Alumni-Arbeit, das heißt Vergangenes bewahren, Gegenwart gestalten, Zukunft sichern. Die Veranstaltung »Gut vernetzt? – Hochschulforum zur Alumni-Arbeit der Goethe-Universität« setzte dafür Maßstäbe. Während Podien und Workshops dreht sich im Dezember 2016 alles nur um eines: Alumni-Arbeit stärken. Alumni-Arbeit weiterentwickeln.
Sie ist eine der Ersten an diesem Donnerstagmorgen im Foyer des Präsidiums, Katharina Lemke, Referentin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Seit einem halben Jahr ist Lemke dort für die Alumni-Arbeit verantwortlich. Die junge Soziologin erhofft sich handfeste Tipps von der Veranstaltung: »Wir möchten an unserem Fachbereich ganz konkret Berufsfeldorientierung anbieten, weil Geisteswissenschaftler größere Probleme haben, in die Berufstätigkeit zu finden.
Als Alumni-Referentin brauche ich Informationen darüber, was ich den Leuten bieten kann. Wie kreiere ich eine Alumni-Identität? Wie erreiche ich potentielle Kontakte?« Kontakte kann Lemke hier reichlich knüpfen. Das Hochschulforum ist hochkarätig und international besetzt. Alumni-Verantwortliche, Multiplikatoren, Entscheidungsträger, Teilnehmer aus den Fachbereichen.
Mehr als 60 Gästen stellen sich die Fragen, die für viele ein Dauerbrenner sind: Was macht gute Alumni-Arbeit aus? Welche Instrumente und Strategien sind sinnvoll und empfehlenswert? Vom Workshop »Alumni-Mitglieder gewinnen und binden« verspricht sich Katharina Lemke das Rüstzeug, das sie im Alltag braucht.
Alumni-Arbeit ist Brückenbau
»Alumni-Arbeit an Hochschulen ist Netzwerken und Beziehungspflege«, sagt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. Diese gewinne zunehmend mehr an Gewicht. Für die Goethe-Universität. Für die Alumni. Dass er als Vize-Präsident für Third Mission das Hochschulforum für Alumni-Arbeit stützt, wird unter den Gästen auch als politisches Zeichen verstanden: die Universität möchte privates Engagement ausweiten. Zentrale Alumni-Arbeit ist Basis für die Hochschulförderung, ideell wie finanziell.
»So viel Rückenwind vom Präsidium gibt es längst nicht an allen Hochschulen«, sagt Christian Kramberg, Vorsitzender beim Dachverband alumni-clubs.net e.V. Nach wie vor stoße er bei Hochschulen von Hamburg bis Wien auf Desinteresse gegenüber Alumni. Verlorene Schätze seien das. Verschenkte Reputation. Vernachlässigtes Fundraising-Potential. Kramberg kennt sie alle: Hochschulen, Alumni-Vereine, außeruniversitäre Fördergesellschaften oder hochschulnahe Institutionen. Kramberg war damals auch dabei, als das Präsidium der Goethe-Universität vor mehr als 10 Jahren ein zentrales Alumni-Büro gründete.
Es hat sich viel getan seither. Inzwischen gibt es 25 Alumni-Vereinigungen und Initiativen an der Frankfurter Hochschule. Das zentrale Alumni-Büro verknüpft alle Alumni-Aktivitäten an der Universität. Die Leiterin Anna Dmitrienko fungiert als Koordinatorin und Ansprechpartnerin. Organisiert Veranstaltungen. Baut die zentrale Datenbank weiter aus mit Kontaktdaten von Alumni. »Alumni-Arbeit beginnt mit dem Tag der Einschreibung und nicht mit dem Tag der Exmatrikulation«, sagt Anna Dmitrienko. »Die Zukunft liegt in den Händen der Ehemaligen«, beschreibt Andreas Eckel die Strategie. Als Leiter der Privaten Hochschulförderung möchte er, dass die Kontaktpflege zu Ehemaligen irgendwann auch deren Unterstützung einbringt.
Potentiale der Alumni-Arbeit heben
Traditionell knüpfen Alumni-Organisationen vor allem Netzwerke. An der Goethe-Universität hat sich dafür eine Kombination aus zentraler wie auch dezentraler Alumni-Arbeit bewährt. Die emotionale Bindung an den eigenen Fachbereich gewährleisten die Alumni-Vereine. Das zentrale Alumni-Büro unterstützt sie dabei. Aber: »Die Zusammenarbeit ist noch ausbaufähig«, konstatiert Andreas Eckel während der Podiumsdiskussion.
Die Kommunikation zwischen der Hochschule und den Alumni-Vereinen an der Goethe-Universität müsse generell verbessert werden. Ein Wunsch, der auch seitens der Alumni-Vereine geäußert wurde. Wertschätzung bringt Wertschöpfung. Ideen für verzahnte Alumni-Arbeit gibt es jedenfalls genug. Zielgruppenorientiertes Arbeiten in den Fachbereichen etwa, koordiniert vom Alumni-Büro als zentralem Dienstleister für Marketing, für Vereins-Webseiten, Veranstaltungen, einem Corporate Design. »Es muss einen zentralen Service geben, das Beziehungsmanagement aber findet in den Vereinen statt«, fasst Christian Kramberg die Diskussion zusammen.
Konsequent zentral – Graz und Zürich
Eine vertikale Arbeitsstruktur verfolgen die Alumni-Büros der Universitäten Graz und Zürich. »Eine Zentrale kann mehr steuern«, berichtet Beatrice Weinelt von der Karl-Franzens-Universität Graz. Zentrale Alumni-Arbeit bedeutet in Graz wie Zürich: zentrale Mitgliederverwaltung, zentrale Beitragsverwaltung, zentrale Homepages, gemeinsames Logo, Corporate Design. Die Alumni-Vereine der Fachbereiche haben keine administrativen Aufgaben. Gelder, Mitgliedsbeiträge wie Spenden, kommen komplett den Universitäten zugute.
»Wenn die einzelnen Vereine Geld für eine Veranstaltung benötigen, müssen sie das bei uns beantragen«, berichtet Nicole Frick von der renommierten ETH Zürich. Auch Graz verfährt so. Diese zentrale Verwaltungsstruktur ist bei beiden Alumni-Büros noch relativ jung. Die alteingesessenen, zum Teil mehrere hunderte Jahre alten Alumni- und Freundesvereinigungen taten sich sehr schwer, ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit an eine Zentrale abzugeben. Ein schmerzhafter Prozess, der noch immer andauert, was sowohl Frick als auch Weinelt eingestehen.
Kooperation statt Konkurrenz
Frankfurt dagegen setzt auf Vielfalt. Und taktischen Dialog. Die Vereinigung von »Freunden und Förderern der Goethe-Universität« ist ein starkes Standbein der Hochschule. Fast so alt wie die Universität selbst, unabhängig, selbstbewusst. Erfolgreich in der Spenden-Aquise. Verbindlich in der Alumni- Arbeit.
Er besteht neben dem zentralen Alumni-Büro. »Es gibt kein Richtig oder Falsch«, davon ist Julia Heraeus-Rinnert überzeugt. Sie als Vorstandsmitglied der Freunde und Förderer lehne Konkurrenzdenken ab. »Wir haben alle ein Ziel: für die Uni zu wirken. Konkurrenzdenken behindert. Kooperation ist wichtig, damit man abgestimmt handeln kann«, so Heraeus-Rinnert. Arbeitsteilung. Das zählt. Am Ende gewinnen alle. Auch für Katharina Lemke entpuppt sich das Hochschulforum als Gewinn.
Wie ein Weberschiffchen pendelt die Alumni-Referentin zwischen den verschiedenen Akteuren und Workshops, sucht das Gespräch, holt sich Informationen. Lemke ist begeistert: »Diese Plattform hilft allen, Ideen und Kontakte miteinander zu verknüpfen, Tipps zu geben und aufzugreifen.« Gut vernetzt? – Die Leitfrage des Hochschulforums »Alumni-Arbeit« beantwortet sich am Ende des Tages selbst.
[Autorin: Heike Jüngst]
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Zum Weiterlesen:
Sonderausgabe „Einblick“ mit mehr Informationen zur Alumniarbeit an der Goethe-Universität »
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