Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität präsentiert Ergebnisse des Projekts „NAH sein – Nachbarschaftshilfe im Alltag und im Haushalt Älterer“
Möglichst lange zu Hause zu leben, das ist älteren Menschen besonders wichtig. Dabei unterstützen Nachbarschaftshilfevereine mit ihren Ehrenamtlichen, die nicht nur praktisch helfen, sondern auch einen wichtigen Beitrag gegen die Einsamkeit leisten. Ein Modellprojekt im Auftrag der hessischen Landesregierung hat die Bedarfe dieses Bereichs ermittelt. Nun soll ein eigens gegründeter Landesverband helfen, das anspruchsvolle Ehrenamt professioneller zu organisieren. Bei einer Veranstaltung an der Goethe-Universität wurden Modellprojekt und Landesverband vorgestellt.

Wie müssen Nachbarschaftshilfevereine organisiert sein, damit sie auch in Zukunft ihre wertvolle Arbeit erbringen können? Dies sollte im Rahmen des Modellprojekts „NAH sein – Nachbarschaftshilfe im Alltag und im Haushalt Älterer“ ermittelt werden, das am Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität angesiedelt war und vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege und den hessischen Pflegekassen finanziell unterstützt wurde. Das Ergebnis: Dringend notwendig ist eine Professionalisierung der Nachbarschaftshilfevereine, damit diese den Generationenwechsel bewerkstelligen können.
„Die hessischen Nachbarschaftshilfevereine leisten wertvolle Arbeit. Sie helfen dabei, soziale Teilhabe für ältere Menschen zu ermöglichen und dass diese länger in der vertrauten Umgebung daheim leben können. Deswegen haben wir die Arbeit der Nachbarschaftsvereine im Rahmen eines Modellprojekts unterstützt. Das Ergebnis dieses Projekts ist hilfreich für die weitere Arbeit der Vereine und hat aufgezeigt, wo diese ansetzen sollten. Beispielsweise im Bereich der jüngeren Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Diese Erkenntnisse können nun auch Basis sein, um neue Ehrenamtliche zu gewinnen und zu qualifizieren wie auch, die Vereine untereinander zu vernetzen. Ich freue mich, dass wir als Land unseren Teil beitragen konnten, damit die Vereine nun auf Augenhöhe miteinander die gewonnenen Erkenntnisse gewinnbringend in ihrer Arbeit einsetzen können“, betonte die hessische Familien- und Gesundheitsministerin Diana Stolz.
„Wenn sich die Nachbarschaftshilfevereine vernetzen, können sie voneinander lernen und professionelle Kompetenzen aufbauen. Wir vertrauen einander, und uns verbindet die Freude am ehrenamtlichen Engagement“, sagt Traugott Arens, Vorstandsvorsitzender der Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim und Gründungsmitglied des Landesverbands, der mit seinem Verein am Modellvorhaben beteiligt war. In Anbindung an die Praxis würden, so Arens, die Herausforderungen am besten deutlich. Vernetzung und Professionalisierung übernimmt der Hessische Landesverband der Nachbarschaftshilfen, der eigens hierfür gegründet wurde – als bundesweit erster seiner Art. „Angesichts der steigenden Nachfrage bei einem schon heute zu geringen Angebot müssen wir die Vereine dringend beim Generationenwechsel unterstützen. Wenn die Vereine sterben, dauert es lange, um deren Unterstützungsangebote zu ersetzen“, ist Thomas Eymann, Vorstandsvorsitzender der Nachbarschaftshilfe Oberer Rheingau in Eltville und Gründungsmitglied des neuen Landesverbands überzeugt.
Bei der Abschlussveranstaltung zum Projekt „NAH sein – Nachbarschaftshilfe in Alltag und im Haushalt Älterer“ wurden die Ergebnisse öffentlich vorgestellt. Im Zentrum der Veranstaltung stand jedoch die Stabübergabe vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) und der Interval GmbH, die das Modellvorhaben bisher gesteuert haben, an den neu gegründeten Landesverband. Dieser wird nun bis 2027 die notwendigen Professionalisierungsangebote aufbauen. Die Gründungsmitglieder wünschen sich, dass der Aufbau dieser in der Bundesrepublik bisher einmaligen Struktur vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege und den hessischen Pflegekassen fachlich und finanziell unterstützt wird.
„Ein Meilenstein“ sei dies für die soziale Infrastruktur für Ältere, da sind sich Dr. Christa Larsen, Leiterin des IWAK, und Dr. Stefan Ekert, Geschäftsführer der Interval GmbH aus Berlin, einig. Dies werde auch den Zusammenhalt der Generationen vor Ort stärken und den Unterstützungsbedarf im Vorfeld der Pflege abmildern und damit auch die professionelle Pflege entlasten. „Wir sind stolz darauf, dass aus dem Modellvorhaben an der Goethe-Universität eine landesweite Struktur entstanden ist, die nicht nur Älteren helfen wird, sondern auch die stark beanspruchte jüngere Generation entlasten kann“, sagt Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität.