Nach GWK-Entscheidung am 22. Oktober erhält der neue Verbund „NHR Süd-West“, dem auch die Goethe-Uni angehört, 40 Mio. Euro an Zuschüssen von Bund und Ländern
Die Goethe-Universität ist seit dem 22. Oktober Teil des nationalen Verbunds zum Hochleistungsrechnen. Den Beschluss gab die „Gemeinsame Wissenschaftskonfererenz“ (GWK) heute in Bonn bekannt. Der bewilligte Verbund „NHR Süd-West“, der über einen Zeitraum von insgesamt zehn Jahren mit 124 Millionen Euro finanziert wird (davon 40 Mio. aus Mitteln der GWK), umfasst mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland drei Bundesländer mit den Standorten Frankfurt (Goethe-Universität), Mainz (Johannes Gutenberg-Universität), Kaiserslautern (Technische Universität Kaiserslautern) und Saarbrücken (Universität des Saarlandes). 45 Millionen Euro sind dabei für die künftige Entwicklung des Hochleistungsrechnens an der Goethe-Universität vorgesehen. Der Eigenanteil der Goethe-Universität beträgt 30 Mio. Euro.
Mit der Bewilligung hebt die GWK auch die hervorragende Leistung der Goethe-Universität im Bereich der Green IT hervor, die in Frankfurt das Team um Prof. Dr. Volker Lindenstruth verantwortet. Von Lindenstruth konstruierte Supercomputer erreichten in den letzten Jahren in den halbjährlich erscheinenden Weltranglisten „Green 500“ mit den Plätzen 1, 2 und 8 auch im globalen Maßstab außerordentlich gute Platzierungen. Mit der GWK-Bewilligung verfügt Hessen nun über zwei Standorte des Nationalen Hochleistungsrechnens.
Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff zeigte sich begeistert über die Zusage der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern: „Damit werden unsere seit mehr als zehn Jahren anhaltenden, großen Anstrengungen im Bereich der Entwicklung und Realisierung energiesparender Supercomputer eindrucksvoll gewürdigt. Ich danke dem Team um Volker Lindenstruth für die beharrliche Arbeit an der Weiterentwicklung dieser zukunftsweisenden Technologie, die inzwischen auch ein weltweit nachgefragter Verkaufsschlager ist. Ebenso danke ich Wissenschaftsministerin Angela Dorn, dass sie unsere Bewerbung so nachhaltig unterstützt hat. Mit weiteren Spitzenberufungen in diesem Bereich werden wir diesen Schwerpunkt in den nächsten Jahren weiter stärken und zusammen mit unseren Partnern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland wichtige Akzente in der technologischen Weiterentwicklung von energiesparenden Rechenanlagen setzen.“
Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn würdigt die Rolle der Goethe-Universität in dem neuen Verbund: „Im Verbund sind wir stärker, weil die Universitäten ihre je eigenen Stärken einbringen. Prof. Dr. Volker Lindenstruth und sein Team von der Goethe-Universität Frankfurt haben etwa Technologien für energiesparende Hochleistungsrechner entwickelt und das HMWK hat diese Entwicklung seit mehr als 10 Jahren im Rahmen der LOEWE-Initiative massiv unterstützt. Ich bin froh und stolz, dass diese Förderung eine so nachhaltige Rendite erbracht hat – vor allem auch für den Schutz unserer Umwelt und zur Reduktion des CO2-Ausstoßes. So manches heutige Rechenzentrum könnte mit seiner Abwärme eine Kleinstadt heizen. Wir müssen im Kampf gegen die Klimakatastrophe jede Möglichkeit nutzen, den Energieverbrauch zu senken – und dazu leistet Green IT einen wichtigen Beitrag, auch im Bereich des Hochleistungsrechnens.“
Prof. Dr. Volker Lindenstruth, Professor für Hochleistungsrechner-Architektur an der Goethe-Universität und FIAS-Vorstandsvorsitzender, sieht die Aufnahme in das Nationale Hochleistungsrechnen als wichtigen Meilenstein für die weitere Forschung an der Goethe-Universität im Bereich der Green IT: „Als Teil des Nationalen Hochleistungsrechnens ist es jetzt noch besser möglich, die Früchte unserer Forschung zum Nutzen der Allgemeinheit und für intensivere Forschung einzusetzen. So haben wir an der Goethe-Universität in den letzten zehn Jahren bemerkenswerte Fortschritte bei der Effizienzsteigerung wissenschaftlicher Software erzielt. Dadurch werden die gleichen wissenschaftlichen Ergebnisse mit wesentlich weniger Energieverbrauch erzeugt. Es wurden bei vielen Anwendungen Steigerungen der Rechengeschwindigkeit um das Hundertfache erreicht, wodurch auch sehr komplexe Probleme erstmals überhaupt berechenbar wurden. So wurden und werden die an der Goethe-Universität entwickelten, hoch effizienten Algorithmen sowohl in der Teilchenphysik am CERN als auch bei FAIR am Helmholtzzentrum GSI eingesetzt.“
Bisher gehören neben den oben genannten vier neuen Standorten Aachen, Berlin, Dresden, Erlangen-Nürnberg, Göttingen, Karlsruhe und Paderborn und Darmstadt dem Verbund an und damit ab sofort auch alle drei Standorte der Uni-Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU).
Hintergrund:
Leistungsfähige Supercomputer gewinnen immer mehr an Bedeutung in Wissenschaft und Forschung. Angesichts zunehmend komplexer und umfangreicher Daten sind Forschende in verschiedensten Disziplinen stärker denn je auf Hochleistungsrechner angewiesen. Immer mehr Forschungsfragen, etwa in der Medizin, Physik oder der Chemie, können heute nur durch die Nutzung großer Rechenkapazitäten und den Einsatz intelligenter Anwendungen beantwortet werden. Bund und Länder haben deshalb 2018 die Gründung eines deutschlandweiten Verbundes des Nationalen Hochleistungsrechnens beschlossen, um bestehende Stärken von Hochleistungsrechenzentren in einem nationalen Verbund zu bündeln und weiterzuentwickeln. Mit der Gründung eines koordinierten Verbundes wird auf die steigende Nachfrage nach Hochleistungsrechnern reagiert, indem Forschende an den Hochschulen unabhängig von ihren jeweiligen Standorten deutschlandweit und bedarfsgerecht auf die für ihre Forschung benötigte Rechenkapazität zugreifen können. Mit dem Nationalen Hochleistungsrechnen werden außerdem die fachlichen und methodischen Stärken von Hochleistungsrechenzentren weiterentwickelt und besser aufeinander abgestimmt. Gleichzeitig sollen durch Schulungen und Fortbildungen an den neun NHR-Zentren mehr Forschende an das Hochleistungsrechnen herangeführt werden, die Kompetenzen der Anwenderinnen und Anwender von Hochleistungsrechensystemen gestärkt und Nachwuchskräfte gefördert werden, um das Potenzial von Hochleistungsrechnern vollumfänglich zu nutzen und Deutschland als Forschungs- und Innovationsstandort zu stärken. Für das Nationale Hochleistungsrechnen stehen über den Förderzeitraum von 10 Jahren insgesamt 625 Mio. Euro zur Verfügung.