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BRuW: Zwei Riesenfächer, eine Bibliothek

Die Bereichsbibliothek für Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften (BRuW) bietet den Großfächern Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften viel Raum und Zeit – was aber auch benötigt wird.

Bibliothekarische Schätze in der BRuW, wie zum Beispiel das Corpus Constitutionum Marchicarum. Foto: Dettmar

Wer hier noch nicht gewesen ist, wird sich über die Größe der Räumlichkeiten schon wundern: Die Bereichsbibliothek für Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften (BRuW) kann beim ersten Betreten mit langen Fluchten an großen Fensterfronten begeistern. Die BRuW ist sicherlich eine der größten Bereichsbibliotheken an der Goethe-Universität, nimmt sie doch im Prinzip die kompletten unteren beiden Etagen des RuW-Gebäudes in Beschlag. Über 1000 Arbeitsplätze sind in den Räumen vorhanden, und diese werden auch benötigt, vor allem zu Klausurzeiten, betonen die Bibliotheksleiterin Dagmar Gärtner und ihre Stellvertreterin Doreen Malitz. 2008 wurde das RuW-Gebäude eröffnet, damit zwei sehr große Disziplinen auch in der Bibliothek zusammengelegt. Momentan kommen beide Fächer zusammen ungefähr auf 10.000 Studierende, somit fast ein Viertel der gesamten Studierendenschaft der Goethe-Universität.

Einheit der Differenz

Dagmar Gärtner, Leiterin der BRuW. Foto: Dettmar

War denn die Zusammenführung der beiden Disziplinen in einer Bibliothek fachlich und organisatorisch eigentlich naheliegend? „Fachlich gibt es schon sehr enge Bezüge: Klassischerweise zählt man die Wirtschaftswissenschaften zu den Staatswissenschaften, also historisch gesehen in einem Cluster mit der Rechtswissenschaft. Und im House of Finance nebenan wurden thematisch Wirtschaft und Recht mit dem Ziel zusammengeführt, sich gegenseitig zu befruchten. Und auch im RuW-Gebäude knüpft man daran an, beispielsweise im Rechnungswesen, Steuern, im Internationalen und im Wirtschaftsrecht“, erläutert Dagmar Gärtner, die von Hause aus Wirtschaftswissenschaftlerin ist. Angesichts der Größe der beiden Fächer sei eine Zusammenlegung mit anderen geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen kaum möglich gewesen. Organisatorisch gedacht, so Dagmar Gärtner, passten die beiden Fächer nicht gut zusammen, denn die Termine für Klausuren und Hausarbeiten jeweils gegen Ende der Semester überschneiden sich.

Auch wenn die Studierenden die mit Abstand größte Nutzendengruppe ist, suchen auch noch ganz andere Interessierte die BRuW auf: „Gerade aus den umliegenden Anwaltskanzleien im Frankfurter Westend versorgen sich viele Jurist*innen mit Informationen. Darüber hinaus wird natürlich auch noch an anderen Hochschulen der Stadt Jura und Wirtschaft gelehrt. Auch auf dem Campus Westend sitzt ja das Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie. Auch Personen, die beispielsweise berufsbegleitend eine Ausbildung machen, gehören zu unseren Nutzendengruppen. Zudem erscheint ein großer grüner Campus, der auch gut mit Cafeterien ausgestattet ist, vielen für die Lektüre und den Austausch attraktiv“, erklärt Dagmar Gärtner. Allerdings musste man in den Hochzeiten schon Zugangsbeschränkungen einführen.

Was tun gegen Lärm?

Mitte Februar war die doch so riesige Bibliothek sehr voll, was sich dann auch auf die Akustik niederschlägt. Da arbeitet die Bibliothek mit einem eigenen Nutzungsforschungsprojekt gerade dran, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen, berichten Dagmar Gärtner und Doreen Malitz nicht ohne Stolz: „Unsere Bibliothek verfügt über offene und lichte Räumlichkeiten, was ästhetisch betrachtet sehr schön ist. Es hat aber auch den Nachteil, dass sich Geräusche im Raum ungestört verbreiten können. Wenn gerade über 1000 Personen in der Bibliothek sind, kann das schon mal sehr laut werden. Oft haben sich Studierende an uns gewendet und sich beschwert. Da haben wir uns natürlich überlegt, was man da tun kann. Zuerst einmal muss man sich anschauen, wie die Bibliothek genutzt wird, welche Bedarfe die Nutzenden wirklich haben, auch welche Ideen“, erläutert Doreen Malitz. Zuerst einmal sei es darum gegangen, die lauten Orte in der BRuW zu identifizieren. Die Studierenden konnten in extra dafür ausgehängten Lageplänen Punkte eintragen, wo es ihnen besonders lärmig erscheint. „Natürlich können wir nicht in die Architektur eingreifen, aber man kann mit kleinen Filzwänden, die jeder an seinem Platz aufstellen kann, für etwas Abhilfe sorgen. Ebenso gibt es Lärm-Absorber, also lärmschluckende Aufsteller.“ Neben den Einzelarbeitsplätzen bietet die BRuW auch noch 19 Gruppenarbeitsräume an, acht davon sind für Studierende der Goethe-Uni buchbar. Die Gruppenarbeitsräume werden in erster Linie von Arbeitsgruppen genutzt, die sich über ein Thema austauschen möchten, auch unter Zuhilfenahme von Medientechnik, die in der Hälfte der Räume vorhanden ist. „Manche Studierenden schließen sich auch zusammen, um in einem Raum etwas geräuscharmer an ihren Einzelarbeiten zu sitzen. Das ist aus unserer Sicht natürlich auch in Ordnung“, betont Doreen Malitz.

Alte und exotische Literatur neben digitalen Medien

Nicht nur ihre Größe dürfte ihr im Vergleich mit den anderen Bereichsbibliotheken einen Spitzenplatz bescheren. Aber die Öffnungszeiten der BRuW, vermuten Dagmar Gärtner und Doreen Malitz, dürften kaum zu toppen sein. An sieben Tagen in der Woche ist die BRuW geöffnet, selbst samstags und sonntags von 10 bis 22 Uhr. Interessant dabei: Der Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr ist eine der beliebtesten Lernzeiten. „Die Abend- und Wochenendzeiten sind natürlich nur mit unseren zuverlässigen studentischen Hilfskräften zu stemmen, das muss man ganz klar sehen“, betont Dagmar Gärtner. Zu den Besonderheiten der BRuW zählen sicherlich die Sonderbestände: Ein großer Bestand an rechtshistorischen Bänden, teilweise aus dem späten Mittelalter stammend und als hochempfindliche Printpublikationen nur auf Anfrage aus dem Archiv zu bekommen, ringen den Besucher*innen schon eine stille Bewunderung ab. „Sie haben die Zeit erstaunlich gut überstanden. Die ersten Floppy Disks hingegen, kaum älter als 40 Jahre, können heute von den gängigen Rechnern nicht mehr gelesen werden“, sagt Doreen Malitz. Auch die Sammlung von japanischen Büchern zu Wirtschaft und Recht stellen eine Besonderheit dar. „Eine Mitarbeiterin mit japanischen Wurzeln kümmert sich um die Sammlung. Denn auch mit Transkriptions- und Übersetzungshilfen stößt man an Grenzen; da braucht man oft dann Unterstützung von jemandem, der in der Sprache zu Hause ist.“

Digitalisierung ist in allen Bereichsbibliotheken natürlich ein großes Thema, wobei man es im Falle der BRuW mit zwei Disziplinen zu tun hat, die sich darin noch deutlich unterscheiden: Während die Wirtschaftswissenschaften sich recht früh auch wegen der Ausrichtung an den angelsächsischen Economics an digitalen Publikationen orientiert haben, ist die Rechtswissenschaft noch eine vergleichsweise „papierne“ Disziplin, wenngleich die Digitalisierung natürlich hier auch voranschreitet. „Manche Jura-Professor*innen wünschen sich mehr digitale Publikationen, auch wegen der ortsunabhängigen Verfügbarkeit. Andere wiederum, die beispielsweise zur Rechtsgeschichte forschen, benötigen beides, legen gerne die Printversion neben die digitale Version“, erklärt Dagmar Gärtner. „In den Wirtschaftswissenschaften arbeiten die niedrigeren Semester sehr viel mit Skripten, benötigen daher auch relativ wenig Literatur aus der Bibliothek.“

Ein bisschen stolz ist man in der BRuW auf die virtuelle Lehrbuchsammlung: Jedes E-Book ist klassifiziert, der Suchende bekommt ebenfalls andere passende E-Books zum Thema angezeigt. „Das ist ungefähr so, als ob ich an einem Regal stehe und von einem gesuchten Buch zu einem anderen gelange. Diese Art der gewissermaßen zufälligen Suche in der Systematik eines Themas gibt es in der Welt des Digitalen ja nicht mehr“, erläutert Dagmar Gärtner.

Generalist*innen mit Spezialwissen

Als Bibliothekar*in, erläutert Doreen Malitz, mit Bachelor- oder Diplomabschluss, sei man zuerst einmal Generalist*in. „Ich persönlich habe zuerst im juristischen Bereich angefangen“, erzählt sie. Das spezielle Wissen einer Disziplin müsse man sich aneignen, ohne damit natürlich über rechtswissenschaftliche oder wirtschaftswissenschaftliche Expertise im engeren Sinne zu verfügen. „Wir können natürlich keine juristische Beratung geben, wissen aber sehr gut, wie man Literatur in beiden Fächern findet, wie man recherchiert, welche digitalen Quellen man heranziehen kann, wie die Datenbanken zu nutzen sind.“ Die BRuW bietet neben normalen Führungen und digitalen Einführungsveranstaltungen mit der Lernbar auch spezielle Rechercheschulungen an. „Diese Dienstleistungen bieten wir punktgenau nach dem Bedarf an: Was heute noch nachgefragt wird, könnte in einigen Jahren schon nicht mehr vonnöten sein“, sagt Doreen Malitz. Manchmal sehen Dagmar Gärtner und Doreen Malitz bei den Nutzenden der Bibliothek eine gewisse Selbstverständlichkeit, mit der man beispielsweise auf digitale Informationsangebote zugreift: „Aber auch digitale Literatur muss beschafft, katalogisiert und bereitgestellt werden. Das läuft quasi hinter den Kulissen ab, ist aber dennoch mit viel Arbeit verbunden.“

ZAHLEN UND FAKTEN ZUR BRUW
Vertretene Fächer
Rechtswissenschaft (FB 01) und Wirtschaftswissenschaften (BWL, VWL, WiPäd und WiInformatik) (FB 02)

Arbeitsplätze
1062 Arbeitsplätze, 19 Gruppenarbeitsräume. 8 Gruppenarbeitsräume können von GU-Studierenden reserviert werden.

Bestand
ca. 400 000 Medieneinheiten

Personal
19 Mitarbeiter*innen, davon aber nur 7 in Vollzeit und 13 bis 14 Studentische Hilfskräfte für die Öffnungszeiten

Fläche
ca. 8200 qm

Öffnungszeiten
Mo. bis Fr. 8 bis 22 Uhr Sa. und So. 10 bis 22 Uhr, während der Klausurphasen wochentags bis 23 Uhr

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