Sprint-Star Lisa Mayer im Interview

Lisa Mayer, Studentin der Goethe-Universität und Olympia-Vierte mit der 4×100-Meter-Sprintstaffel in Rio de Janeiro, spricht im Sporthilfe-Interview über den Traum von einer WM-Medaille, wie sie der Zweikampf der Speerwurf-Kollegen Thomas Röhler und Johannes Vetter motiviert, über ihre Auszeichnung als „Sport-Stipendiat des Jahres 2016“ sowie über die Vorfreude auf die Heim-EM im kommenden Jahr in Berlin.

Lisa, die Leichtathletik-WM in London (5. bis 13. August) steht vor der Tür. Nach Deiner Verletzung bei der Deutschen Meisterschaft lautet die wichtigste Frage: Wie geht es Dir?

Lisa Mayer: Eigentlich ganz gut. Ich hatte in den letzten Wochen leider ein paar Probleme, musste viele Wettkämpfe absagen. Aber das medizinische Team hat tolle Arbeit geleistet. Ich bin guter Dinge, dass ich in London schmerzfrei und schnell auf der Bahn stehen kann.

Du hast in diesem Jahr Deine persönliche Bestzeit über 200 m auf 22.64 Sekunden verbessert. Peilst Du beim Saisonhöhepunkt eine weitere Steigerung an?

Das ist natürlich immer das Ziel. Aber durch die schwierige Vorbereitung muss man abwarten, wie meine Form tatsächlich ist. Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, ist noch einmal eine schnelle Zeit drin.

Was ist über Deine Paradestrecke drin?

Das Halbfinale war von vorneherein das Ziel. Auf das Finale zu schielen, ist gemessen am Verlauf der letzten Wochen vielleicht etwas vermessen. Es kommt aber einfach viel auf die Tagesform an.

Und mit der 4x100m-Staffel?

Die Staffel hat bei uns Priorität, weil wir da wirklich um die Medaillen mitrennen können. Wir waren in Rio bei den Olympischen Spielen Vierter, haben zuletzt die Staffel-Weltmeisterschaften auf den Bahamas gewonnen. Damit würde schon ein kleiner Traum in Erfüllung gehen.

Parallel zum Training studierst Du in Frankfurt Germanistik und Geografie. Wie funktioniert die Kombination von Sport und Studium?

Ich habe ein Studium, das relativ flexibel ist, kann mir den Stundenplan selbst gestalten. Dadurch arbeite ich im Winter ein bisschen mehr ab und konzentriere mich im Sommer auf Wettkämpfe und Training. Ich bin jetzt schon relativ weit und hoffe, dass ich bald zum Ende komme.

Im letzten Jahr wurdest Du zur Sport-Stipendiatin des Jahres gewählt. Was bedeutet Dir diese Auszeichnung?

Es war für mich eine unheimlich schöne Anerkennung. Auch wenn ich in gewisser Weise nur stellvertretend für alle Sportler stand, die täglich Sport und Uni unter einen Hut bringen müssen, hat mich das stolz gemacht. Weil mit der Auszeichnung außerdem eine etwas bessere finanzielle Unterstützung durch das Deutsche Bank Sport-Stipendium verbunden ist, war die Vorbereitung auf die WM jetzt ein bisschen sorgenfreier.

Schon zur Para-WM vor wenigen Wochen sind über 250.000 ins Londoner Leichtathletik-Stadion geströmt. Freust Du Dich schon auf die WM-Atmosphäre?

Ich freue mich wahnsinnig. Man hat auch von den Olympischen Spielen 2012 nur Gutes über London gehört. Das Leichtathletik-Stadion war schon in den Vormittagssessions komplett ausverkauft. Ich glaube, dass wir eine ganz besondere Stimmung erwarten dürfen.

Was ist für das deutsche Leichtathletik-Team allgemein drin?

Das ist eine schwierige Frage, weil Weltmeisterschaften ihre eigenen Gesetze schreiben. Ich denke aber, dass wir aus einer guten Ausgangsposition in die Wettbewerbe gehen. Wir haben den einen oder anderen Medaillenkandidaten in unseren Reihen, sodass wir bestimmt einige Höhepunkte für das deutsche Team erleben werden.

Motivieren einen die Erfolge von Teamkollegen zusätzlich?

Natürlich bekommt man das mit. Was zum Beispiel gerade im Speerwurf abgeht mit Thomas Röhler und Johannes Vetter, die sich gegenseitig zum Deutschen Rekord anstacheln, ist der Wahnsinn. Das steckt an und motiviert.

Auf das Highlight in London folgt im nächsten Jahr die Heim-EM 2018 in Berlin. Habt Ihr die schon im Hinterkopf?

Die EM ist bei allen Leichtathleten schon total präsent. Es stellt für uns wirklich ein besonderes Highlight dar, im Olympiastadion im eigenen Land antreten zu können. Und dann auch noch bei einer EM, wo wir uns immer nochmal ein bisschen besser platzieren können. Wir arbeiten schon konsequent darauf hin, auch wenn jetzt natürlich erstmal London im Fokus steht.

Quelle: Deutsche Sporthilfe, 1. August 2017

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