Search

Zahnärztliche Nothilfe nach Madagaskar bringen

Die frischgebackenen Zahnmedizinerinnen Nicole Grüßner und Kirsten Johannes engagieren sich in einem gemeinnützigen Projekt.

Als Mitglieder des Vereins „Planet Action – Helfende Hände“ reisen die beiden frischgebackenen Zahnärztinnen Nicole Grüßner und Kirsten Johannes Ende Februar 2024 ehrenamtlich nach Madagaskar. Neben der zahnärztlichen Behandlung steht vor allem die ­Prophylaxe im Vordergrund. Sie wollen Hilfe in einem Land leisten, in dem ein Zahn ziehen lassen so viel kostet wie ein Monat Schulbesuch mit Essen.

Beide haben Zahnmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main studiert und das ­Studium im Dezember 2023 ab­geschlossen. Das Studium der Zahnmedizin besteht aus 11 Semestern und ist in drei Teile gegliedert. Zunächst beginnt man mit dem vorklinischen Teil, in dem natur­wissenschaftliche Grundlagen wie Chemie, Physik oder auch Biologie gelehrt werden. Dieser endet mit dem sogenannten Vorphysikum (1. Staatsexamen), das aus drei mündlichen Prüfungen besteht. Es folgen dann Fächer wie Biochemie, Physiologie, der TPK (Technisch Propädeutischer Kurs) oder auch die Phantomkurse, bei denen das erste Mal Zähne für Kronen oder auch Brücken an Phantomköpfen präpariert werden. Dieser Abschnitt endet nach dem 5. Semester mit dem erfolgreich bestandenen Physikum (2. Staatsexamen).

Dann folgt der klinische zahnärztliche Abschnitt. Ab dem 7. Semester dürfen die Studierenden dann das erste Mal an Patienten arbeiten und dort Füllungen legen oder auch professionelle Zahnreinigungen machen. Dieser letzte klinische Abschnitt endet ebenfalls mit einem Staatsexamen, bei dem man über ein Semester hinweg 16 Prüfungen mit praktischen, aber auch theoretischen Inhalten ablegen muss. Danach darf man sich offiziell Zahnarzt bzw. Zahnärztin nennen.

Große Resonanz bei der Bevölkerung

Gute Zahngesundheit ist jedoch nicht überall selbstverständlich. Für viele Menschen in medizinisch unterversorgten Ländern oder auch in Entwicklungsländern ist sie ein Luxusgut und für die durchschnittliche Bevölkerung nicht finanzierbar. Dies gilt sowohl für Behandlungsmöglichkeiten bei Karies etc. als auch für Prophylaxe-Maßnahmen, um die Mundhygiene zu verbessern. Aus diesem Grund haben sich Nicole Grüßner und Kirsten Johannes dazu entschieden, etwas dagegen zu unternehmen. Die beiden wollen ihre erlernten Fähigkeiten nun ehrenamtlich einsetzen, um bei dem zahnmedizinischen Einsatz auf Madagaskar im März 2024 mitzuwirken. Ende Februar werden sie mit insgesamt 11 weiteren Personen aus dem zahnmedizinischen Bereich (Studierende, Zahnärzt*innen) in den Süden Madagaskars reisen. Dort werden kostenlose Behandlungen durchgeführt, der Bevölkerung sollen die Grundsätze der Mundhygiene nähergebracht werden. Zu den dort durchgeführten Behandlungen zählen zum Beispiel das Ziehen von Zähnen, die Erhaltung von Zähnen mittels Füllungen oder auch Wurzelkanalbehandlungen. In den letzten Einsätzen in der Region kam der Hilfseinsatz so gut bei den Einheimischen an, dass sich schon morgens vor Behandlungsbeginn Schlangen von bis zu 40 behandlungsbedürftigen Menschen gebildet haben. Der Einsatz wird in mehreren Dörfern stattfinden. Hier reist die Gruppe mit mobilen zahnärztlichen Einheiten an verschiedene Orte, in denen es teilweise gar keine Wasserversorgung gibt. Daher muss das gesamte Team erstmal Hand anlegen und Wasser aus einem nahegelegenen Brunnen holen. Die Instrumente werden zur Minimierung der Keime mit Wasser ausgekocht anstatt sterilisiert oder desinfiziert, wie man das aus Deutschland kennt. Häufig muss improvisiert werden.

Nicole Grüßner und Kirsten Johannes berichten: „Wir haben uns schon immer neben dem Studium ehrenamtlich engagiert und solch ein Einsatz bietet eine tolle Möglichkeit, zum einen unsere Fähigkeiten auszuweiten und den Menschen dort etwas zurückzugeben, zum anderen ist uns aber auch wichtig, andere Studierende auf solche Projekte aufmerksam zu machen. Wir möchten mehr Studierende über solche Auslandseinsätze aufklären und begeistern, in denen sie schon frühzeitig Hauptrollen einnehmen. Die Teilnahme an solchen Projekten ist meist ab dem 7./8. Semester möglich (nach dem ersten Patientenkurs).“

Spenden erwünscht!

Das Projekt betreut „Planet Action – Helfende Hände e.V.“ – ein gemeinnütziger Verein für zahnärztliche Nothilfe in Ländern des globalen Südens. Gegründet wurde dieser von engagierten Zahnärztinnen und Zahnärzten. Planet Action organisiert regelmäßig ehrenamtliche Einsätze in Ländern wie Madagaskar oder Uganda, um dort den Menschen einen Zugang zu zahnmedizinischer Grundversorgung zu ermöglichen. Finanziert wird das alles durch Spenden mit Selbstbeteiligung. In regelmäßigen Abständen treffen sich die Mitstreiter*innen seit Dezember 2023 online. In diesen Online-Meetings werden sie auf alle eventuell aufkommenden Probleme vorbereitet und erfahren, worum sie sich noch kümmern müssen: Dazu zählen unter anderem die Beantragung der Visa, das Buchen von Flügen, ein Besuch beim Tropenarzt und diverse Impfungen. Vor Ort wird dann unter der Woche von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang behandelt. Am Wochenende haben die Teilnehmer*innen dann Zeit, das Land und die Leute kennenzulernen.

„Unser Ziel ist es, in der überschaubaren Zeit möglichst viele Menschen zu behandeln und ihnen zu helfen. Wir werden zwar nicht dem ganzen Land helfen können, allerdings versuchen wir, jeden Patienten mit Schmerzen oder Problemen an den Zähnen in näherer Umgebung zu behandeln. Weiterhin wird jedes Kind, das durch unsere Prophylaxe-Maßnahmen Karies vermeiden kann, für uns ein Erfolg sein“, sagt Nicole Grüßner.

Am 26. Februar 2024 geht es dann mit einem 14-stündigen Flug los für die beiden. Rein in ein Abenteuer fürs Leben. „Da sich das Projekt durch Spenden und Beiträge der Mitglieder finanziert, würden wir uns über eine kleine Spende von Ihnen freuen. Jeder Cent zählt“, sagen die beiden.

Spenden für das aktuelle Projekt in Madagaskar oder zukünftige Einsätze an
Name: Planet Action – Helfende Hände e.V.
IBAN: DE26 7956 2514 0007 5301 88
Bank: Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg eG
Betreff: Spende Einsatz Madagaskar 03-2024

Relevante Artikel

Neue Anlaufstelle für R3-Wissenschaftler*innen

GRADE, die (Post-)Graduiertenakademie der Goethe-Universität, hat ihre Zielgruppen erweitert: Nun haben dort neben Promovierenden und Postdoktorand*innen auch R3-Wissenschaftler*innen eine Anlaufstelle.

Die Welt im Wasserstress

Wie haben sich die Wasserresourcen in den letzten 120 Jahren verändert? Und was passiert, wenn es bis Ende des 21.

Öffentliche Veranstaltungen

You cannot copy content of this page