Juliane Wolf, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Erziehungswissenschaften und Paralympics-Tischtennispielerin, ist für die Paralympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Eine verschleppte Corona-Erkrankung hat die Leistungssportlerin für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt.
Gerade war Juliane Wolf noch im Tischtennis-Trainingslager, nun verfolgt sie mit Spannung die politischen Entscheidungen: Können die Paralympischen Sommerspiele in Tokio stattfinden oder macht die weltweite Corona-Pandemie den Organisatoren nach der Verlegung im letzten Jahr zum wiederholten Mal einen Strich durch die Rechnung? „Die Spiele wären nicht nur für die Sportlerinnen und Sportler wichtig. Auch die Sportfans weltweit sehnen sich wieder nach spannenden Wettkämpfen“, sagt Juliane Wolf. Die Paralympics-Athletin, die am Bundesstützpunkt in Frankfurt trainiert, hatte sich im letzten Jahr über ihren Weltranglistenplatz für Tokio qualifiziert. Damals hätte sie wohl nicht gedacht, dass die Covid-19-Erkrankung einmal ihre eigene Teilnahme gefährden könnte. Im November des letzten Jahres spürt sie plötzlich beim Kochen einige Symptome: Zuerst riecht sie nichts mehr, dann kommen Schlappheit und Unwohlsein dazu. Ein Test am nächsten Tag bringt die schlimme Gewissheit: Sie ist an Covid-19 erkrankt, auch ihr Freund ist infiziert. Gemeinsam verbringt man die Zeit erstmal in Quarantäne und kümmert sich abwechselnd um die kleine Tochter. „Die Symptome waren bei mir nicht besonders ausgeprägt, ich hatte keinen Husten, war aber sehr müde“, erzählt Juliane Wolf. Nach der Quarantäne freut sie sich auf die Rückkehr in ihr normales Leben. Neben dem Leistungssport gibt Wolf Seminare in den Erziehungswissenschaften und promoviert zugleich bei Prof. Michael Urban am Institut für Sonderpädagogik zum Thema „Integrationshelfer an Schulen“. Doch sie merkt, dass sie nicht fit ist, auch die Videochats mit den Studierenden fallen ihr schwer.
Diese Schlappheit bleibt ihr bis Weihnachten erhalten, der jungen sportlichen Frau lässt ihr ungewöhnlicher Zustand keine Ruhe: Sie erfährt von einer Studie am Universitätsklinikum, bei der der Zusammenhang von Covid- 19 und Herzerkrankungen untersucht wird. Sie meldet sich für eine Magnetresonanztomographie an, das bittere Ergebnis: Die Corona-Erkrankung hat ihr Herz befallen, ein Verdacht auf Herzmuskelentzündung besteht. Sie darf erstmal nicht trainieren, eine zweite Untersuchung steht dann im Februar an. Nun können die Ärzte Entwarnung geben, sie ist wieder gesund, wenn auch immer noch geschwächt. „Ab Mitte Februar konnte ich endlich wieder trainieren, aber ich war zuerst meilenweit von meiner alten Kondition entfernt“, erzählt sie. Selbst im Trainingslager hat sie noch auf eine von drei Trainingseinheiten verzichtet. Juliane Wolf ist ein optimistischer Mensch und ist sich sicher, dass sie im Sommer wieder ihre alte Form zurückgewonnen hat. „In den Nachrichten häufen sich gerade wieder die negativen Meldungen zu den weltweiten Corona-Erkrankungen, aber ich bin nach wie vor zuversichtlich. Die japanischen Organisatoren haben angekündigt, dass keine ausländischen Besucher*innen ins Land gelassen werden sollen. Ich denke, das könnte ein gutes Konzept sein, um auf einer globalen Großveranstaltung eine weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern.“ Als Tischtennisspielerin freut sie sich besonders auf das fachkundige Publikum in Japan: „Japan ist nach China die Tischtennis-Nation Nr. 2, in den Hallen wird eine ganz besondere Atmosphäre anzutreffen sein.“ Im Rückblick ist Juliane Wolf sehr froh, dass ihre Corona-Erkrankung nicht noch schlimmer ausgefallen ist. „Eine Untersuchung hat aber ergeben, dass auch meine Lungen zumindest leicht befallen waren. Und immerhin bin ich Asthmatikerin, daher nehme ich das schon ernst“, betont sie. Bis heute sei zudem ihr Geruchssinn noch nicht vollständig wiederhergestellt. Sie appelliert an alle Hochschulangehörigen, auch an die jungen, sich an die Hygiene- und Abstandsregeln zu halten.
Wann sie geimpft wird, weiß sie noch nicht. Auch wenn in den Paralympics viele Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen Sport machen, bedeutet dies nicht automatisch einen früheren Impftermin: „Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat das so entschieden, damit nicht die Bevorzugung von Sportler*innen für böses Blut in der Gesellschaft sorgt.“ Juliane Wolf sieht sich auch als Botschafterin für Tischtennis – eine Sportart, die eher im Schatten von Fußball & Co steht. „Aber im Prinzip hat jeder schon mal zum Tischtennisschläger gegriffen. Ich freue mich über jede neue Platte, die auf einem Spielplatz errichtet wird. Sport ist gerade für junge Menschen sehr wichtig. Aber der Lockdown hat leider den Vereinssport etwas ausgebremst.“
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe 2/2021 (PDF) des UniReport erschienen.