Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Graduiertenkollegs „Komplexe Kontrolle mit Licht“ und „Nominale Modifikation“ der Goethe-Universität verlängert, wie heute in einer Pressemitteilung bekannt gegeben wurde:
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zur weiteren Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses 15 neue Graduiertenkollegs (GRK) ein. Dies beschloss der zuständige Bewilligungsausschuss im Rahmen seiner Herbstsitzung in Bonn. Die neuen GRK werden ab April 2019 zunächst viereinhalb Jahre lang mit insgesamt rund 71 Millionen Euro gefördert. Darin enthalten ist eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Zwei der neuen Verbünde sind Internationale Graduiertenkollegs (IGK) mit Partnern in Mexiko und in den USA.
Zusätzlich zu den 15 Einrichtungen stimmte der Bewilligungsausschuss für die Verlängerung von zehn GRK für jeweils eine weitere Förderperiode. Die Verbünde decken von ihren Themen und Fragestellungen wie von ihrem Zuschnitt und Finanzierungsbedarf ein breites Spektrum ab. Graduiertenkollegs bieten Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren. Aktuell fördert die DFG insgesamt 217 GRK, darunter 38 IGK.
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Die 15 neuen Graduiertenkollegs im Einzelnen (in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen, unter Nennung der Sprecherinnen oder Sprecher sowie von Kooperationspartnern):
Das GRK „Mechanobiologie epithelialer 3-D-Gewebekonstrukte“ will die Mechanismen untersuchen, die die Eigenschaften und die Entstehung von Geweben beeinflussen. Die Expertinnen und Experten aus Zellbiologie, Biophysik und Bioengineering wollen sich dabei auf das Grenz- oder Deckgewebe konzentrieren, auch Epithelien genannt. Mit dieser Grundlagenforschung wollen sie zur Entwicklung komplexer Gewebemodelle beitragen, die etwa bei pharmazeutischen Studien an die Stelle von Tierversuchen treten könnten. (RWTH Aachen, Sprecher: Prof. Dr. Rudolf Leube)
In der Krebsforschung werden rechnergestützte Methoden immer wichtiger, da immer größere Datensätze in biomedizinisches und klinisches Wissen überführt werden müssen. Das GRK „Computermethoden für personalisierte Therapien in der Onkologie“ will mit rechnergestützten Verfahren aus molekularen Mustern einzelner Patienten individuelle Therapien ableiten. Es arbeitet an der Schnittstelle zwischen Bioinformatik, Molekularbiologie und klinischer Onkologie. (Charité Berlin – FU Berlin und HU Berlin, Sprecher: Prof. Dr. Nils Blüthgen)
Das IGK „Temporalities of Future in Latin America: Dynamics of Aspiration and Anticipation“ will soziale Praktiken erforschen, die darauf abzielen, gesellschaftliche Zustände zu verändern. Dabei soll der Fokus auf einzelnen Akteuren liegen, deren Handeln neue „Temporalitäten von Zukunft“ produzieren. Untersucht werden sollen die Zukunftsvorstellungen im kolonialen, postkolonialen und gegenwärtigen Lateinamerika. (FU Berlin, Sprecher: Prof. Dr. Stefan Rinke; Kooperationspartner: Centro de Investigaciones y Estudios Superiores en Antropología Social, El Colegio de Mexico, UNICIT-UNAM Campus Juriquilla; alle Mexiko)
Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel auf unsere politische Ordnung? Und wie werden politische Entscheidungen zur Bewältigung der demografischen Herausforderungen getroffen? Das GRK „Die Dynamiken von Demografie, demokratischen Prozessen und Public Policies (DYNAMICS)“ will unter diesen Leitfragen die Beziehungen zwischen demografischer Entwicklung, demokratischen Prozessen und Public Policies systematisch und interdisziplinär erforschen. (HU Berlin, Sprecherin: Prof. Dr. Heike Klüver)
Peptide sind organische chemische Verbindungen, die aus einer Verknüpfung mehrerer Aminosäuren bestehen. Sie werden in vielen Bereichen hergestellt und eingesetzt, von der Biochemie über die molekulare Biologie, Zellbiologie, Biomedizin bis hin zu den Materialwissenschaften. Das GRK „Bioaktive Peptide – Innovative Aspekte zur Synthese und Biosynthese“ zielt darauf ab, neue Strategien für die Peptid- und Proteinsynthese sowie Biosynthese und -engineering zu entwickeln. Zudem sollen Struktur, Stabilität und Bioaktivität von Peptiden erforscht werden. (TU Berlin, Sprecher: Prof. Dr. Roderich D. Süßmuth)
Pflanzen sind im Gegensatz zu Menschen und Tieren an einen Ort gebunden. Weil sie sich an ihre Umgebung anpassen, treten Pflanzen mit der gleichen Erbinformation (Genotyp) in ganz unterschiedlichen Erscheinungsbildern (Phänotypen) auf. Das IGK „Netzwerk-, Austausch- und Trainingsprogramm zum Verständnis von Ressourcenallokation in Pflanzen“ will Genotyp-Phänotyp-Beziehungen genauer untersuchen und Modelle entwickeln, die die Verteilung der pflanzlichen Ressourcen in Wachstumsprozesse, Nährstoffaufnahme und Fotosynthese vorhersagen. (Universität Düsseldorf, Sprecher: Prof. Dr. Andreas P. M. Weber; Kooperationspartner: Michigan State University, USA)
An der Schnittstelle der beiden Fachgebiete Zellbiologie und Biophysik arbeitet das GRK „Intrinsisch ungeordnete Proteine – Molekulare Prinzipien, zelluläre Funktionen und Krankheiten“. Im Fokus stehen die titelgebenden intrinsisch ungeordneten Proteine (IDP) sowie ungefaltete Protein-Regionen (IDR), die in einer Vielzahl von biologischen Polypeptiden vorhanden sind. Trotz ihrer ungeordneten Struktur erfüllen diese Proteine wichtige Funktionen wie beispielsweise die Bildung membranloser Organellen, sind aber bisher kaum erforscht. (Universität Halle-Wittenberg, Sprecherin: Prof. Dr. Andrea Sinz)
Bisherige Studien pflanzlicher Zellkompartimente haben sich zumeist auf einzelne Organellen konzentriert. Das GRK „Kommunikation und Dynamik pflanzlicher Zellkompartimente“ stellt nun die Koordination zwischen einzelnen pflanzlichen Organellen in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Die Forscherinnen und Forscher wollen auf diese Weise herausfinden, wie die Dynamik und Kommunikation pflanzlicher Zellkompartimente, zum Beispiel Plastiden oder Zellkerne, die Eigenschaften einer Pflanzenzelle beeinflussen. (Universität Halle-Wittenberg, Sprecher: Prof. Dr. Ingo Hartmut Heilmann)
Das GRK beschäftigt sich mit „Prozesse[n] in natürlichen und technischen Partikel-Fluid-Systemen (PintPFS)“ und bezieht dafür sowohl natürliche Bodenbestandteile wie Ton oder Sand als auch technische Partikel wie Kunststoffgranulat oder Zement mit ein. Bestimmte Eigenschaften der Partikel können durch physikalische, chemische und biologische Prozesse erzeugt werden; diese Verfahren will das Kolleg optimieren und dazu die technischen mit den natürlichen Materialien vergleichen. (TU Hamburg-Harburg, Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe)
Um neue Ansätze für die Prävention und Bekämpfung von Viruserkrankungen, die vom Tier auf den Menschen und umgekehrt übertragen werden können, geht es im Forschungsprogramm des GRK „Virusdetektion, Pathogenese und Intervention (VIPER)“. In der Vergangenheit wurden Viruserkrankungen entweder nur aus Sicht der Veterinärmedizin oder allein aus humanmedizinischer Sicht angegangen – das GRK verbindet nun beide Ansätze. (TiHo Hannover, Sprecher: Prof. Dr. Wolfgang Baumgärtner, Ph.D.)
Unter dem Titel „Ästhetische Praxis“ widmet sich das GRK Formen des Ästhetischen sowohl hinsichtlich ihrer Hervorbringung als auch ihres Nachvollzugs. Diese können in der Produktion und Rezeption von Kunstwerken kulminieren, sich aber keineswegs darin erschöpfen. So untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Kunstformen wie Theater, Performance, Bildende Kunst, Literatur und Musik und wie diese praktiziert werden. Gleichzeitig wollen sie auch außereuropäische künstlerische Praktiken in den Blick nehmen, um Ästhetikdiskurse zu dekolonisieren und vom Eurozentrismus zu befreien. Schlussendlich soll so eine Theorie ästhetischer Praxis entstehen. (Stiftung Universität Hildesheim, Sprecher: Prof. Dr. Andreas Hetzel)
Computersimulationen ersetzen immer häufiger klassische experimentelle und empirische Methoden zur Beschreibung realer Anwendungsszenarien. Diese Szenarien laufen jedoch oft in einem breiten Spektrum von Zeit- und Raumskalen ab und sind rekursiv, das heißt, Ereignisse auf einer längeren Skala bestimmen Struktur und Funktion auf einer kurzen Skala. Das GRK „Maßgeschneiderte Multiskalenmethoden für Computersimulationen von nanoskaligen Materialien“ entwickelt daher rekursive Multiskalenansätze in allen relevanten Längen- und Zeitskalen, um verbesserte Vorhersagen über Phänomene wie Reibung, Materialalterung, Materialdesign und biologische Funktion zu erhalten. (KIT Karlsruhe, Sprecher: Prof. Dr. Marcus Elstner)
Wie Stoffe aus dem Umland ihren Weg in Gewässer finden, ist wissenschaftlich gut untersucht. Der umgekehrte Prozess des Transports vom Gewässer auf das Land ist jedoch weit weniger erforscht. Welche Effekte haben etwa Hochwasserereignisse auf angrenzende Landbereiche? Das GRK „Crossing Boundaries: Propagation of In-Stream Environmental Alterations to Adjacent Terrestrial Ecosystems” nimmt zur Beantwortung dieser Frage Mikroschadstoffe wie Fungizide und Insektizide sowie invasive Arten, etwa Uferpflanzen und Wirbellose, in den Blick. (Universität Koblenz-Landau, Sprecher: Prof. Dr. Ralf Schulz)
Das GRK „CONVEY – Continuous Verification of Cyber-Physical Systems” befasst sich mit cyber-physischen Systemen, kurz CPS. Dies sind von Software gesteuerte Systeme, die mit der physikalischen Welt interagieren, also zum Beispiel autonome Fahrzeuge, Roboterchirurgie oder intelligente Netze. Das größte Problem dabei ist, dass sich die Umwelt oft und unvorhersehbar ändert. Für einen sicheren und fehlerfreien Betrieb von CPS sind daher Verfahren notwendig, die ein korrektes Systemverhalten auch in veränderlichen Settings garantieren. Diese Verfahren erforscht das GRK eingehend. (TU München, Sprecher: Prof. Dr. Helmut Seidl)
Cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) ist ein wichtiger zellulärer Botenstoff, der für die Weiterleitung von Signalen in der Zelle verantwortlich ist. Viele Medikamente nutzen es als Signalübermittler. Ziel des GRK „cGMP: Vom Krankenbett an die Laborbank“ ist es, die Bedeutung von cGMP in verschiedenen Zelltypen und Geweben des gesunden und kranken Organismus weiter aufzuklären und so neue Erkenntnisse zur Rolle von cGMP bei Tumorerkrankungen, kardiovaskulären und neurologischen Erkrankungen zu gewinnen. (Universität Tübingen, Sprecher: Prof. Dr. Robert Feil)
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Die zehn für eine weitere Förderperiode verlängerten GRK (in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen, unter Nennung der Sprecherinnen oder Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):
GRK „Quantenmechanische Vielteilchenmethoden in der kondensierten Materie“ (RWTH Aachen, Sprecher: Prof. Dr. Volker Meden)
GRK „Philosophie, Wissenschaft und die Wissenschaften“ (HU Berlin, Sprecher: Prof. Dr. Jonathan Beere)
GRK „Metrologie komplexer Nanosysteme (NANOMET)” (TU Braunschweig, Sprecher: Prof. Dr. Meinhard Schilling)
GRK „Wettbewerbsökonomie“ (Universität Düsseldorf, Sprecher: Prof. Dr. Hans-Theo Normann)
GRK „Komplexe Kontrolle mit Licht“ (Universität Frankfurt, Sprecher: Prof. Dr. Alexander Heckel)
GRK „Nominale Modifikation“ (Universität Frankfurt, Sprecherin: Prof. Dr. Esther Rinke)
GRK „Funktionelle Diversität von Cofaktoren in Enzymen“ (Universität Freiburg, Sprecher: Prof. Dr. Andreas Bechthold)
GRK „Kulturtransfer und ,kulturelle Identität‘. Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“ (Universität Freiburg, Sprecherin: Prof. Dr. Elisabeth Cheauré)
GRK „Physikalische Modellierung für virtuelle Fertigungssysteme und Prozesse“ (TU Kaiserslautern, Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Jan C. Aurich)
GRK „Neuronale Netzwerkanalyse auf zellulärer und subzellulärer Ebene“ (Universität Köln, Sprecher: Prof. Dr. Ansgar Büschges)
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