Pilotmonitor politische Bildung vorgestellt

Eine funktionierende Demokratie braucht politische Bildung. In Zeiten fundamentaler Umbrüche gilt dies mehr denn je. Bislang fehlt es jedoch an belastbaren Daten zu Gelegenheitsstrukturen, Prozessen und Ergebnissen. Der Pilotmonitor politische Bildung schlägt vor, wie diese Lücke geschlossen werden kann. Er wurde im Rahmen des von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) geförderten Projekts Machbarkeitsstudie Monitor Politische Bildung erarbeitet. Der Pilotmonitor politische Bildung steht ab sofort zum freien Download bereit. 

Der Pilotmonitor politische Bildung liefert vergleichbare Indikatoren darüber, wie Lernende politische Bildung erfahren, Organisationen diese umsetzen und Bildungspersonal darauf vorbereitet wird, politische Bildung zu vermitteln. In den vier Bereichen Schule, Hochschule, Lehrkräftebildung der zweiten und dritten Phase sowie außerschulische Bildung analysiert der Pilotmonitor vorliegende und eigens erhobene Daten. Dabei wird klar, wo zentrale Schnittstellen zwischen den untersuchten Bildungsbereichen liegen, und wo weitere Informationen erforderlich sind. 

Das Verbundprojekt wird seit 2021 unter gemeinsamer Leitung von Prof. Dr. Hermann Josef Abs (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Tim Engartner (Universität zu Köln), Prof. Dr. Reinhold Hedtke (Universität Bielefeld) und Prof. Dr. Monika Oberle (Goethe-Universität Frankfurt am Main) durchgeführt.

Ausgewählte Ergebnisse:

Lernende an allgemein- und berufsbildenden Schulen haben je nach Bundesland und Schulart sehr unterschiedliche Möglichkeiten, politische Bildung zu erfahren. Das politische Wissen von Schüler/-innen hängt stark vom Anforderungsniveau der Schule sowie von Bildungsabschluss, Elternhaus und (internationaler) Herkunft ab. Für sozioökonomisch benachteiligte Gruppen ist der Zugang zu politischer Bildung quantitativ und qualitativ meist reduziert.

Es gibt an Hochschulen bislang kaum institutionalisierte Orte, an denen sich Studierende gezielt für eine Lehrtätigkeit im Bereich der außerschulischen politischen Bildung qualifizieren können. Im Rahmen der Fachlehrkräftebildung konzentrieren sich Hochschulen auf unterrichtliche politische Bildung. Dagegen lernen Lehrkräfte aller Fächer im bildungswissenschaftlichen Studium nur unzureichend, inwiefern sie politisch bildend tätig werden können und müssen.

Angesichts eines außerordentlich hohen Anteils an fachfremd erteiltem Politikunterricht an Schulen kommt der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften eine besondere Bedeutung zu. Der Pilotmonitor zeigt allerdings, dass die Ausbildung von Quer- und Seiteneinsteiger/-innen sowie die Weiterbildung aktiver Lehrkräfte ohne fachspezifische Lehrbefähigung im Vergleich zur regulären Lehrkräfteausbildung inhaltlich defizitär ist. Darunter leidet die Unterrichtsqualität der politischen Bildung. 

Im Bereich der außerschulischen politischen Bildung wurden neben Bundes- und Landeshaushalten auch Kernakteursgruppen analysiert. Die Dichte von Akteur/-innen und Bildungsräumen variiert regional. Die Vergütung der Lehrenden liegt erkennbar unter dem Niveau, das sie aufgrund ihrer formalen Qualifikation und ihrer Aufgaben üblicherweise erreichen können. Obwohl viele Angebote prinzipiell offen zugänglich sind, wird eine annähernd gleiche Bildungsteilhabe aller Bevölkerungsgruppen nicht erreicht.

Die Ergebnisse des Pilotmonitors zeigen die Bedeutung, aber auch die Herausforderungen der politischen Bildung in Deutschland. Aufbauend auf diesen Ergebnissen kann ein regelmäßig wiederkehrendes, datenbasiertes und bereichsübergreifendes Monitoring der politischen Bildung künftig:

  • Herausforderungen für die Entwicklung politischer Bildung frühzeitig identifizieren,
  • die politische Responsivität mit Blick auf Bedarfe der politischen Bildung erhöhen,
  • Datendefizite aufzeigen und eine konsistentere Datengenerierung anstoßen sowie
  • vertiefende Studien im Kontext der nationalen Bildungsberichterstattung initiieren.

Der Pilotmonitor politische Bildung wurde am 10. Juni 2025 in der Leibniz-Gemeinschaft Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt und steht ab sofort zum freien Download bereit.

Weitere Informationen unter bericht-pb.de

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