten“. »Skepsis« im Dienste des Verbrauchers Es geht dem 1987 gegründeten Skeptiker-Verein darum, an der Grenze zwischen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Modellen und Behauptungen aufklärerisch zu wirken. Über 1.300 Mitglieder zählt die GWUP mittlerweile. In Roßdorf bei Darmstadt ist der Sitz des „Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken“, vier Mal im Jahr erscheint die Zeitschrift SKEPTIKER.
Dreyfürst vergleicht das Selbstverständnis der GWUP mit dem des Deutschen Konsumentenbundes, des Verbraucherschutzes oder der Stiftung Warentest. So können Interessierte mit eigenen Fragen und Interessen an die GWUP herantreten. Die Skeptikerbewegung, erläutert Dreyfürst, ist ein weltweites Netzwerk. Falls ein Themengebiet zu komplex ist, um es von einzelnen Forschern behandeln zu lassen, werden auch mal mehrere Koryphäen hinzugezogen.
„Wer eine Anfrage an uns stellt, der kann sich sicher sein, dass wir ihm zumindest eine verlässliche Anlaufstelle nennen können.“ Durch die weltweite Vernetzung sei es auch möglich, komplexe und voraussetzungsreiche Themen wie den Klimawandel zu behandeln. Viele Anfragen speisen sich aber auch aus Debatten im Internet, wo beispielsweise Theorien zu rätselhaften „Chem-Trails“ am Himmel kursieren. Aufklärung tut not in diesen oftmals emotionalisierten und ideologisierten Diskussionen, auch weil diejenigen, die diese Verschwörungstheorien in die Welt setzen, versuchen, mit krudem Fachjargon und nebulösen Querverweisen Eindruck zu schinden.
Keineswegs möchte der Verein den Eindruck vermitteln, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. „Im Unterschied zu esoterischen Erklärungsmodellen haben wir es in der Wissenschaft mit Theorien und Hypothesen zu tun, die laufend im fachlichen Diskurs hinterfragt werden müssen.“ Wer einfache Antworten suche, werde da natürlich enttäuscht. Die Gier der Massenmedien nach neuen bahnbrechenden Entdeckungen besonders im Bereich Medizin und Gesundheit trage oft dazu bei, dass komplexe Forschungsansätze und -erkenntnisse trivialisiert und vereinfacht würden.
Eine kürzlich von einem Forscher aus aufklärerischen Motiven veröffentliche ‚Fake‘-Studie, nach der Schokolade schlank mache, habe diesen Effekt leider wieder deutlich vor Augen gestellt. Auch ein Vermittlungsproblem Dass die Öffentlichkeit sich oftmals schwertut, die Aufgaben von Forschung richtig einzuschätzen und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen richtig umzugehen, müsse aber auch an den Hochschulen kritisch reflektiert werden. So sieht Dreyfürst durchaus Forscherinnen und Forscher in der Pflicht, ihre Arbeit für Laien transparenter zu machen.
Spezialisten seien heute zunehmend gefragt, keine Generalisten. Und viele Forscher scheuten angesichts unsicherer Beschäftigungsverhältnisse davor zurück, im öffentlichen Diskurs eine starke und eindeutige Meinung zu vertreten. Wissenschaft sollte darüber hinaus aber auch unterhaltend sein, so Dreyfürst. Als Germanistin und Schreibforscherin interessiert sie sich besonders für narrative Darstellungsformen. „Was in manchen Disziplinen auf den ersten Blick vielleicht als abseitig oder trocken wirkt, enthält hochspannende Geschichten.
Diese anschaulich und auch unterhaltsam zu erzählen kann erlernt werden. Vielleicht sollten sich Wissenschaftler einfach dazu verpflichten, nicht nur in wissenschaftlichen Journals für ihre Peers, sondern auch mal in populärwissenschaftlichen Magazinen für das breite Publikum zu schreiben.“