Seit Jahren bestimmt die öffentlichen Debatten, ob in der gesellschaftlichen Entwurzelung von Bankern, Fondsmanagern, Analysten und Finanzdienstleistern nicht einer der Gründe für die krisenhaften Tendenzen des Finanzwesens zu suchen ist. Dabei ist keine andere Berufsgruppe in den Sozialwissenschaften so wenig erforscht wie die der Akteure in Banken und Finanzwesen. „Ethik im Finanzsystem“ kann einerseits die gesetzlich verankerte moralische Einbettung des Finanzsystems bezeichnen, andererseits die moralischen Motivationen, Deutungsmuster und Handlungen von Individuen oder Gruppen im Finanzsystem.
Die aktuelle Ausgabe von WestEnd fragt nach der Berufsmoral von Bankern, untersucht eine Reihe von „ethischen“ Banken, die, aus bestimmten weltanschaulichen Nischen kommend, das Selbstbild einer moralischen Avantgarde pflegen, und beleuchtet kritisch Anspruch und Wirklichkeit der „Äquatorprinzipien“, eines selbstgesetzten ethischen Rahmenwerks zum Schutz von Menschenrechten in internationalen Finanzkonsortien. Insgesamt soll deutlich werden, welche Möglichkeiten des Widerstands gegen die „Systemlogik“ des Finanzsystems bestehen, aber auch, welche Hindernisse seiner weitergehenden moralischen Einbettung auf der Basis individueller Ansätze entgegenstehen. WestEnd wird seit 2004 vom Institut für Sozialforschung herausgegeben und richtet sich an ein breites intellektuelles Lesepublikum.
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Institut für Sozialforschung an der Goethe-Universität (Hg.),
WestEnd 2015/1: Ethik im Finanzsystem?
Neue Zeitschrift für Sozialforschung,
Campus Verlag 2015, Frankfurt am Main,
192 Seiten, kartoniert, 14,00 Euro[/dt_call_to_action]