Auslandsmobilität und Gaststudierende

Auswertung der BintHO-Befragung 2023/24

Die Goethe-Universität (GU) hatte im Januar/Februar 2024 an der Befragung „Benchmark internationale Hochschule (BintHo)“ teilgenommen, die vom DAAD zum zweiten Mal nach 2021 organisiert wurde. Ziel der Befragung ist es, Hinweise zur Internationalisierung deutscher Hochschulen aus Sicht der Studierenden zu erhalten. An der Befragung nahmen bundesweit 132 Hochschulen teil, sodass belastbare Vergleichswerte die Interpretation der Ergebnisse unterstützen. Im Anschluss an die Feldphase wurden die Daten vom durchführenden Institut UZBonn bereinigt, ausgewertet und den Hochschulen Berichte und Ergebnisse zur Verfügung gestellt. Zudem wurden die Ergebnisse in drei bundesweiten Workshops mit dem DAAD diskutiert. Die Goethe-Universität erzielte mit 3 499 Teilnehmer*innen einen Rücklauf von 8,8 % und lag damit leicht über dem Durchschnitt aller teilnehmenden Hochschulen. Unter den Teilnehmer*innen sind 472 Bildungsausländer*innen. In diesem Artikel sollen die zentralen Ergebnisse für die Goethe-Universität zu den Themen Auslandsmobilität und Gaststudierende vorgestellt werden.

Grafik zur Auslandsmobilität und Gaststudierende. Die Grafik stellt eine Zusammenfassung aller angegebenen Auslandsaufenthalte dar. Quelle: DAAD
Die Grafik stellt eine Zusammenfassung aller angegebenen Auslandsaufenthalte dar. Quelle: DAAD

Bisherige oder geplante Auslandsaufenthalte und favorisierte Arten und Regionen

Im Wintersemester 2023/24 waren bereits 23,5 % der Studierenden mindestens einmal studienbezogen im Ausland (42,7 % Master-Studierende bzw. 17,9 % der Bachelor-Studierenden) und 4,3 % absolvierten gerade einen Auslandsaufenthalt. Dabei favorisierten sie das klassische Auslandssemester mit 66,2 % mit klarem Abstand vor Praktika 17,4 %, Exkursionen/Studienreisen 8,9 %, Sprachkursen 7,6 %, Summer und Winter Schools 5,4 %, et. al. (s. Grafik). Auslandssemester sind bei Bachelor-Studierenden mit 76 % beliebter als bei Master-Studierenden mit 66,9 %, bei denen Praktika etwas beliebter sind.

Bei den beliebtesten Regionen rangiert West-, Nord- und Südeuropa mit 63,1 % vor Asien und Pazifik 16,1 %, Mittel- und Südosteuropa 11,7 %, Nordamerika 9,7 %, Lateinamerika 5,7 %, Nordafrika und Nahost 3,6 %, Subsahara-Afrika 2,5 % und Osteuropa und Zentralasien 0,6 %, was in der Reihenfolge dem Bundesdurchschnitt entspricht.

Finanzierungsquellen

62,7 % der Studierenden geben Unterstützung durch Eltern/Verwandte als Finanzierungsquelle an, fast gleichauf mit eigenen Ersparnissen 62,3 % vor einem ERASMUS-Stipendium 41,8 %, Nebenjob(s) 32,8 %, sonstige Stipendien 12,5 %, Auslands-BAföG 12,1 %, andere DAAD-Stipendien 5,6 %, Hilfe der Ausbildungsstätte/Arbeitgeber 5,8 %, PROMOS-Stipendium 4,9 %, Kredit/Bildungskredit 3,1 %. Master-Studierende haben häufiger einen Nebenjob mit 35,5 %, häufiger im Vergleich zu Bachelor-Studierenden mit 27,4 %, ebenso erhalten sie mit 7,0 % häufiger ein DAAD-Stipendium als Bachelor-Studierende mit 1,7 % und auch häufiger Hilfe der Ausbildungsstätte/des Arbeitgebers mit 7,6 % im Vergleich zu Bachelor-Studierenden mit 2,1 %. Die Hauptfinanzierungsquelle ist am häufigsten die Unterstützung durch Eltern/Verwandte mit 30,2 % vor einem ERASMUS-Stipendium mit 18,2 % – dank Erhöhung und Social Top-ups – und eigenen Ersparnissen mit 12,8 %, wobei Nebenjobs bei Master-Studierenden mit 8,3 % fast doppelt so häufig Hauptfinanzierungsquelle sind als bei Bachelor-Studierenden mit 4,7 %.

Migrationshintergrund und Mobilität

An der Goethe-Universität stammen im Durchschnitt 38,6 % der in der Studie befragten Studierenden aus einem nichtakademischen Elternhaus, bei den Studis mit Migrationshintergrund sind es 54,1 %. Hinsichtlich des prozentualen Anteils der Studierenden mit Migrationshintergrund an Auslandsmobilitäten ist kaum ein Unterschied zu denen ohne Migrationshintergrund auszumachen, sie gehen lediglich mit 54,8 % seltener nach West-, Nord- und Südeuropa (66,4 %) und etwas häufiger nach Asien und in den Pazifikraum (19,6 % zu 14,6 %). Anders sieht es aus bei der Finanzierung. Bei bereits mobilen Studierenden treten Finanzierungsschwierigkeiten mit 23,3 % bei Studierenden mit Migrationshintergrund häufiger auf als bei denen ohne (16,7 %). Diskrepanzen gibt es auch bei den Quellen der Finanzierung. Während 68,9 % der Studierenden ohne Migrationshintergrund Unterstützung durch Verwandte angeben, liegt der Anteil bei denen mit Migrationshintergrund mit 47,6 % bei mehr als 20 % und damit deutlich darunter. Das schlägt sich bei ihnen in einer mit 23,3 % höheren Zahl an Auslands-BAföG-Empfänger*innen im Vergleich zu lediglich 8,1 % der Studierenden ohne Migrationshintergrund. Auch bei der Hauptfinanzierungsquelle war der Anteil der Auslands-BAföG-Empfängerinnen bei ihnen mit 14,8 % höher als bei Studierenden ohne Migrationshintergrund mit 3,7 %, die Unterstützung durch Verwandte ist mit 20,1 % um 14 % geringer als bei denen ohne Migrationshintergrund mit 34,1 %.

Wie viele Studierende planen einen oder gegebenenfalls keinen Auslandsaufenthalt, was sind die Gründe dafür und dagegen und die am häufigsten auftretenden Probleme?

34,4 % der Befragten würden einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt absolvieren, weitere 8,5 % waren in der konkreten Planung und bei weiteren 5 % stand dieser schon fest – insgesamt 50 %. Dagegen sind 17,8 % unsicher, 19,8 % haben von Auslandsplanungen Abstand genommen und 14,4 % wollen überhaupt nicht ins Ausland. Auffallend ist die Diskrepanz zwischen Master und Bachelor bei diesem Thema: Knapp 20 % der Master-Studierenden (im Gegensatz zu 11,4 % der Bachelor-Studierenden) wollen nicht ins Ausland und ein weiteres Drittel hat von Auslandsplänen Abstand genommen (im Gegensatz zu 14,4 % der Bachelor-Studierenden). Geplant sind zu 74 % Auslandssemester vor Praktika mit 22,1 %, Sprachkurs 8,1 % und Exkursionen/Studienreisen 7,4 %.

Besondere Lehrangebote bzw. bestimmtes Lehrpersonal ist jeweils der stärkste Aspekt für einen Auslandsaufenthalt. Gründe gegen einen Auslandsaufenthalt sind Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche im Ausland, Zeitverluste im Studium, Finanzierungsschwierigkeiten, befürchtete mangelnde Vereinbarkeit mit Curriculum an der Goethe-Uni bzw. Schwierigkeiten bei der Anerkennung.

Hybride oder virtuelle Mobilitäten und Möglichkeit, online an der GU weiterzustudieren während des Auslandsaufenthaltes

Die Bereitschaft für einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt würde sich erhöhen, wenn Studierende während der Mobilität online an Prüfungen und über Online-Formate an Veranstaltungen der Goethe-Uni teilnehmen könnten und weiterhin Services der GU in Anspruch nehmen könnten.

Ein rein virtueller Auslandsaufenthalt kommt für 78 % der Studierenden mit bereits mindestens einer Mobilitätserfahrung gar nicht in Frage im Gegensatz zu 36 % der bisher nichtmobilen Studierenden. Gleiches gilt für virtuelle Praktika. Dafür würden zwar in erster Linie geringere Kosten und niedriger Organisationsaufwand und kein Zeitverlust sprechen sowie Klimaschutz und keine Trennung von sozialem Umfeld sowie höhere Barrierefreiheit, dagegen aber mangelnde interkulturelle und praktische Erfahrungen und Erlebnisse, geringere Sprachkenntnisverbesserung und Persönlichkeitsentwicklung. Anders sieht es aus bei hybriden Auslandserfahrungen, diese sprächen mit 34 % gerade auch nichtmobile Studierende an, die eine Mobilitätsplanung verworfen hatten (z. B. ERASMUS BIPs, COIL = Collaborative Online International Learning).

Gaststudierende an der Goethe-Universität

Für 70 % der Gaststudierenden war die Goethe-Universität die erste Priorität für eine Auslandsmobilität. Gründe für die Wahl waren in dieser Reihenfolge eine bestehende Kooperation mit der Heimathochschule, das englischsprachige Angebot, der gute Ruf/Rankingergebnisse und die Attraktivität des Hochschulstandorts. Die Goethe-Uni erfüllt bei 26,5 % der Gaststudierenden die Erwartungen oder übertrifft diese etwas (35,1 %) oder deutlich (17,2 %) und 83 % würden die GU weiterempfehlen. Zwei Drittel geben an, dass ihre Sprachkenntnisse zur Bewältigung ihres Studiums ausreichen, 73 % besuchen an der Goethe-Uni Deutschkurse. Finanzierungsquellen sind Eltern/Verwandte mit 73,1 % vor ERASMUS 69,2 %, vor eigenen Ersparnissen mit 42,3 %, Nebenjob(s) mit 15,4 %. Die Hauptfinanzierungsquelle der Gaststudierenden sind Eltern/Verwandte mit 46,2 % vor ERASMUS mit 26,9 %.

Olaf Purkert, Studium Lehre Internationales (SLI)

In der nächsten Ausgabe des UniReports erscheint Teil zwei der BintHo-Befragung zum Thema Internationale Studierende an der Goethe-Universität.

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