Die Präsidenten der Technischen Universität Darmstadt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie die Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt haben eine länderübergreifende Rahmenvereinbarung zur noch intensiveren Zusammenarbeit unterzeichnet. In dieser strategischen Allianz mit rund 107.400 Studierenden, 1.440 Professuren und aktuell mehr als 70 Kooperationen werden die drei Rhein-Main-Universitäten ihre bereits bestehende Zusammenarbeit in Forschung, Lehre, wissenschaftlicher Weiterbildung und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses weiter ausbauen und nachhaltig etablieren. Die Landesregierungen in Hessen und Rheinland-Pfalz unterstützen das Vorhaben.
Mit dem nun abgeschlossenen trilateralen Abkommen wollen die drei Rhein-Main-Universitäten ihre Stärken gezielt bündeln, die komplementären Profile gemeinsam weiterentwickeln und die Studienmöglichkeiten für ihre Studierenden erweitern. Als zentrale wissenschaftliche Akteure wollen sie die Entwicklung der Wissenschaftsregion Rhein-Main insgesamt befördern und deren internationale Sichtbarkeit und Attraktivität stärken. Das Rhein-Main-Gebiet positioniert sich mit den Rhein-Main-Universitäten als leistungsstarker Wissenschaftsstandort: Nach den Zahlen des jüngsten Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gehören die drei Rhein-Main-Universitäten gemeinsam hinsichtlich ihrer Drittmitteleinwerbung in den zentralen Wissenschaftsbereichen sowie hinsichtlich der gesamten Drittmitteleinwerbung von über 450 Millionen Euro pro Jahr zu den fünf führenden Wissenschaftsregionen Deutschlands. Mit 31 ERC-Förderungen – den höchstdotierten Förderpreisen der EU – hat der Europäische Forschungsrat (ERC) von 2007 bis 2013 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Darmstadt, Frankfurt und Mainz ausgezeichnet.
Vier Exzellenzcluster, drei Exzellenzgraduiertenschulen und 27 Sonderforschungsbereiche der DFG belegen eindrucksvoll die Forschungsleistung der drei Universitäten. Hierbei spielt die enge Zusammenarbeit mit den 20 Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft sowie der Akademien in der Rhein-Main-Region eine wichtige Rolle.
Dazu der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein: „Mit dieser Kooperation über Ländergrenzen hinweg heben wir eine wissenschaftspolitische Innovation aus der Taufe. Die angestrebte Zusammenarbeit in Lehre, Studium, Forschung, Administration sowie Strukturentwicklung halte ich für ausgesprochen gelungen und danke den drei Universitäten für ihre Initiative. Dank der neuen Kooperation geben wir der positiven Entwicklung der Wissenschaftsregion Rhein-Main einen weiteren Schub.“
Die rheinland-pfälzische Landesregierung begrüßt die Initiative der drei Universitäten ebenfalls ausdrücklich. „Die verstärkte Kooperation bietet hervorragende Chancen, einen noch leistungsfähigeren Bildungs-, Innovations- und Forschungsraum zu schaffen. Dadurch wird das Rhein-Main-Gebiet, das als wirtschaftliches Zentrum bereits zu den Global Playern zählt, national und international auch als Wissenschaftsregion noch stärker sichtbar und es kann leichter gelingen, noch mehr kluge Köpfe hierher zu holen und hier zu halten“, betont die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Vera Reiß.
Über 70 Projekte und fächerspezifische Verbünde
Bereits im Jahr 2004 wurde die erste Rahmenvereinbarung zwischen den Universitäten Frankfurt und Mainz unterschrieben; seither sind auch jeweils bilaterale Abkommen mit der TU Darmstadt abgeschlossen worden. Die drei Universitäten haben inzwischen in mehr als 70 Projekten und fächerspezifischen Verbünden reichlich Kooperationserfahrung gesammelt. Es gibt gemeinsam getragene Exzellenzcluster, Sonderforschungsbereiche, Studiengänge, Akademienprojekte und Graduiertenkollegs, die kooperierenden Fächer reichen von Politikwissenschaft bis Kernphysik und von Neurobiologie bis Informatik. Die bearbeiteten Themen kommen aus dem gesamten Spektrum der Disziplinen der Rhein-Main-Universitäten – von der Medizin über die Naturwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften bis zu den Ingenieurwissenschaften.
TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel: „Hier schließen sich Partner zusammen, die sich bereits gut kennen und zueinander passen – international renommierte Forschungsuniversitäten in der Region Rhein-Main, einander ergänzende Fächerspektren, erfolgreich entwickelte Kooperationen. Die neue Rahmenvereinbarung eröffnet viele neue Chancen, um für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Studierenden einen Zusatznutzen zu schaffen.“ TU-Präsident Prömel hebt auch weitere gemeinsame Chancen und Potenziale für zukunftsträchtige Forschungsfelder hervor: „Wir können als Rhein-Main-Universitäten die großen wissenschaftlichen Herausforderungen gezielter angehen, indem wir unsere spezifischen Stärken etwa in der Medizin und den Ingenieurwissenschaften oder in der Informatik und den Geisteswissenschaften intelligent zusammenführen.“
Geografische Lage als Standortvorteil
In der geografischen Lage der Rhein-Main-Universitäten sieht der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, einen entscheidenden Standortvorteil: „Die strategische Partnerschaft der drei Universitäten profitiert erheblich von der räumlichen Nähe der Universitätscampi und der außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie von der sehr gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur der Region Rhein-Main. Kurze Wege von einer guten halben Stunde per Auto oder S-Bahn zwischen den jeweiligen Universitäten erleichtern den Austausch von Wissen inmitten einer der bedeutendsten deutschen Metropolregionen – und das über Ländergrenzen hinweg. Damit herrschen in der Rhein-Main-Region mindestens vergleichbare Standortbedingungen wie in manchen Großstädten, in denen mehrere Universitäten und außeruniversitäre Einrichtungen zwar in einer Stadt, aber oft in signifikanter räumlicher Entfernung zueinander angesiedelt sind.“
Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, sagt: „Die drei Universitäten können viel voneinander lernen und unterm Strich gemeinsam mehr erreichen als jeweils einzeln. Wir haben aber nicht nur ein natürliches Interesse an einer noch engeren Kooperation untereinander, sondern laden auch potentielle Partner aus Wissenschaft und Gesellschaft zur projektbezogenen Zusammenarbeit ein. So lassen sich die Stärken unserer Allianz noch beträchtlich erweitern.“
Mit dem trilateralen Abkommen bekräftigen die Universitäten, dass sie im Rahmen von nationalen wie internationalen Förderprogrammen gemeinsame Forschungsprojekte und strategische Verbünde beantragen werden. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs wollen die Partneruniversitäten gemeinsame Bewerbungen um drittmittelgeförderte Graduiertenprogramme voranbringen und die Vernetzungsmöglichkeiten verbessern.
Von Vorteil ist die Rahmenvereinbarung auch für die Studierenden der drei Universitäten: Sie können die Infrastruktur – etwa die Bibliotheken – aller Universitäten nutzen; der Erwerb eines Teils der Studien- und Prüfungsleistungen an einer der anderen Universitäten soll leichter werden. Weitere gemeinsame Studiengänge der Rhein-Main-Universitäten sind geplant. Lehrende einer Universität haben die Möglichkeit, auch an einer weiteren Rhein-Main-Partneruniversität zu lehren und Prüfungen abzunehmen. Die Beschäftigten der Universitäten sollen die jeweiligen Weiterbildungsangebote verstärkt wechselseitig nutzen können.
Um die strategische Entwicklung der Partnerschaft zu befördern, haben die Präsidentin und die Präsidenten einen Initiativfonds aufgesetzt, mit dem sie neue Kooperationen gezielt anstoßen wollen. Zugleich ermuntern sie Fachbereiche und Einrichtungen ihrer Universitäten, weitere Felder der Zusammenarbeit zu erschließen.