Mehr Präsenzveranstaltungen vor allem in der Einstiegs- und Abschlussphase, für Labor- und Probenarbeit und für den Diskurs.
Im Wintersemester 2020/2021 soll der Präsenzbetrieb an den Hochschulen in Hessen behutsam erweitert werden. Weil allerdings an Hochschulen – anders als etwa an Schulen – viele Menschen in wechselnder Zusammensetzung an ganz unterschiedlichen Veranstaltungen teilnehmen, bleiben zum Schutz vor Corona weiterhin besondere Regeln nötig, die eine vollständige Rückkehr zum Normalbetrieb noch nicht zulassen. Das kommende Wintersemester wird daher ein Hybridsemester, also eine Kombination aus Präsenz- und Online-Lehre sein. Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat dazu ein mit den Hochschulpräsidien abgestimmtes Konzept erarbeitet.
Orte des gemeinsamen Lernens
„Hochschulen sind Orte des gemeinsamen Lernens – das soll, wo immer es unter Hygienegesichtspunkten vertretbar und organisatorisch möglich ist, mit Formaten der Präsenzlehre gelebt werden“, erklärt die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Ich freue mich sehr, dass die hessischen Hochschulen es schon im Sommersemester mit viel Einsatz und Kreativität geschafft haben, den Lehr- und Forschungsbetrieb unter sehr schwierigen Bedingungen gut zu gestalten. Sowohl die digitale Lehre als auch die Durchführung von Prüfungen haben nach den bisherigen Zwischenergebnissen insgesamt gut funktioniert. Für diesen Erfolg gilt allen an den Hochschulen mein ausdrücklicher Dank, den Lehrenden, den Mitarbeitenden in Organisation und Technik und den Studierenden.“
Nicht alle Veranstaltungen in Präsenz
„Weil die Corona-Pandemie weiter besondere Herausforderungen an die räumlichen Bedingungen stellt, etwa an Abstände, Desinfektion oder Wegführung, werden auch im kommenden Wintersemester nicht alle Veranstaltungen in Präsenz stattfinden können“, so Ministerin Dorn weiter. „Die Erfahrungen, die die Hochschulen mit digitalen Formaten gesammelt haben, sind zur Verbesserung der weiter nötigen Online-Lehre sehr wertvoll. Die Hochschulen werden sich bei der Entscheidung, welche Veranstaltungen in Präsenz stattfinden können, daran orientieren, dass die Studierenden bestmöglich ihre Qualifikationsziele erreichen können. Das bedeutet, dass bestimmte Studierendengruppen und Veranstaltungsformate Priorität haben. Das sind zum einen Studienanfängerinnen und -anfänger und Studierende in der Abschlussphase. Zum anderen sind es Studierende mit hohem Bedarf an Präsenzveranstaltungen zum Beispiel im Laborbetrieb, im künstlerischen und musischen Bereich, bei Projektarbeiten und im Sport. Außerdem stehen Veranstaltungen im Vordergrund, die ohne direkten Diskurs nicht möglich sind, wie Übungen und Seminare.“
Besser gerüstet als zum Pandemie-Anfang
Die Vorsitzende der Konferenz Hessischer Universitätspräsidien und Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff, sagte: „Mit dem Rückenwind vielfältiger Erfahrungen aus der Gestaltung digital unterstützter Lehre im Sommersemester sind die hessischen Universitäten für die erfolgreiche Organisation des kommenden Wintersemesters deutlich besser gerüstet als zu Beginn der Pandemie. Dabei erkennen wir auch, dass es an den hessischen Hochschulen keine ,One-size-fits-all‘-Lösungen geben kann. Daher ist es hilfreich, dass das Land für die Gestaltung der Lehre im Wintersemester einerseits einen Rahmen zur Verbesserung der Planungssicherheit beschreibt, andererseits aber Rücksicht nimmt auf die unterschiedlichen Hochschulprofile, Fächerkulturen und die jeweiligen räumlichen, technischen und administrativen Möglichkeiten. Das wichtigste bleibt, dass wir unsere Studierenden nicht abhängen.“
Online-Formate weiterentwickeln
„Hessens Hochschulen für Angewandte Wissenschaften wollen dieses Wintersemester als Chance nutzen, die Online-Formate für die Lehre weiterzuentwickeln und zugleich sorgsam zum akademischen Präsenzbetrieb zurückzukehren. Den unmittelbaren Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden streben wir überall dort an, wo es sinnvoll und verantwortbar ist – zum Beispiel bei der Laborarbeit in kleinen Gruppen, die an jeder HAW eine zentrale Funktion bei der Vermittlung praxisbezogener Qualifikationen hat, und bei überschaubaren Einführungsveranstaltungen für Studienneulinge“, erläuterte Prof. Dr. Matthias Willems, Präsident der Technischen Hochschule Mittelhessen und Vorsitzender der HAW Hessen.
Hybrides Konzept für Kunsthochschulen
„Die Kunsthochschulen haben mit großem Engagement im Sommersemester 2020 digitale Lehrangebote realisiert, die die ausfallende Präsenzlehre zumindest im Ansatz und übergangsweise kompensieren konnten“, betonte für die Kunsthochschulen Prof. Bernd Kracke, Präsident der Hochschule für Gestaltung Offenbach. „Dennoch hat sich bestätigt, dass ganz ohne Nähe, Anschauung oder Präsenz künstlerische und gestalterische Lehre schwer möglich ist. Wir sehen es als Chance und Herausforderung, die Lehre in den Kunsthochschulen im kommenden Semester, soweit es die Lage erlaubt, wieder zu erweitern. Dazu ist ein hybrides Konzept notwendig, das – zugeschnitten auf spezifische Bedürfnisse – digitale und analoge Lehrveranstaltungen verbindet. Dies ist wichtig, um auch Studierende aus Risikogruppen mitzunehmen. Im Vordergrund stehen zudem die Erstsemester: ihnen soll trotz Corona ein möglichst guter und persönlicher Einstieg in ihr Studium ermöglicht werden.“
Downloads: Das Hybridkonzept im Detail (PDF)
Quelle: Pressemitteilung, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, 22. September 2002