Woran forschen Sie?
Allgemein gesagt: an Struktur-Funktionsbeziehungen von Proteinen und ihren Komplexen. So befassen wir uns mit einem Protein, das in Eizellen für die Eliminierung geschädigter Zellen sorgt. Wir haben einen Teil dieses Qualitätskontrollmechanismus bereits entschlüsseln können. Unsere beiden anderen großen Forschungsgebiete sind Struktur und Funktion von Membranproteinen sowie die Funktion verschiedener Proteine bei der Autophagie – das ist quasi die Müllabfuhr der Zelle.
Was fasziniert Sie an der Goethe-Universität?
Gerade in meinem Forschungsgebiet gibt es hier eine kritische Masse und erstklassige Einrichtungen, um international kompetitive Forschung betreiben zu können. Wichtiger Faktor ist auch die enge Verzahnung mit den Max-Planck-Instituten auf dem Campus Riedberg. Der Stiftungscharakter der Goethe-Universität gibt uns zudem die Freiheit, etwa bei Berufungen flexibel und notfalls schnell zu handeln.
Wo sehen Sie den gesellschaftlichen Nutzen Ihrer Forschung?
Wir betreiben Grundlagenforschung, die enorm wichtig ist, um Zusammenhänge darzulegen, auf deren Grundlage dann gesellschaftsrelevante Produkte erst möglich werden. Wir haben zum Beispiel dazu beigetragen, zu verstehen, welcher Mechanismus hinter dem Phänomen der Unfruchtbarkeit von Frauen steckt, die eine Chemotherapie bekommen. Das kann zu besseren Behandlungsmethoden oder irgendwann einmal zu einem neuen Medikament führen.
Welche Vorbilder haben Sie inspiriert?
Zwei Wissenschaftler haben mich besonders geprägt und inspiriert: Gerhard Wagner und Frank McKeon von der Harvard Medical School in Boston. Ihre Integrität sowie ihre Fokussierung auf relevante wissenschaftliche Fragestellungen sind enorm schwierig zu erreichen. Man muss sich nämlich immer wieder fragen, ob die Beantwortung einer speziellen Frage wirklich das Wichtigste ist sowie sich ständig neu justieren, ohne Modetrends nachzulaufen.
Wie sollte moderne Wissenschaftskommunikation aussehen?
Gerade in der biomedizinischen Forschung sollte die Berichterstattung besonders offen und ehrlich sein und bei Laien keine unbegründeten Erwartungshaltungen wecken. Da ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Was gibt Ihnen die Wissenschaft?
Sie bietet mir die Möglichkeit, Beruf mit Berufung zu verbinden, und damit die Gelegenheit, einen Kindheitstraum fortzusetzen.
Welchen Einfluss hat die Persönlichkeit auf die Forschung?
Einen großen – aber meiner Meinung nach sind nicht bestimmte Persönlichkeitseigenschaften allgemein für Erfolg ausschlaggebend, mit zwei Ausnahmen: Neugierde und Frustrationstoleranz. Oftmals ist es auch erst die Kombination gänzlich unterschiedlicher Persönlichkeiten, die zum Erfolg führt.
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Goethe, Deine Forscher
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Frankfurt im Portrait
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