Gemeinsam mit dem Musiknetzwerk „We Speak Musik“ untersucht das Institut für Psychologie der Goethe-Universität seit April 2017, inwieweit Musik als Medium der Integration Geflüchteter fungieren kann.
In einer Gruppe gemeinsam Musik zu machen, das belegen vergangene Studien, kann den Integrationsprozess fördern und gleichzeitig die Verarbeitung von Stress unterstützen. Das aktuelle Projekt soll nun untersuchen, ob sich gemeinsames Musizieren förderlich auf emotionale Lernprozesse junger Geflüchteter auswirkt und deren gesellschaftliche Eingliederung positiv beeinflussen kann.
Projektinitiator und -leiter ist Prof. Dr. Stephan Bongard, Abteilung für Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik des Instituts für Psychologie der Goethe-Universität. Er verbindet im Rahmen des Forschungsvorhabens die beiden Schwerpunkte seiner bisherigen Arbeit:
Musikpsychologie der Stress- und Emotionsregulation und differentielle Aspekte von Migrationsund Akkulturationsbelastungen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Den Abschluss der ersten Phase des Forschungs- und Musikprojekts bildete am 23. November ein Konzert im Frankfurter Kunstverein, in dessen Rahmen die Teilnehmer der ersten Forschungskohorte zeigten, was sie in den vergangenen Monaten gelernt hatten.
Fünf Musikgruppen, zusammengesetzt aus einheimischen Frankfurtern und geflüchteten jungen Männern, hatten zuvor sechs Monate lang unter der Leitung von den Profi-Musikern Enrico De Meo, Martin Schäfer, Thomas Schmitt-Zijnen und Tony Clark Unterricht auf einem Instrument ihrer Wahl erhalten.
In den Räumlichkeiten der jeweiligen Flüchtlings-Sammelunterkünfte kamen MusikNovizen und Lehrer einmal die Woche zusammen, um unter teils schwierigen Bedingungen gemeinsam zu musizieren. Statt Deutschvokabeln standen ausnahmsweise neue Rhythmen und Melodien auf dem Programm.
Abstellräume wurden zu Proberäumen umfunktioniert, Gitarre, Keyboard und Cajon von den Betreibern der Unterkünfte sicher für die Jung-Musiker verwahrt. Im Januar 2018 startet das Projekt mit weiteren Musikgruppen der zweiten Kohorte in die nächste Runde.
Die vorläufigen Ergebnisse der ersten Phase sind vielversprechend, berichtet Projektmitarbeiterin Dipl.-Psych. Jasmin Chantah: „Die von uns erhobenen Daten deuten bisher darauf hin, dass das subjektive Stresserleben durch die Teilnahme an den Musikgruppen abnahm.
Auch liegen erste Hinweise darauf vor, dass psychische Belastungen bei den Musikgruppenteilnehmern stärker zurückgingen als unter normalen Bedingung und auch gesundheitsförderliche, kulturelle Anpassungsprozesse durch gemeinsames Musiklernen unterstützt werden.“
[Autorin: Emily Frankenberg]
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Dieser Artikel ist in der Ausgabe 6.17 (PDF-Download) des UniReport erschienen.