„Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul“, so der Titel des ersten Romans von Dr. Verena Reinhardt vom Institut für Didaktik der Biowissenschaften, ist im März 2016 bei Beltz & Gelberg erschienen. Beim Frühlingsfest auf dem Campus Riedberg am 22. Mai liest die Biologin aus ihrem Buch vor. Vorab erzählt sie im Interview, wie es entstand.
Frau Reinhardt, wie kamen Sie auf die Idee, diese Geschichte zu schreiben?
Das war eine Wette mit einem Kollegen aus Mainz, wo ich studiert habe. Wir haben beide gemeinsam mit unserer Doktorarbeit angefangen und abgemacht, dass jeder von uns sich nebenbei ein Großprojekt ausdenkt, das er bis zur Abgabe der Doktorarbeit abschließen will. Ich habe gewettet, dass ich es schaffe, eine Geschichte nicht nur aufzuschreiben, sondern auch einen Verlag dafür zu finden. Das ist mir gelungen. Mein Kollege hat seinen Teil der Wette noch nicht eingelöst. Wir hatten nämlich vereinbart: Wer sein Großprojekt nicht rechtzeitig abschließt, muss ein Bad im Brunnen der Uni Mainz nehmen.
Und wie haben Sie dafür neben der Dissertation noch Zeit und Energie gefunden?
Nun, ich habe in meiner Doktorarbeit für die Verhaltensforschung Bienen dressiert. Im Sommerhalbjahr war ich viel draußen an der frischen Luft. Da ist es einfacher, sich am Abend noch einmal hinzusetzen und zu schreiben. Und wenn ich erst einmal angefangen hatte, bin ich in die Geschichte eingetaucht. Wenn es gut lief, habe ich an einem Abend auch mal fünf Seiten rausgehauen.
In seiner Rezension für „Die Welt“ beschreibt Norbert Zähringer Ihren Roman als eine „so fantasievolle wie aberwitzige Mischung aus Biene Maja, Fantasy und Steampunk“. Wie gefällt Ihnen das?
Ich finde, das trifft es gut: Es fließen Kenntnisse aus meiner Doktorarbeit ein, es gibt Fantasy-Elemente, und gleichzeitig geht es um technische Erfindungen in einer Art Retro-Futurismus mit Dampfmaschinen wie sie im viktorianischen Zeitalter modern waren.
Was haben denn Hummeln und Bienen gemeinsam?
Hummeln bilden auch Staaten mit einer Königin, allerdings mit nur bis zu 100 Individuen. Sie bauen auch tonnenförmige Waben aus Wachs und machen eine Art Honig. Aber das ist zu wenig, um ihn zu ernten. Im Gegensatz zu den Bienenvölkern sterben die Hummeln im Winter und nur die Königin überlebt, indem sie sich im Boden eingräbt. Im Frühjahr gründet sie dann einen neuen Staat.
Warum haben Sie eine Hummel zu einer der Hauptfiguren der Geschichte gewählt?
Nun, ich brauchte ein „Reittier“. Es sollte frech sein. Da passte eine Hummel gut. Und Hummeln sind so schön flauschig.
Sind noch mehr biologische Kenntnisse in die Geschichte eingeflossen?
Ja, zum Beispiel, dass Hummeln mit ihren Antennen riechen und sie bei Kälte nicht fliegen können. Außerdem haben sie keinen Daumen, weshalb sie in meiner Geschichte nicht für Rolle des Feinmechanikers taugen. Und auch die Nebenfiguren in der Geschichte habe ich nach dem Bestimmungsbuch für Insekten ausgesucht.
Sie haben ja zuerst Biologie und Anglistik auf Lehramt studiert. Haben Sie auch etwas aus der Anglistik verwendet?
Ja, die Heldensage von „Gryndhild der Großen“ in dem Roman lehnt sich an die Beowulf-Sage an.
Haben Sie als Kind selber viele Fantasy-Romane gelesen?
Nein, ich lese lieber Sachbücher. Aber ich habe mir als Kind schon gerne Geschichten ausgedacht. Mit 10 Jahren fand ich auf dem Sperrmüll eine Schreibmaschine, brachte mir das Schreiben mit 10 Fingern bei und tippte fortan meine Geschichten mit rasender Geschwindigkeit in die Tasten. Für den Hummelreiter habe ich mehrere dieser Geschichten ausgeschlachtet.
Wussten Sie zu Anfang schon, wie die Geschichte ausgeht?
Ich hatte die Schlüsselszenen im Kopf und eine grobe Idee von dem Plot. Der Rest hat sich dann beim Schreiben ergeben. Außerdem arbeite ich mit einem System von Karteikarten, auf denen ich mir Einfälle notiere.
Friedrich Löwenmaul ist am Anfang der Geschichte ja alles andere als entzückt, dass er eine Hummel zähmen und damit zum Hummelreiter werden soll. Obwohl er aus einer Familie berühmter Hummelreiter stammt, hat er Angst vor Hummeln. Wird er ein guter Hummelreiter?
Ja. Und außerdem entdeckt er, dass er das Talent zum Erfinder hat.
Sie hatten schon einige Lesungen für Schulklassen. Wie kommt das Buch an?
Ich war überrascht, wie interessiert die Kinder zuhören. Und sie stellen nachher auch gute Fragen. Zum Beispiel, warum die Hummel frech ist.
Was haben Sie geantwortet?
Ich weiß nicht mehr, was ich da gesagt habe, aber ich mag freche Charaktere. Kinderbuchfiguren müssen ja unbedingt nicht lieb und brav sein.
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Verena Reinhardts Webseite | Leseprobe
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