Festakt der Freundesvereinigung zum Jubiläumsjahr: 100 Millionen Euro in 100 Jahren

Der liberale Geist einer dem Gemeinwohl verpflichteten Frankfurter Bürgerschaft hat zur Gründung der Goethe-Universität geführt. Dieselben Mäzene und Stifter sorgten 1918 mit der Vereinigung von Freunden und Förderern dafür, dass die junge Universität nach den verheerenden Folgen des Ersten Weltkriegs weitermachen und sich behaupten konnte. Seitdem fördern die Freunde Zukunft, indem sie die Universität jährlich mit umgerechnet einer Million Euro unterstützen. Vieles von dem, was heute den weltoffenen Geist der Goethe-Universität ausmacht, ist mit Mitteln der Freunde finanziert worden, etwa die Gründung des ersten Lehrstuhls für Soziologie in Deutschland, auf den Franz Oppenheimer berufen wurde, oder die 1959 eingerichtete Poetik-Vorlesung, die seinerzeit von Ingeborg Bachmann eröffnet wurde.

Auf den Tag genau hundert Jahre nach der Gründung luden die Freunde mit ihrem Vorsitzenden, dem früheren Fraport-Chef Professor Wilhelm Bender, wieder zum Feiern ein. Beim gestrigen Festakt auf dem Campus Westend waren der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier anwesend, die Präsidentin der Goethe-Universität Professor Birgitta Wolff, der Bürgermeister und Kämmerer der Stadt Frankfurt Uwe Becker, der Vorsitzende der Geschäftsleitung und CEO von Merck Stefan Oschmann sowie tausend geladene Gäste. Die Festrede hat der einem breiten Publikum durch seine Bestseller und Fernsehsendungen bekannte Historiker Professor Christopher Clark aus Cambridge gehalten. Clark hat wie kein anderer die politischen Umbrüche vor und nach dem Ersten Weltkrieg untersucht, also der Gründungszeit von Goethe-Universität und Freundesvereinigung.

Die Freunde würden ihrer Berufung und ihrer Tradition nicht gerecht werden, wenn sie die Universität in ihrem Jubiläumsjahr nicht in besonderer Weise beschenken würden. Dazu haben sie neben der Millionensumme, die sie ohnehin jedes Jahr ausschütten, einen weiteren siebenstelligen Zusatzbetrag eingeworben. „Wir wollen damit zeigen, wie ernst es uns mit der Förderung von Zukunft ist“, sagte Professor Bender über die Ambitionen der Freunde. „Gerade in Zeiten von Fake News und Populismus brauchen wir kritisch denkende Menschen, die unsere Zukunft im Dienst des Fortschritts und der Humanität gestalten. Probleme der Gegenwart werden auch an Hochschulen gelöst – davon waren auch unsere Gründer zutiefst überzeugt.“

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Welche Geschenke erhält die Goethe Universität?

Die Freunde stiften mehrere Gastprofessuren für Zukunftsfragen. Angesehene Vertreter ihres Faches werden in Vorlesungen und Bürgerdialogen öffentlich Stellung beziehen. Eine Gastprofessur wird sich mit neuen onkologischen Therapien beschäftigen, eine mit der Volkskrankheit Arthrose und ihren Auswirkungen auf eine alternde Gesellschaft. Eine dritte Gastprofessur wird ausloten, warum Westeuropa nicht mehr die globale Deutungshoheit beanspruchen kann und was das bedeutet. Eine vierte Gastprofessur wird sich damit beschäftigen, dass unsere Welt heute politisch und ökonomisch besser dasteht als früher, auch wenn die tägliche Berichterstattung über Krisen und Kriege einen anderen Eindruck vermittelt.

Ein Geschenk erhält auch das neu gegründete Frankfurt Cancer Institute (FCI), das aus Mitteln der LOEWE Initiative finanziert wird und für das ein Neubau errichtet wird. Die Goethe-Universität stärkt damit ihre Position in der internationalen Krebsforschung. Die beiden Ehrensenatorinnen Renate von Metzler und Karin Giersch haben zusammen mit Stefan Quandt bei einem Benefizkonzert zum hundertjährigen Jubiläum rund 200.000 Euro gesammelt. Mit diesem Geldgeschenk soll ein Labor eingerichtet werden, das die komplexen immunologischen Veränderungen bei Krebs untersucht.

Die Freunde finanzieren auch Stiftertafeln mit den Namen der Gründer und engagierter Freunde und Förderer. Damit werden diejenigen geehrt, die in der Vergangenheit der Universität ihre heutige Bedeutung ermöglicht haben. Gleichzeitig sind Stiftertafeln ein Anreiz für alle, die sich in gleicher Weise engagieren wollen. Über den siebenstelligen Zusatzbetrag können zudem viele zusätzliche Projektanträge bewilligt werden.

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„Die Freunde sind für die Goethe-Universität eine unverzichtbare Brücke in die Frankfurter Stadtgesellschaft und die Rhein-Main-Region. Sie sind unsere Botschafter, Stifter und Ratgeber. Mit ihrem unermüdlichen Engagement haben sie einen wichtigen Anteil am Erfolg der Goethe-Universität in Wissenschaft und Gesellschaft“, sagte Universitätspräsidentin Wolff. „Wie es so schön im Leitspruch der Freunde heißt: Sie fördern Zukunft seit 100 Jahren. Und gemeinsam mit Ihnen sehen wir der Zukunft optimistisch entgegen.“

Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gratulierte. „Das Jubiläum ist ein Anlass, um an die Menschen zu erinnern, die vor 100 Jahren – nach den Wirren des Ersten Weltkriegs – die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt gegründet haben. Dieser beispielhafte Einsatz für den Wissenschaftsstandort Frankfurt trug entscheidend zur Wiederbelebung der Goethe-Universität nach dem Weltenbrand der Jahre 1914 bis 1918 bei“, so der Ministerpräsident. „Mit viel Leidenschaft und Engagement gingen diese Frankfurter Bürger zu Werke – und das zeichnet die Mitglieder der Freundesvereinigung auch heute noch aus. Sie sind ein Bindeglied zwischen der Universität und den Menschen in der Stadt und der Region. Für ihren Einsatz für Forschung und Lehre gebührt ihnen großer Dank und Anerkennung“.

Weil man nie genug Freunde haben kann, setzen sich Bender und die stellvertretende Vorsitzende der Freundesvereinigung Julia Heraeus-Rinnert mit Nachdruck für die Gewinnung neuer Mitglieder ein. Mit 1600 Freunden gehört die Vereinigung zwar zu den Größten ihrer Art, aber viele Aufgaben warten noch. Deshalb ist jedes neue Mitglied willkommen. Einfache Mitglieder zahlen 70 Euro im Jahr, Förderer 200 Euro und Donatoren 500 Euro. Darüber hinaus ist jede weitere Summe willkommen

„Die Goethe-Universität und die Freundesvereinigung wurden im Geist der Paulskirche und mit dem Selbstbewusstsein einer ehemaligen freien Reichsstadt gegründet“, sagte Professor Bender „Die Frankfurter Stadtgesellschaft hat sich stets dem Gemeinwohl verpflichtet gefühlt und anstehende Aufgaben selbst in die Hand genommen. Darauf sind wir stolz und in diesem Geist möchten wir die Zukunft gestalten.“

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