Prof. Sabine Andresen und Prof. Vinzenz Hediger sind in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz aufgenommen worden. Die Pädagogikprofessorin und der Medienwissenschaftler, die beide an der Goethe-Universität forschen und lehren, werden ordentliche Mitglieder der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Sektion.
„Ich freue mich sehr, in eine so ehrwürdigen Akademie aufgenommen zu werden“, sagt Prof. Sabine Andresen. Dies sei auch für ihr Fach, die Erziehungswissenschaft, eine schöne Anerkennung. Der Kontakt zu Wissenschaftlern aus anderen Disziplinen und Forschungskontexten werde eine Bereicherung sein und neue Perspektiven eröffnen. Prof. Vinzenz Hediger ergänzt: „Es ist eine hohe Ehre, in eine Akademie aufgenommen zu werden, die von Alfred Döblin mit gegründet wurde und der neben vielen bedeutenden Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft auch Künstler-Gelehrte wie Hanns Zischler angehören. Ich verspreche mir, von ihnen allen in den nächsten Jahren viel zu lernen“, kommentiert der Filmwissenschaftler seine Aufnahme in die Akademie.
Viermal im Jahr finden an der Akademie Sitzungen statt, in denen sich alle Klassen zum fächerübgreifenden Diskurs treffen. Zudem gibt es öffentliche Vorträge und Diskussionsrunden, Symposien und Tagungen zu aktuellen Themen. Die offizielle Aufnahme der beiden Frankfurter Wissenschaftler in die Akademie wird am 21. April stattfinden. Auch andere Wissenschaftler der Goethe-Universität sind bereits Mitglied der Akademie: die Literaturwissenschaftlerin Prof. Anne Bohnenkamp-Renken, der Ethnologe Dr. Dominik M. Müller, der Philosoph Prof. Matthias Lutz-Bachmann, der Musikwissenschaftler Prof. Thomas Betzwiser, die Ökologin Prof. Katrin Böhning-Gaese und die Musikwissenschaftlerin Prof. Melanie Wald-Fuhrmann.
Sabine Andresen kam 1966 in Nordstrand zur Welt. Seit 2011 hat sie an der Goethe-Universität die Professur für Familienforschung und Sozialpädagogik am Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung inne. Andresen hat Geschichte, Deutsch und Musik für das Lehramt studiert und anschließend ein Diplompädagogik-Studium absolviert. Nach der Habilitation 2003 an der Universität Zürich war sie zunächst Professorin in Bielefeld, bevor sie nach Frankfurt wechselte. Sabine Andresen ist eine der führenden deutschen Forscherpersönlichkeiten im Bereich der Kindheits- und Familienforschung, Arbeitsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Vulnerabilität der Kindheit, der Ursachen und Auswirkungen von Armut und der sexuellen Gewalt in Kindheit und Jugend. Seit 2016 ist Sabine Andresen Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern leitet sie internationale Vergleichsstudien wie die Studie „Children’s Worlds“ oder die „World Vision Kinderstudie“.
Vinzenz Hediger, geboren 1969, arbeitet ebenfalls seit 2011 an der Goethe-Universität. Er ist Professor für Filmwissenschaft am Institut für Theater- und Film- und Medienwissenschaft. Nach dem Studium der Philosophie, Filmwissenschaft und Amerikanistik an der Universität Zürich wurde er mit einer Arbeit über den amerikanischen Kinotrailer seit 1912 promoviert. Nach Forschungsaufenthalten in den USA sowie Vertretungs- und Gastprofessuren in Bochum, Brünn, Berlin und Mailand erhielt er 2004 einen Ruf an die Ruhr-Universität in Bochum. Hedigers Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Filmtheorie, Filmgeschichte und Ästhetik. An der Goethe-Uni ist er Sprecher des von der Volkswagenstiftung geförderten Forschungszentrums für historische Geisteswissenschaften. Hediger ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des European Network for Cinema and Media Studies. Im vergangenen Wintersemester war er Senior Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilisophie der Bauhaus Universität Weimar.
Die Wurzeln der Mainzer Akademie, die ihren Sitz am Rande der Mainzer Oberstadt hat, reichen zurück bis ins Jahr 1700. Aus der damals vom deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz gegründeten „Kurfürstlich Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften“ wurde später die „Preußische Akademie der Wissenschaften“. Nach 1945 entstanden hieraus wiederum einerseits die „Akademie der Wissenschaften der DDR“ und die „Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz“. Im Geiste Leibniz‘ soll die Akademie dazu dienen, herausragende Wissenschaftler aller Disziplinen zur Förderung fächerübergreifender Spitzenforschung zusammenzubringen und den Dialog über wichtige Gegenwarts- und Zukunftsfragen zu befördern. Die Mainzer Akademie betreut derzeit 37 Projekte mit rund 200 Mitarbeitern in elf Bundesländern. Alleinstellungsmerkmal der Mainzer Akademie gegenüber anderen deutschen Akademien ist, dass sie außer einer mathematisch-naturwissenschaftlichen und einer geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse auch eine Klasse der Literatur und der Musik aufweist. Jede der drei Klassen kann bis zu 50 ordentliche Mitglieder aus ganz Deutschland wählen. Etliche Mitglieder der Mainzer Akademie sind vielfach ausgezeichnet, auch Nobelpreisträger waren darunter wie Niels Bohr, Otto Hahn, Konrad Lorenz, Heinrich Böll und Jean-Marie Lehn.