Schwerelos in Kiruna

Zwei Frankfurter Biowissenschaftler schicken Pflanzenexperimente ins Weltall

Auf der Erde wachsen die Wurzeln von Pflanzen nach unten, der Spross nach oben.

Aber wie erkennen Pflanzen eigentlich genau, wo unten ist?

Das wollen Maik Böhmer und Doktorand Dario Ricciardi herausfinden.

Maik Böhmer ist Professor für Pflanzenphysiologie am Institut für Biowissenschaften der Goethe-Uni.

Für ihr Experiment machen sich die beiden Frankfurter Biowissenschaftler auf in den Hohen Norden. Mit einer Chartermaschine geht es von Bremen nach Kiruna, die nördlichste Stadt Schwedens. Dort wird eine 13 Meter lange Rakete starten – mit Pflanzenexperimenten der Frankfurter Biowissenschaftler an Bord.

5 Minuten Schwerelosigkeit bringen das Schwerkrafterkennungssystem der Pflanzenzellen durcheinander, was in Veränderungen der pflanzlichen Biomoleküle sichtbar wird, so hoffen die Forscher.

Die Hardware für das Pflanzwachstum stammt aus einem 3D-Drucker, der dank der Unterstützung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität angeschafft werden konnte.

Im Labor in Schweden baut Dario Ricciardi die Hardware zusammen und sät im Anschluss Ackerschmalwand-Samen aus. Sie ist das „Haustier“ vieler Pflanzenforscher*innen.

Nach ein paar Tagen beginn die Samen zu keimen. Kurz vor dem Start werden die Pflänzchen dann in die Rakete eingebaut.

Und hier ist sie: die Rakete.

Mit ihr werden die Pflanzen der Wissenschaftler zusammen mit weiteren Experimenten rund 260 km nach oben geschickt – gut den halben Weg zur ISS.

Ein Blick ins Labor zeigt: Hier ist alles im grünen Bereich. Die Ackerschmalwand ist inzwischen gewachsen.

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Und dann ist es soweit: der Tag des Raketenstarts.

Es ist noch mitten in der Nacht, als die Frankfurter Biowissenschaftler gemeinsam mit Kollegen von Airbus die Pflanzenproben in die Kammern einbauen.

Die Kammern kommen anschließend in sogenannte Late-Access-Units (LAU) und werden noch einmal akribisch durchgetestet.

Während des Flugs werden die Pflanzen zu verschiedenen Zeitpunkten automatisch mit dem Zellgift Methanol geflutet, das alle biologischen Prozesse fixiert.

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Nach allen Tests werden die 4 LAUs zur Rakete gefahren.

Und dann heißt es erst einmal warten auf den Raketenstart.

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Per Helikopter wird die Rakete mit den Experimenten geborgen und anschließend auseinander gebaut.

Die erfolgreich fixierten Proben werden dann von Maik Böhmer und Dario Ricciardi geerntet und weggefroren.

Später werden die Proben auf Trockeneis von Schweden nach Bremen gebracht und von dort mit dem Zug nach Frankfurt transportiert.

Dort geht es spät abends noch ins Labor am Campus Riedberg, um die Proben sicher zu verwahren.

Es wird noch etwas dauern, bis Maik Böhmer und Dario Ricciardi genaue Ergebnisse zu ihrem Experiment vorliegen.

Sie hoffen, so besser zu verstehen, wie genau die Pflanze die Schwerkraft wahrnimmt.

Alles in allem sind die beiden zufrieden: Sowohl bei den Vorbereitungen im Labor als auch beim Raketenstart hat alles wie geplant geklappt.

Fotos/Videos: Dario Ricciardi, Maik Böhmer (Goethe-Universität Frankfurt)

Video Raketenstart: Courtesy of Airbus

TEXUS Kampagne: Airbus Defense and Space, OHB System AG, DLR-Moraba

Außerdem: Swedish Space Corporation (SSC), DLR, ESA

Foto Pflanze: © lovelyday12/Shutterstock

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