Universitätsbibliothek erwirbt einzigartiges Künstlerbuch

Die Künstlerin Thea Schleusner montierte aus Literatur und eigenen Illustrationen ein expressionistisches Unikat.

Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg hat ein expressionistisches Künstlerbuch mit herausragenden künstlerischen und literarischen Bezügen erworben. Das unikale Buch enthält Rainer Maria Rilkes „Märchen von den Händen Gottes“ aus der Sammlung „Geschichten vom lieben Gott“. Das Besondere: Die Malerin Thea Schleusner (1879-1964) hat auf jeder Seite Originalaquarelle und aquarellierte Originalzeichnungen montiert. Alle Illustrationen wurden von der Künstlerin signiert.

Der Inhalt des schmalen, in grünes Wildleder mit farbigen Seidenvorsätzen gebundenen Bandes stellt eine kongeniale Symbiose von Text und Illustration in expressiver Gestaltung dar. Zusammen mit Grete Bloch (1892-1944), der bekannten Brieffreundin Franz Kafkas, eignete die Künstlerin Thea Schleusner dieses Unikat dem Ehepaar Erna und Julius Goldschmidt zu. Bloch arbeitete von 1915 bis 1934, zuerst als Privatsekretärin und später als Prokuristin, für die Berliner Maschinenbaufirma ADREMA, deren Geschäftsführer und Inhaber Julius Goldschmidt war. Bekannt wurde die Firma durch die Erfindung der Adressiermaschine. Das Akronym ADREMA steht für „Adressiere maschinell“.

Die in Wittenberg geborene Malerin Thea Schleusner studierte in Berlin und Paris, wo sie Kontakt zu Auguste Rodin, André Gide und Rainer Maria Rilke aufnahm. Nach Studienreisen in Italien und England begann sie 1901, in Berlin in ihrem eigenen Atelier zu arbeiten und war ab 1906 bis 1931 Mitglied des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Bekannt war Schleusner für ihre Porträts berühmter Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Mary Wigman oder Emil Nolde. Später folgten Buchillustrationen und Glasmalerei. Heute gehört sie, wie viele ihrer Zeitgenossen, zur sogenannten „Verschollenen Generation“: Künstler, deren meist expressionistische Werke in der Zeit des 2. Weltkrieges zerstört wurden oder die als „entartet“ galten und nach 1945 weitgehend von vorn anfangen mussten.

Das Künstlerbuch stellt eine wertvolle Ergänzung der Sammlung von rund 2000 Künstlerbüchern und Pressendrucken dar und wird unter der Signatur „Wmq 1695“ im Wertmagazin der UB aufbewahrt. Interessierte können das Werk über das Suchportal zur Einsicht in den „Lesesaal Spezialsammlungen“ bestellen.

Quelle: Pressemitteilung der Goethe-Uni vom 25. Oktober 2018

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