„Nous n’avons pas besoin de tuer…“ bei der Luminale 2016

© Laura J Gerlach
© Laura J Gerlach

Nach der erfolgreichen Kooperation im Rahmen der Luminale 2014 wird der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität auch in diesem Jahr bei dem internationalen Festival der Lichtkunst im Rhein-Main-Gebiet präsent sein. Er tut dies vom 13. bis 18. März in bewährter Zusammenarbeit mit der Stadt Offenbach. Kooperationspartner in diesem Jahr sind auch die Stadt Frankfurt, die Galerie Marion Meyer und inhaltlich insbesondere die Künstlerin Laura J Gerlach. Der Titel des diesjährigen Kooperationsprojekts lautet: „Nous n’avons pas besoin de tuer…“ („Wir haben es nicht nötig zu töten…“).

Der insgesamt dreiteilige Text – als Neon-Installation mit Sound von Laura J Gerlach – ist an drei Orten während der Luminale zu sehen: in Frankfurt bei der Galerie Marion Meyer in der Eichendorffstrasse und dem Lucae-Brunnen am Opernplatz sowie am Rathaus Offenbach. Die Eröffnung des Gesamtprojekts findet am Sonntag, 13. März, um 18 Uhr vor dem Rathaus Offenbach statt. Flankierend zu den Lichtkunst-Aktionen gibt es an den darauffolgenden Tagen eine Vernissage, ein Podiumsgespräch und einen wissenschaftlichen Vortrag.

„Nous n’avons pas besoin de tuer pour vivre!“ lautet der Schriftzug an der Galerie Meyer. Kombiniert wird dieses Zitat des international bekannten Designers Philipp Starck mit dem aus der Marseillaise stammenden Aufruf „Aux armes, citoyens“ („Zu den Waffen, Bürger“). Auf dem Brunnen des Frankfurter Opernplatzes ist eine Zeile der Deutschen Arbeiter-Marseillaise zu lesen: „für Freiheit, Recht und Brot“. An der Fassade des Rathauses in Offenbach schließlich steht: „Enrichissez-vous!“. Das Zitat wird François Guizot zugeschrieben, einem französischen Minister des 19. Jahrhunderts. Man kann es als „Bereichert euch!“ übersetzen. Dann folgt: „Eclairez-vous!, „Erhellt euch!“ oder „Klärt euch auf!“.

„Die inhaltliche Dimension des Themas zielt auf die grundlegende gesellschaftliche Frage, ob zu Zwecken des nicht nur Überlebens, sondern auch des Lebens getötet werden darf. Und ob es in unserer Gesellschaft erforderlich ist zu töten“, so die Künstlerin Laura J Gerlach. Um mögliche Rechtfertigungen für das Töten, die Todesandrohung und den Gebrauch von Waffengewalt geht es in den Beiträgen der Sprecher des Exzellenzclusters, Prof. Rainer Forst und Prof. Klaus Günther, und dem Podiumsgespräch unter Leitung der Cluster-Geschäftsführerin Rebecca Caroline Schmidt. Hier spannt sich der Bogen von der Frage, ob äußerste Gewaltanwendung im Sinne der „gerechten Sache“ legitim erscheint, über ein vermeintliches Selbstverteidigungsrecht von Bürgern bis zur klassischen Diskussion, ob der Staat sein Gewaltmonopol auch dazu verwenden darf, seinerseits, etwa bei der Todesstrafe, zu töten.

Das Podiumsgespräch am 15. März um 19.30 Uhr in der Galerie Marion Meyer trägt den Titel „‘Zu den Waffen?/!‘ – Angst im Rechtsstaat“. Das Podium wird über die Frage diskutieren, wie der Handel, Besitz und Umgang mit Waffen rechtlich geregelt ist und wie sich Recht und Wirklichkeit zueinander verhalten, um sich dann mit dem aktuellen Problem des in einigen Teilen der Bevölkerung zu beobachtenden steigenden Unsicherheitsgefühls auseinanderzusetzen. Wie kann und soll ein Rechtsstaat darauf reagieren, wie lässt sich verhindern, dass Kriminalitätsfurcht umschlägt in die Forderung, jeder solle sich am besten selbst und auch durch Bewaffnung selbst schützen?

In seinem Vortrag „Auf Leben und Tod. Über das (Un-)Recht zu töten“ wird der Rechtswissenschaftler Klaus Günther am 17. März um 19 Uhr im Fotografie Forum Frankfurt die Beobachtung in den Mittelpunkt stellen, dass fast jeder absichtliche Tötungsakt von einer rechtfertigenden Erzählung begleitet wird. Die Frage nach dem „Warum?“ sucht nach Gründen, aus denen sich irgendein Recht folgern ließe, das den Tod verständlich, gerechtfertigt erscheinen lässt. In archaischen Erzählungen kommt der Tod überhaupt nur in die Welt, weil eine Verfehlung bestraft werden muss. Blut muss mit Blut, Leben mit Leben vergolten werden. Explizit ist dieser mythische Zusammenhang heute noch in der Todesstrafe, und er spielt auch bei vielen kriegerischen Auseinandersetzungen eine Rolle, in denen es darum geht, ein tatsächliches oder vermeintliches Unrecht zu vergelten.

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Das Programm im Überblick:

  • Sonntag, 13. März 2016, 18.00 Uhr: Eröffnung des Gesamtprojekts mit Prof. Dr. Rainer Forst vor dem Rathaus Offenbach, Berliner Straße 100, 63065 Offenbach am Main
  • Dienstag, 15. März 2016, 18.30 Uhr: Vernissage in der Galerie Marion Meyer, Eichendorffstrasse 70a, 60320 Frankfurt am Main
  • Dienstag, 15. März 2016, 19.30 Uhr: Podiumsgespräch „‘Zu den Waffen?/!‘ – Angst im Rechtsstaat“ mit Dr. Reinhard Müller (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und Andreas Engels (C. W. Engels Waffen), Moderation: Rebecca C. Schmidt; Galerie Marion Meyer
  • Donnerstag, 17. März 2016, 19.00 Uhr: Vortrag von Prof. Dr. Klaus Günther: „Auf Leben und Tod. Über das (Un-)Recht zu töten“; Fotografie Forum Frankfurt, Braubachstraße 30-32

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Laura J Gerlach lebt als freie Künstlerin und Fotografin in Frankfurt, Paris und New York. Sie studierte an der Goethe-Universität Kunstgeschichte und Design an der Rhein-Main-Hochschule in Wiesbaden. Rainer Forst ist Professor für Politische Theorie und Philosophie. Klaus Günther bekleidet die Professur für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Das Projekt findet mit freundlicher Unterstützung der MainLicht GmbH statt.

Quelle: Pressemitteilung vom 9. März 2016

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