In Kalifornien wurde Prof. Kai Zacharowski von der Patient Safety Movement Foundation neben US-Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden für seinen wichtigen Beitrag zur Reduzierung vermeidbarer Patientensterbefälle ausgezeichnet.
Die Patient Safety Movement Foundation hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der vermeidbaren Todesfälle von Krankenhauspatienten weltweit bis zum Jahr 2020 massiv zu reduzieren. Daher zeichnet sie jährlich auf dem World Patient Safety, Science and Technology Summit die besten Ideen und Initiativen mit dem Humanitarian Award aus. Einer der insgesamt vier Preisträger für das Jahr 2015 ist Prof. Kai Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie des Universitätsklinikums Frankfurt. Er erhielt die Auszeichnung beim diesjährigen Kongress Ende Januar in Kalifornien für seine Forschung zu einem neuen System des Blutmanagements. Mit diesem werden die knappe Ressource Blut möglichst sparsam eingesetzt und gleichzeitig die Patientensicherheit erhöht. Neben dem Frankfurter Mediziner wurden der amerikanische Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden gemeinsam für ihren Einsatz zur Etablierung des flächendeckenden Krankenversicherungsnetzes geehrt. Die weiteren Preisträgerinnen sind Senatorin Barbara Boxer und Patientenaktivistin Alicia Cole.
Neuartiges Konzept mit großem Potenzial
Jeder 3. Patient, der zu einer OP ins Krankenhaus kommt, hat eine Blutarmut – eine sogenannte Anämie . Das führt das zu einem erhöhten Risiko für Komplikationen im Rahmen der Operation und der Nachversorgung. Denn aufgrund der verminderten Konzentration an Hämoglobin transportieren die roten Blutkörperchen weniger Sauerstoff. Die bisherige Lösung war in solchen Fällen die Gabe von Fremdblutkonserven. Allerdings können durch sie auch zusätzliche gesundheitliche Komplikationen wie zum Beispiel Nierenschädigungen auftreten.
Das von Prof. Zacharowski und seinem Team entwickelte Blutmanagementsystem hat das Potential, in zahllosen Fällen Schaden von Patienten abzuwenden. Das Modell beinhaltet drei Schritte: Man identifiziert jene Patienten, die ein erhöhtes Risiko einer Anämie haben. Die Hämoglobinwerte dieser Patienten werden vor der Operation durch die intravenöse Gabe von Eisen erhöht. Damit wird die Wahrscheinlichkeit minimiert, nach der Operation einen Schwellenwert zu erreichen, bei dem eine Bluttransfusion nötig wäre.
„Mit Hilfe dieses Ansatzes lassen sich bis zu 20 Prozent der Bluttransfusionen reduzieren, das Risiko akuter Nierenschädigungen und Kosten senken – ohne die Gesundheit des Patienten aufgrund einer möglichen Blutarmut zu gefährden. Darauf hinzuweisen, auch wenn es die bisherige Routine der Krankenhäuser infrage stellt, ist meine Aufgabe als Anwalt der Patienten“, so Prof. Zacharowski.
Sein leitender Oberarzt, Prof. Patrick Meybohm, ergänzt: „Wir haben hier in den USA eine Bühne für unsere Ergebnisse bekommen, die einen Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung der Blutarmut und deren Therapie bewirken kann.“
An dem Kongress nahmen 250 internationale Fachleute aus Medizin und Politik teil, unter anderem der ehemalige US-Präsident Bill Clinton sowie Thomas Zeltner, ehemaliger Direktor des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit und aktueller Sonderbeauftragter der WHO-Generaldirektorin. Die Studiengruppe um Prof. Zacharowski reiste aus Deutschland mit Vertretern aus vier Universitätsklinika an: Frankfurt, Bonn, Kiel und Münster. Die Gruppe beendete jüngst ihre gemeinsame Studie zum Patient Blood Management mit 129.000 Patienten.