Wie der elektronische Finanzmarkt ausgestaltet und überwacht werden kann

Preisverleihung des FIRM Forschungspreises. Foto: FIRM

FIRM Forschungspreis für Dissertation des Wirtschaftswissenschaftlers Benjamin Clapham an der Goethe-Universität.

Je eifriger an Finanzmärkten elektronisch gehandelt wird, umso komplexer ist die Lage. Weil immer mehr Händler auf die elektronischen Marktplätze drängen und in immer kürzerer Zeit ungeheure Mengen an Handelsaufträgen und Daten produzieren, kann das Risiko steigen, dass Kurse unbegründet ins Schlingern geraten oder manipuliert werden.  

Wie kann ein elektronischer Marktplatz systematisch abgesichert und gegen Betrug geschützt werden? Und wie können bei computergesteuertem Handel, insbesondere dem sogenannten Hochfrequenzhandel, plötzliche Kurseinbrüche verhindert, also kontinuierliche Preise garantiert werden?

Antworten auf diese Fragen gibt die mit dem FIRM Forschungspreis ausgezeichnete Dissertation von Benjamin Clapham. Der Wirtschaftswissenschaftler befasst sich in seiner Arbeit mit der Integrität und Effizienz elektronischer Wertpapiermärkte und verbindet – so die Begründung der Jury – dabei hochwertige konzeptionelle Grundlagenarbeit mit innovativem Praxisbezug.

Benjamin Clapham

Auf Basis umfangreicher empirischer Analysen von Handelsdaten zeigt Benjamin Clapham auf, welche Auswirkung der Hochfrequenzhandel auf die Effizienz elektronischer Wertpapiermärkte hat und wie Sicherungsmechanismen optimal ausgestaltet werden müssen. Zudem hat Clapham ein Schema entwickelt, mit dem alle Arten von Marktmanipulationen klassifiziert und auf dieser Basis automatisiert erkannt werden können. Damit gibt er Aufsichtsbehörden wie der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde konkrete Empfehlungen zur Ausgestaltung von Finanzmarktregulierungen und zur Betrugserkennung an die Hand. Durch die Vermittlung seines Doktorvaters, Prof. Dr. Peter Gomber, konnte Benjamin Clapham die Erkenntnisse seiner Arbeit mit dem Börsenbetreiber Deutsche Börse AG und der weltweiten Börsenorganisation „World Federation of Exchanges“ diskutieren, die die Forschungsprojekte mit Daten und Zugang zu Börsenbetreibern unterstützt haben.

Interesse haben Börsenbetreiber wie die Deutsche Börse AG insbesondere an Claphams Erkenntnissen zu Sicherungsmechanismen für den elektronischen Finanzmarkt gezeigt: Sie greifen dann, wenn computergesteuerte Handelsformen nicht adäquat auf unerwartete Preisentwicklungen auf dem Markt reagieren und dadurch unbegründete drastische Kursbewegungen entstehen. Der elektronische Wertpapierhandel reagiert auf diese „hausgemachten“ Störungen durch eine kurze Unterbrechung des Handels. Claphams empirische Untersuchungen weisen nun nach, welche Stopps den Handelsfluss am wenigsten stören und so einen effizienten Handel garantieren.

Betreut wurde Claphams Dissertation von Peter Gomber, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere e-Finance, an der Goethe-Universität. Der europaweit ausgeschriebene Preis wird alle zwei Jahre vergeben und ist mit jeweils 15.000 Euro für den Preisträger und den betreuenden Lehrstuhl, im aktuellen Fall am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität, verbunden.

Der FIRM Forschungspreis unter der Schirmherrschaft des Hessischen Staatsministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek al Wazir, hat das Ziel, maßgebliche Forschung zum besseren Verständnis von Risikomanagement und Regulierung im Finanzdienstleistungssektor zu fördern.

Das Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) wird seit 2009 von der gemeinnützigen Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung e. V. getragen, in der Banken, Dienstleister und das Land Hessen sich engagieren. Zentrale Ziele des Instituts sind die Förderung von Forschung und Lehre sowie der Best-Practice-Austausch im Bereich Risikomanagement und Regulierung.

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