Was zeichnet mich als Erziehungswissenschaftler*in aus?

Der BVPäd bietet als freiwilliger und unabhängiger Berufsverband allen Erziehungswissenschaftlerinnen ein Netzwerk, das Interessen bündelt und Impulse für den Arbeitsmarkt gibt. Die Geschäftsstelle sitzt in Frankfurt, im Vorstand sind Erziehungswissenschaftler*innen der Goethe-Uni stark vertreten.

Der Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität ist im PEG-Gebäude am Campus Westend ansässig.

1977 wurde der Verband in Frankfurt am Main gegründet, damals noch unter dem Kürzel „BAG-Päd“ (Bundesarbeitsgemeinschaft der Diplom-Pädagoginnen und Diplom-Pädagogen). Seit 2005 firmiert man als „Berufsverband der Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler“. Vier von fünf Vorstandsmitgliedern kommen aktuell von der Goethe-Uni. Die Verbandsvorsitzende Jenny Kipper, Erziehungswissenschaftlerin an der Goethe-Uni, erklärt im Gespräch, dass nicht nur diejenigen angesprochen sind, die bereits im Beruf stehen: Auch Studierende der Erziehungswissenschaften sollen im BVPäd eine breite Unterstützung auf ihrem Weg in den Beruf finden: mit Beratung, Weiterbildungsangeboten, Projektpraktika und vielem mehr. „Jemand studiert beispielsweise im Master, möchte gerne später einmal mit Jugendlichen arbeiten, die einen speziellen Unterstützungsbedarf haben: Welchen Schwerpunkt soll ersie setzen, welche Zusatzausbildung ist sinnvoll? Da können wir eine fundierte Beratung bieten, denn die Mitglieder unseres Verbandes kommen aus vielen unterschiedlichen Bereichen der Pädagogik, sei es aus dem Wissenschaftsbetrieb oder der pädagogischen Praxis.“ Ihr Kollege Friedrich Wolf, auch an der Goethe-Uni beschäftigt, ergänzt: „Eine Frankfurter Besonderheit liegt darin, dass unser Fach mit über 2100 Studierenden und 25 Professor*innen die komplette Lebensspanne abbildet, also von Kleinkindern bis zu älteren Menschen alle Lebensalter adressiert. Unter dem Begriff des Lebenslangen Lernens wird geschaut, wie sich Lernen und Bildung über das Leben hinweg verändert. Darüber hinaus beschäftigen wir uns intensiv mit gesellschaftlichen Herausforderungen, sei es der demografische Wandel, die Digitalisierung oder die Klimakrise, um z.B. zu schauen, wie unterschiedliche Generationen diese gemeinsam bewältigen können.“

Im BVPäd sind nicht nur Studierende und Berufstätige der Erziehungswissenschaften organisiert, sondern auch Pädagoginnen außerhalb der Wissenschaft. „Das sind vielzählige Handlungsfelder, die wir als Berufsverband im Blick haben. Denn es sind nicht nur die Universität und das Jugendhaus, in dem unsere Berufsgruppe später arbeitet; es werden auch zum Beispiel in der Personalentwicklung Menschen mit unseren Qualifikationen und Kompetenzen gesucht.“ In der vom BVPäd herausgegebenen Zeitschrift „Der pädagogische Blick“, die vier Mal im Jahr erscheint, werden auch solche Berufsfelder vorgestellt. Eine Ausgabe im Jahr 2023 wird von einem Praxisteam mit einem Frankfurter Studenten herausgebracht. Jenny Kipper betont die wissenschaftlichen Standards, denen die Beiträge genügen müssen, unter anderem über ein sogenanntes Double-Blind-Peer-Review-Verfahren. Ein Verharren im akademischen Elfenbeinturm ist aber nicht intendiert; Praxis und Wissenschaft sollen miteinander verzahnt werden, betonen Jenny Kipper und Friedrich Wolf. Dies sei dem BVPäd eine Herzensangelegenheit. „Wir möchten gerne, dass Erziehungswissenschaftler*innen gut in den Beruf starten können und eine entsprechende pädagogische Identität ausbilden. Die Übergänge hinzuzubekommen und aktiv mitzugestalten, ist dabei sehr wichtig. Denn wir stellen oft fest, dass viele Studierende nach ihrem Abschluss nicht so recht wissen, was sie damit eigentlich machen sollen. Was kann ich denn überhaupt, was zeichnet mich als Pädagog*in überhaupt aus? Da ist es wichtig, sich seiner Kompetenzen zu besinnen, damit man später nicht dem Fach komplett den Rücken kehrt. Dem wollen wir mit unserer Verbandsarbeit gegensteuern“, betont Jenny Kipper.

Friedrich Wolf erklärt die Problematik beim Übergang ins Berufsleben mit dem Begriff der „Pädagogisierung der Lebenswelt“: Obwohl pädagogische Fragen heute in vielen Lebensbereichen an Relevanz gewinnen, werden diese auch immer häufiger von anderen Berufsständen adressiert. „Gerade im Hinblick auf Bildung im Kindes- und Jugendalter existiert eine regelrechte Konkurrenzsituation mit anderen Fachrichtungen, die in der öffentlichen Wahrnehmung manchmal eine höhere Reputation genießen.“ Damit einher gehe die Vorstellung, dass jeder irgendwie pädagogische Aufgaben übernehmen könne, auch ohne entsprechende Qualifikation, so Wolf. Deswegen möchte der Verband gerade junge Erziehungswissenschaftler*innen dabei unterstützen, ihre berufliche Identität zu stärken. „Absolvent*innen der Erziehungswissenschaften, können viel mehr, als sie oft denken“, betont Jenny Kipper. Viele meinten, nach dem Studium noch jede Menge Zusatzausbildungen absolvieren zu müssen. Doch das sei gar nicht nötig, im Studium erwerbe man basale Kompetenzen, die vor dem Hintergrund, dass das Lernen heute nicht mehr mit dem Ende von Schule und Studium aufhöre, den angehenden Pädagog*innen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt verschafften. Aber auch für diejenigen, die schon im Beruf stehen, möchte der Verband einiges bieten: „Neben Infos zu aktuellen Stellenageboten ist vor allem die Vernetzung ungeheuer wichtig, um einen Überblick zu behalten über Entwicklungen im gesamten pädagogischen Feld. Denn im beruflichen Alltag trifft man nicht unbedingt auf Erziehungswissenschaftler*innen, die in anderen Praxisgebieten tätig sind“, ergänzt Friedrich Wolf.

Der BVPäd bietet den nächsten 30 studentischen Interessierten der Goethe-Uni ein Freiabo für ein Jahr. Bei Interesse das Anmeldeformular hier ausfüllen und beim Übersenden in der Mail den Bezug auf den UniReport vermerken.

Mehr Infos über den Verband auf der Seite des BVPäd und der Zeitschrift.

Redaktionsgetwitter: @paedblick

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