Podiumsgespräch des Forschungsverbundes Normative Ordnungen mit der islamischen Frauenrechtlerin Seyran Ateş und der Verfassungsrechtlerin Ute Sacksofsky am 1. November 2019.
Die eine ist Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin und Imamin in Berlin, die andere Frankfurter Professorin für Öffentliches Recht mit Schwerpunkten auf Geschlechtergerechtigkeit und Religionsfreiheit. Wie denken Seyran Ateş und Ute Sacksofsky über das Kopftuch, in welcher Hinsicht vertreten sie warum verschiedene Positionen? Antworten auch auf diese Fragen verspricht das aktuelle „Frankfurter Stadtgespräch“ des Forschungsverbundes Normative Ordnungen der Goethe-Universität zum Thema „Das islamische Kopftuch zwischen Glaubensfreiheit, staatlicher Neutralität und Gleichberechtigung“ am Freitag, dem 1. November 2019, um 18.30 Uhr im Historischen Museum, Saalhof 1, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main.
Individueller Ausdruck der grundrechtlichen Glaubensfreiheit oder politisches Symbol eines emanzipationsfeindlichen Islam? Das islamische Kopftuch und die Forderungen nach Kopftuchverboten führen immer wieder zu teils hitzigen Diskussionen. Doch in welchem (verfassungs-)rechtlichen Rahmen bewegen sich diese Debatten? Verletzen die Forderungen nach Kopftuchverboten die grundrechtlich geschützte Glaubensfreiheit von Kopftuch tragenden Frauen? Oder verlangt im Gegenteil die staatliche Neutralität, dass Lehrerinnen und Richterinnen sich im Dienst unverhüllt zeigen? Wie ist das Kopftuch aus feministischer Sicht zu bewerten? Als Rückschritt im Kampf um die Emanzipation von paternalistischer Bevormundung oder widersprechen gerade die Verbote dem Kernanliegen der Frauenbewegung um ein selbstbestimmtes Leben?
Diese Fragen beschäftigen die beiden Podiumsteilnehmerinnen seit vielen Jahren. Dass sie dabei, auch aufgrund eigener Erfahrungen, zu teils gegensätzlichen Positionen gelangen, verspricht eine anregende und reizvolle Diskussion. Die Moderation hat Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des ausrichtenden geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes. Der Eintritt ist frei.
Seyran Ateş ist Rechtsanwältin, Autorin und Imamin. Als Anwältin in Berlin befasste sie sich hauptsächlich mit Strafrecht und Familienrecht. Ateş ist Mitbegründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, die für einen liberalen Islam steht. Sie ist Autorin verschiedener Bücher und Artikel. Zu ihren jüngsten Publikationen zählt ihre 2017 erschienene Biographie „Selam, Frau Imamin. Wie ich in Berlin eine liberale Moschee gründete”.
Ute Sacksofsky ist Professorin für Öffentliches Recht und Rechtsvergleichung und Mitglied des Forschungsverbundes Normative Ordnungen an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zu ihren Schwerpunkten gehören das Verfassungsrecht und die Geschlechterverhältnisse im Recht. Sie ist Mitglied im Direktorium des Cornelia Goethe Centrums für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse an der Goethe-Universität und Vizepräsidentin des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen. Sie wird vielfach als Sachverständige zu Fragen der Gleichberechtigung in der Gesetzgebung gehört. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Religionsfreiheit.
Kooperationspartner der aktuellen Veranstaltung ist das Historische Museum Frankfurt am Main. Das „Frankfurter Stadtgespräch“ des Forschungsverbundes Normative Ordnungen an der Goethe-Universität findet jetzt zum 23. Mal statt. Ziel ist es, unter Einbeziehung prominenter Gäste mit geistes- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen an eine breitere außerakademische Öffentlichkeit zu treten. Zu den bisherigen Gästen gehörten die Publizistin Thea Dorn, der Schriftsteller Feridun Zaimoglu, die Politiker Erhard Eppler, Tom Königs und Rita Süssmuth, die Historiker Christopher Clark und Ute Frevert, der Designer und Künstler Stefan Sagmeister sowie Bundespräsident Joachim Gauck.