Transformationen und ihre Folgen in der Region  

IWAK der Goethe-Universität begleitet im Auftrag des Hessischen Arbeitsministeriums Hessens erstes Reallabor im Main-Kinzig-Kreis

Das „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“: Kreisbeigeordneter Jannik Marquart (links), IWAK-Leiterin Dr. Christa Larsen (7. von links), Claudia Wesner (4. von links), Leiterin der Stabstelle Fachkräfte für Hessen und Walter Dreßbach (6. von rechts), Leiter des Referats für Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur, mit den Mitgliedern der Steuerungsgruppe. (Foto: Main-Kinzig-Kreis)

Unter realen Bedingungen und mit modernen Methoden wird im Main-Kinzig-Kreis erforscht, wie sich die Transformationsprozesse in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt auswirken werden. Ziel ist es, ein sogenanntes Transformationsökosystem aufzubauen. Wie dies genau vonstattengeht, ist bei einer gemeinsamen Veranstaltung von IWAK (Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität) und Arbeitsministerium vorgestellt worden. 

Demografischer Wandel, Krise der Automobil- und Zulieferindustrie, Digitalisierung – sie alle machen sich in den Regionen des Landes bemerkbar in Form von Engpässen bei Fach- und Arbeitskräften, neuen Qualifikationsanforderungen und Arbeitslosigkeit. Arbeitsmärkte und Wirtschaftsbereiche verändern sich rasch, und mit ihnen das Leben der Menschen vor Ort. In einigen Regionen Hessens ist dieser Strukturwandel schon weit fortgeschritten. Einbrüche in der Wirtschaftskraft und bei der Infrastruktur können die Folge sein. Um dem vorzubeugen, setzen sich immer mehr Entscheider damit auseinander und suchen nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Komplexität der Veränderungsprozessen ist dabei eine besondere Herausforderung.

Bisher einmalig in Hessen ist das Vorgehen im Main-Kinzig-Kreis. Dieser Kreis ist von der hessischen Landesregierung Ende 2023 als erstes „Reallabor“ ausgewählt worden. Dort wird unter wissenschaftlicher Begleitung systematisch erfasst, wie sich die einzelnen Transformationen nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Jahren auswirken werden.

Arbeitsministerin Heike Hofmann hat das Reallabor als Pilotprojekt beauftragt. „Wir wollen unter realen Bedingungen herausfinden, wie sich die Transformation vor Ort genau auswirkt und mit welchen Methoden man diese Wirkungen am besten erfassen kann“, so Hofmann. „Zugleich wollen wir geeignete Unterstützungsangebote aufbauen und auch hier unter realen Bedingungen herausfinden, wie effizient diese helfen und wo wir nachsteuern müssen. Wir gehen davon aus, dass wir aus dem Reallabor im Main-Kinzig-Kreis wichtige Erkenntnisse gewinnen können, die uns auch in anderen Regionen sehr gut unterstützen werden“, so Hofmann weiter.

Im Reallabor werden die in Skandinavien seit vielen Jahren genutzten Foresight- und Szenarioverfahren angewandt. Diese ermöglichen, einzuschätzen, wie sich beispielsweise Betriebe in einer bestimmten Branche in den kommenden zehn bis 20 Jahren entwickeln werden. Daraus werden dann Szenarien abgeleitet. „Im Main-Kinzig-Kreis wurde eine regionale Steuerungsgruppe gebildet, die sich diese Szenarien angeschaut hat. Dabei gab es einige Schreckmomente“, sagt Dr. Christa Larsen, Leiterin des IWAK, das das Reallabor wissenschaftlich begleitet. Aus den Szenarien gingen auch Hinweise darauf hervor, welche Bereiche im Main-Kinzig-Kreis eine gute Alternative für die Zukunft sein könnten – zum Beispiel die Wertstoffkreislaufwirtschaft.  

Die regionale Steuerungsgruppe hat in den vergangenen Monaten intensiv gearbeitet. Nach der Lagebestimmung wurde ein sogenanntes Transformationsökosystem mit mehr als 300 Maßnahmen erstellt – für Betriebe, Beschäftigte, Betriebsräte aber auch Bürgermeister, die über die Entwicklung ihrer Gewerbegebiete zu entscheiden haben. Anfang 2025 soll das System digitalisiert sein, so dass verschiedene Nutzer Zugriff haben. „Dies war eine großartige Leistung der Steuerungsgruppe, die in nur wenigen Monaten erbracht wurde“, sagt Jannik Marquart, Wirtschaftsdezernent des Kreises. „Wir werden die regionale Steuerungsgruppe verstetigen, so dass wir kontinuierlich Feedback dazu erhalten, wie gut unsere Angebote passen und wo Veränderungen notwendig sind.“ Alle Organisationen von den Sozialpartnern über Bildungsträger und die Arbeitsagentur, aber auch viele Ämter und die Kammern hätten sich zur Umsetzung der Maßnahmen verpflichtet, das sei beeindruckend.

Bei der heutigen Vorstellung der Erkenntnisse aus fast einem Jahr Reallabor im Main-Kinzig-Kreis informierten sich mehr als 200 Personen und lernten die am Reallabor beteiligten Akteure kennen. Kontakte zum Erfahrungsaustausch wurden geknüpft, denn auch andere Regionen in Hessen sind massiv vom Strukturwandel betroffen. „Die Goethe-Universität leistet sehr gern einen Beitrag, damit die Regionen besser mit Transformationen umgehen kann. Indem wir Reallabore wissenschaftlich begleiten, bringen wir unsere Expertise in die Entwicklung der Gesellschaft von morgen ein“, stellt Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt a. M. fest.  

Weitere Informationen und Interviewanfragen
Dr. Christa Larsen
Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK)
Goethe University Frankfurt
Telefon 069 798-22152
E-Mail: C.Larsen@em.uni-frankfurt.de

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