Vom 20. – 22.09.2018 fand am Institut für Rechtsmedizin, unterstützt durch das Senckenberg-Museum, das jährliche Treffen der Deutschen Gesellschaft für medizinische Entomologie und Acarologie (DGMEA) statt – diese Vereinigung widmet sich der Rolle von Insekten und anderen Gliedertieren bei der Übertragung von Krankheitserregern auf Tier und Mensch.
Dieses Thema wird im Kontext des sich immer stärker abzeichnenden Klimawandels auch für Deutschland immer präsenter. Über 50 Teilnehmer aus der Schweiz, Österreich und Deutschland präsentierten in fast 20 Vorträgen ihre Arbeiten zu einheimischen Stechmücken, tropischen Zecken und anderem Getier.
Experten des Bernhard-Nocht-Instituts Hamburg und des Friedrich-Loeffler-Instituts von der Insel Riems, des Umweltbundesamtes Berlin oder des Umwelt- und Gesundheitsschutzes der Stadt Zürich machten deutlich, dass Mitteleuropa Gefahr läuft, nicht mehr die sorgenfreie Insel der Glückseligen zu sein:
Diverse so genannte invasive Arten wie die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus oder die Schildzecke Hyalomma marginatum sind in Deutschland angekommen (letztere wurde vor kurzem z.B. im hessischen Wächtersbach entdeckt) und prinzipiell in der Lage, Krankheiten wie das West-Nil-Fieber (Mücke) oder das Krim-Kongo-Fieber (Zecke) zu übertragen.
Es ist zu befürchten, dass mit steigenden Temperaturen auch die zu relevanten Krankheitserreger immer wieder bei uns auftauchen werden. Italien ist bereits im festen Griff der Tigermücke Aedes albopictus und erlebt immer wieder West-Nil-Fieber-Epidemien, Frankreich hatte bereits mutmaßlich durch die gleiche Mückenart übertragene Fälle des tropischen Dengue-Fiebers.
Auch rechtsmedizinische Expertise ist in der medizinischen Entomologie gefragt – immer wieder müssen am Frankfurter Institut Fälle von Myiasis begutachtet werden: der Befall von lebenden Menschen mit Fliegenmaden. Grund hierfür können Pflegemängel oder selbst verschuldete Vernachlässigung sein. Auch hier können extreme Temperaturen eine wesentliche Rolle spielen und einheimische Arten zu Aggressoren werden lassen.
Die Vorträge im Rahmen der Tagung spiegelten die gesamte Bandbreite der Disziplin wieder, so gab es z.B. originelle Anekdoten zum Käferbefall eines Kunstobjekts (ein verarbeitetes Schweineskelett…), spannende wissenschaftliche Einblicke in die Symbiose zwischen Insekten und Bakterien, einen wilden Ritt durch die Welt der Insektengifte und den aktuellen Stand bei der Bekämpfung der Kopflaus.
Wie bei jeder Zusammenkunft der DGMEA war der letzte Tag der taxonomischen Fortbildung gewidmet, ein in dieser Form bundesweit einmaliges Angebot. In Bestimmungsübungen konnten die Tagungsteilnehmer ihre Artenkenntnis verbessern, dieses Jahr lag der Schwerpunkt in der Identifikation von mit Vorräten und Aas assoziierten Käfern.
Autor: PD Dr. Jens Amendt, Institut für Rechtsmedizin, Forensische Biologie/Entomologie