Reihe / Woher kommt der Mensch? Ein neuer Blick auf Homo sapiens

blog_vortragsreihe_mensch-plakat_a4ansicht„Woher kommt der Mensch? Ein neuer Blick auf Homo sapiens“: Im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ findet eine öffentliche Vortragsreihe der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität statt.

Wohl kaum ein Thema fasziniert die Menschheit so sehr wie ihre eigene Herkunft. In Zeiten, in denen sich überall in der Welt populistisch-rassistische Tendenzen ausbreiten, ist das Wissen über die gemeinsamen Wurzeln besonders wichtig – und zwar nicht nur, was die Evolution des menschlichen Körpers anbelangt, sondern auch die weit weniger bekannte Evolution geistiger, kultureller und emotionaler Fähigkeiten. Die interdisziplinäre Vortragsreihe „Woher kommt der Mensch? Ein neuer Blick auf Homo sapiens“ wird dazu beitragen den Blick zu weiten. Sie wird veranstaltet von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt und durch die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG finanziert.

Aktuell sind in allen Disziplinen, die die Evolution des Menschen betreffen, atemberaubende Fortschritte zu verzeichnen. Evolution wird nicht länger nur als „Survival of the Fittest“ in Bezug auf körperliche Anpassung, Kraft und Geschicklichkeit angesehen werden. Vielmehr wirkt sich die Funktionslogik von Selektion und Anpassung auch auf Verhaltensweisen wie Kooperation und Altruismus aus und befördert diese. All diese Perspektiven tragen bei zu einem neuen, integralen evolutionären Selbstverständnis des Menschen – und seiner Welt. Das ermöglicht ganz neue Antworten auf die große Frage nach dem, was uns ausmacht, die noch vor wenigen Jahrzehnten nicht denkbar gewesen wären. Diese Erweiterung des Horizonts soll dem Publikum in der Reihe deutlich werden.

Den Auftakt der Reihe bildet die 15. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture, mit dem Vortrag „The Definition of Species in Human Evolution“ von Prof. Dr. Francis Thackeray (University of the Witwatersrand, Johannesburg), einem der profiliertesten Paläoanthropologen Südafrikas, am 16. November (Mittwoch) um 19.30 Uhr im Senckenberg-Naturmuseum, Senckenberganlage 25. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung/Goethe-Universität.

Bis heute diskutieren Biologen über den Artbegriff und die Definition einer biologischen Art. Während bei rezenten Organismen viele Faktoren von der Morphologie der Weichteile bis zu genetischer Information zur Verfügung stehen, können Arten in der Paläobiologie meist nur anhand fragmentarischer Knochen und Zähnen beschrieben werden. Zudem ergeben sich viele Artabgrenzungen nur dadurch, dass zwischen verschiedenen Fossilfunden, die einen evolutiven Zusammenhang bilden, zum Teil große zeitliche Fundlücken bestehen. Ist das biologische Artkonzept bei Fossilien daher überhaupt anwendbar? Und wie sieht es speziell in der Paläoanthropologie aus? Thackeray stellt grundsätzliche Fragen zur Definition von Arten und versucht, sie mithilfe innovativer morphometrischer Methoden zu beantworten. Im Vortrag wird er seine Theorien am Beispiel der spektakulären Funde des Homo naledi aus dem südafrikanischen Rising-Star-Höhlensystem darlegen.

Francis Thackeray, geb. 1952, studierte Zoologie, Archäologie und Umweltforschung an der Universität in Kapstadt und promovierte anschließend in Yale im Fach Anthropologie. Heute hat er den Phillip-Tobias-Lehrstuhl für Paläoanthropologie am Institut für Evolutionsforschung der Witwatersrand-Universität inne und leitet das dortige Evolutionary Studies Institut. Seine wissenschaftlichen Arbeiten umfassen sowohl Gelände- als auch Laborprojekte. Bekannt wurde er vor allem durch jahrelange Grabungsarbeiten in der südafrikanischen Grabungsstätte „Craddle of Humankind“ („Wiege der Menschheit“) im Tal von Sterkfontein südwestlich von Johannesburg. Dort erforschte er auch die Fundstellen der robusten „Nussknackermenschen“ in Kromdraai und Swartkrans. Zahlreiche neue Hominidenfunde sowie Faunenanalysen und ökologische Rekonstruktionen machten ihn weltbekannt.

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Termine und Themen im Überblick:

23. November 2016, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Die genetische Herkunft der Europäer: Migration und Anpassung in der Vorgeschichte
Dr. Wolfgang Haak, Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Jena
Moderation: Dr. Christine Hertler, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt

14. Dezember 2016, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Lob der Lüge. Zur Evolution von Intelligenz
Prof. Dr. Volker Sommer, University College London
Moderation: Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität

18. Januar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
The Skin of Homo sapiens: the Evolution of our Interface with the World
Prof. Dr. Nina Jablonski, Pennsylvania State University, State College
Moderation: PD Dr. Ottmar Kullmer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt

25. Januar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Jäger und Künstler: Warum der Neandertaler ausstarb und die Kunst entstand
Prof. Dr. Nicholas J. Conard, Eberhard Karls Universität Tübingen
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität

8. Februar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Ständchen, Schlaflied oder Kriegsgeschrei? Theorien zum Ursprung der Musik und ihrer Funktion für den Menschen
Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann, Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität

15. Februar 2017, Senckenberg-Naturmuseum, Senckenbergallee 25, 19:00 Uhr
Podiumsdiskussion mit Impulsvorträgen
Ein neuer Blick auf Homo sapiens – die Zukunft des Menschen
Moderation: Joachim Müller-Jung, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Gesprächspartner: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt; PD Dr. Miriam N. Haidle, Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Prof. Dr. Hans-Dieter Mutschler, Hochschule Ignatianum, Krakau; Prof. Dr. Annette Kehnel, Universität Mannheim

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Alle Vorträge beginnen um 19.30 Uhr, bis auf die abschließende Podiumsdiskussion, die um 19 Uhr startet. Für die erste Vorlesung am 16. November 15. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture) ist eine Anmeldung per E-Mail erforderlich unter: Koenigswald-Lecture@senckenberg.de

Quelle: Pressemitteilung vom 09. November 2016

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