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Einmal Harvard und zurück

Mit gerade einmal 23 Jahren hat die Medizinstudentin Diana Munteh bereits einige Stationen in ihrer akademischen Laufbahn hinter sich. Erst vor Kurzem ist sie von einem dreimonatigen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School zurückgekehrt – mit vielen positiven Eindrücken und Best Practices für ihr weiteres Medizinstudium.

Diana Munteh in Harvard. Foto: privat

Ursprünglich hatte sich Diana Munteh für ein Physik- und Chemiestudium entschieden. Doch nach zwei Semestern an der Universität Düsseldorf merkte sie schnell, dass weder Physik noch Chemie das Richtige für sie waren.

Also entschied sich Diana Munteh kurzerhand für einen Fachwechsel zu Medizin. Für sie war klar, dass sie in einer großen Stadt mit vielen Möglichkeiten studieren wollte. Da schien Frankfurt eine gute Wahl. Und so sei es ihr hier auch schlussendlich um einiges leichter gefallen, Anschluss zu finden.

Momentan befindet sich Diana Munteh im 9. Semester, schreibt gerade ihre Doktorarbeit bei Prof. Volkhard Kempf und forscht dazu am LOEWE Center DRUID zu Bartonella bacilliformis. Im Fokus des LOEWE Center DRUID stehen Neglected Tropical Diseases, also vernachlässigte Tropenkrankheiten, an denen weltweit viele Hundert Millionen Menschen schwer erkranken oder sterben und die Armutskreisläufe in Gang halten.

Von Frankfurt nach Boston

Der Arzt und Mikrobiologe Prof. Kempf war es auch, der Diana Munteh bei der Planung ihres Forschungsaufenthalts an der Elite-Uni Harvard unterstützt hat, von dem sie gerade erst zurückgekehrt ist. Am Computational Neuroscience Outcomes Center des Brigham and Women’s Hospital hat sie drei Monate lang zu KI in der Neurochirurgie geforscht.

Dass es für sie nach Harvard geht, sei ihr erst dann klar gewesen, als sie am Campus in Boston gestanden habe und von ihrem betreuenden Professor in Empfang genommen worden sei, berichtet Diana Munteh. Von da an habe sie sich aber gut aufgehoben gefühlt. Beeindruckt habe sie vor allem, welches Niveau ihr von Anfang an zugetraut worden sei. »Alle wissen: Wir sind hier, weil wir gut sind, in dem, was wir machen – und so sind sich alle in meiner Forschungsgruppe auf Augenhöhe begegnet«, erinnert sie sich.

Auch die finanziellen Möglichkeiten seien um einiges umfangreicher gewesen, als sie es von Deutschland kenne. Das wiederum führe aber auch dazu, dass man als Forscherin oder Forscher einem enormen Druck ausgesetzt sei, die Erwartungshaltung sei generell sehr hoch. So werde von ihr zum Beispiel erwartet, dass sie nach ihrem dreimonatigen Aufenthalt auch etwas publiziert, zumindest als Co-Autorin. »Die Ansprüche sind hoch, was aber auch von Anfang an klar kommuniziert wird.«

Anders sei das an deutschen Universitäten: Gerade am Anfang des Studiums erhalte man die nötige Unterstützung und sei eben nicht gleich solch enormem Druck ausgesetzt. Das schätze sie auch sehr an der Goethe-Universität. Sie selbst sei vor allem zu Beginn ihrer Dissertation sehr von ihrem Doktorvater Prof. Kempf unterstützt worden, berichtet Diana Munteh. Ihr fortgeschrittenes Studium, die Teilnahme am Promotionskolleg und ein vorausgegangener Auslandsaufenthalt in Wien haben sie aber letztlich mit dem Gefühl, gut vorbereitet zu sein, nach Harvard gehen lassen.

Sie könne sich durchaus vorstellen, für zwei, drei Jahre in den USA zu leben und zu arbeiten. Definitiv beeindruckt haben sie dort die schier unendlichen Möglichkeiten, vor allem in der Forschung.

Ein Auslandsaufenthalt, der sich lohnt

Ob nun die USA oder eine andere Ecke der Welt – für Diana Munteh bringt ein Auslandsaufenthalt während des Studiums in jedem Fall einen Mehrwert mit sich. Deshalb würde sie auch jedem dazu raten, ins Ausland zu gehen. Gleichzeitig kann sie verstehen, dass die Hürden für den ein oder anderen zu hoch sein könnten, insbesondere für Medizinstudierende. »Ohne die Unterstützung meiner Eltern und des Forschungsinstituts in Harvard hätte ich mir meine Reise nicht leisten können.« Mit dem Auslandsaufenthalt nimmt Munteh auch in Kauf, dass sie ihr Studium um ein Semester verlängern wird.

Dass sie nach Harvard gehen konnte, war für Diana Munteh definitiv ein Glücksfall. Vor allem, weil sie auch außerhalb ihrer eigentlichen Forschungsarbeit im Labor jede Menge Erfahrungen sammeln konnte. Neben der Medizin besitzt die Studentin nämlich ein großes Interesse an Wirtschaftsthemen, ist Mitglied im Founders Club der Goethe-Universität und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und engagiert sich in der Start-up-Szene. Um sich auch außerhalb des Medizinstudiums fortzubilden, hat sie bereits bei verschiedenen Healthcare Start-ups und Beratungen Praktika absolviert.

Während ihres Forschungsaufenthalts hatte sie die Möglichkeit, den Innovation Hub der Harvard Business School kennenzulernen oder an Veranstaltungen zum Thema Venturing in Medicine teilzunehmen. Auch die Teilnahme an einer Konferenz in New York City wurde ihr ermöglicht, auf der sie den Chefarzt der Neurochirurgie am Lenox Hill Hospital, David Langer, kennengelernt hat. Wenn alles glatt läuft, wird sie nach ihrem zweiten Staatsexamen für ein Jahr in dessen Krankenhaus-Start-up in New York City arbeiten.

Mehr Digitalisierung – auch in der Medizin

Für Diana Munteh war der Aufenthalt in Boston auch deshalb so gewinnbringend, weil das Thema Digitalmedizin, das sie besonders interessiert, dort bereits fester Bestandteil des Studiums ist. In Harvard konnte sie zwischen mehr als hundert Wahlpflichtmodulen wählen – allein zehn davon behandelten Zukunftsthemen wie KI in der Medizin oder Gesundheitsökonomie. Diana Munteh sieht aber auch, dass es in Deutschland in diesem Themenbereich vorangeht. »Ich freue mich zu sehen, dass das Thema der digitalen Medizin auch an der Goethe-Universität immer mehr thematisiert wird«, sagt sie.

Ob sie nach dem Studium als Ärztin arbeiten möchte, kann Diana Munteh noch nicht eindeutig beantworten. Sie könne sich durchaus vorstellen, mit Patienten zu tun zu haben. Schaue man sich aktuell ihren Lebenslauf an, ginge man aber wohl eher davon aus, dass sie irgendwann in der freien Wirtschaft tätig sein und mit Digital Health zu tun haben werde. Wo es für sie letztendlich hingehen wird, wisse sie noch nicht genau. Den Facharzt möchte sie aber auf jeden Fall machen – und dann vielleicht für eine begrenzte Zeit nochmal in die USA.

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