Spielerisch deutsch-dänische Differenzen erkunden

Studierende aus Kopenhagen, Frankfurt und Göttingen haben im Rahmen einer Tandem-Zusammenarbeit kulturelles und sprachliches Wissen in einer Spiele-App zusammengetragen.

Frischgebackene App-Entwickler: Die deutsch-dänische Studierendengruppe mit Dozierenden im IG-Farben-Haus.

„KulturSchmæck“, also „kulturelle Geschmacksprobe“, heißt die App, die Studierende dreier Universitäten gemeinsam entwickelt und umgesetzt haben. Die App wurde Mitte Januar anlässlich des Besuchs der dänischen Seminargruppe an der Goethe-Universität präsentiert. Marlene Hastenplug, Lektorin für Dänisch am Institut für Skandinavistik an der Goethe-Universität, und ihr Kollege Lars Behnke, Germanistik-Lektor an der Uni Kopenhagen, waren sichtlich stolz auf das, was ihre Studierenden auf die Beine gestellt haben. „Was können wir voneinander lernen? Wie sprechen Menschen über ihren Alltag? Wie können wir dieses Wissen vor allen mit allen Interessierten teilen?“, erläutert Lars Behnke die Vorüberlegung der drei Dozierenden, mit ihren Studierenden jenseits der üblichen Seminararbeiten kulturelles und sprachliches Wissen mit Medienkompetenz in einem Produkt zusammenzubringen.

Um Material für die zweisprachig konzipierte App zu sammeln, wurde zuerst einmal Feldforschung in Dänemark und Deutschland betrieben: Passanten wurden Fragen aus insgesamt acht Themenbereichen gestellt, auf die man sich vorab via Videokonferenz geeinigt hatte. Die Palette reicht von Ess-, Musik- und Erinnerungskultur über Weihnachten, Digitalisierung, europäische Identität und Schulsystem bis hin zum Spezialthema Windräder. Zum letztgenannten Thema kann man in der App verschiedene Personen anklicken, z. B. die „23-jährige Frau am Bahnhof“, die sich recht kritisch über Windräder auslässt. Dann muss man die Frage beantworten: Ist sie Dänin oder Deutsche? Wer eine gewisse Technologiefeindlichkeit eher in Deutschland verortet, liegt in diesem Fall aber falsch. Bei manchen Wissensgebieten mag die Zuordnung deutsch oder dänisch recht offensichtlich sein. So ist für den deutschen Kinogänger der Originalton mit Untertiteln eher eine Besonderheit, in Dänemark hingegen der Normalfall. Bei einigen Themen dürften die Spieler*innen doch erstaunt sein, dass nationale Stereotype nicht immer zutreffen. So schaut man in beiden Ländern recht ähnlich auf die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Und in Sachen Esskultur ist der Deutsche wie allgemein bekannt zwar ein passionierter Brotesser, der Däne aber auch, so zumindest das Ergebnis der Straßenbefragungen. Rebecca, Studentin der Skandinavistik an der Goethe-Uni, hat im Projekt mit ihren Kommiliton*innen das Thema Digitalisierung bearbeitet: „Sehr interessant fand ich, dass wir in Deutschland bei dem Thema viel über Datenschutz nachdenken, während man in Dänemark vor allem die praktische Seite, zum Beispiel im Umgang mit Behörden, sieht.“

Auch Ivan, Germanistik-Student der Uni Kopenhagen, hat bei der Recherche viel über Deutschland gelernt: „Dass es so viele unterschiedliche Weihnachtsbräuche gibt, wusste ich vorher nicht.“ Marlene Hastenplug kann sich gut vorstellen, die guten Erfahrungen aus dem Seminar weiterzuführen: „Diese Art von praxisorientierter Lehre und internationaler Zusammenarbeit kommt sehr gut bei den Studierenden an. Sie haben bei der Entwicklung der App KulturSchmæck auch viel Medienkompetenz erworben – das kann später auch sehr hilfreich sein im Hinblick auf berufliche Perspektiven.“

Link zur App: https://veduz.com/tyskapp

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