Alexander Kluge zum 90.: Geburtstagsgrüße von Unipräsident Enrico Schleiff und Jürgen Habermas

Dr. Alexander Kluge ist am 14. Februar 90 Jahre alt geworden: Der gebürtige Halberstädter prägt seit fast 60 Jahren das Geistes- und Kulturleben in Deutschland wie kaum ein anderer. Wichtige Stationen seines vielseitigen Werdegangs als Filmemacher („Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“), Buchautor („Öffentlichkeit und Erfahrung“, zus. mit Oskar Negt), Literat („Schlachtbeschreibung“), Produzent (u.a. Gründer der Fernsehunternehmens dctp) und Intellektueller liegen in Frankfurt, an der Goethe-Universität: Hier studierte er Rechtswissenschaft, absolvierte sein juristisches Referendariat am Institut für Sozialforschung und promovierte zum Thema „Die Universitäts-Selbstverwaltung. Ihre Geschichte und gegenwärtige Rechtsform“. Kluge stand mit wichtigen Exponenten der Frankfurter Schule wie Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas in engem gedanklichen Austausch. In den 70er Jahren hatte Kluge eine Honorarprofessur an der Goethe-Universität inne. 2012 übernahm er die traditionsreiche Frankfurter Poetikdozentur und begeisterte mit seiner „Theorie der Erzählung“ an vier Abenden jeweils über 1.000 Zuhörerinnen und Zuhörer.

Prof. Enrico Schleiff, Universitätspräsident:

„Als Literat, Filmemacher, Produzent und vor allem als Intellektueller hat er die deutsche Geisteswelt so vielfältig wie nachhaltig geprägt. An der Goethe-Universität hat er das Referendariat seines Jurastudiums absolviert und später auch als Honorarprofessor und Poetikdozent gewirkt. Mit wichtigen Vertretern der Frankfurter Schule wie Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas stand er in einem engen und anregenden Austausch. Die Goethe-Universität gratuliert Alexander Kluge herzlich zum 90. Geburtstag!“

Prof. Jürgen Habermas, Professor an der Goethe-Universität von 1964-71 u. 1983-1994:

“Was wäre aus dem jungen Referendar beim Universitätskurator Rau, was wäre aus Alexander Kluge ohne jenes unvergleichliche Milieu von Stadt und Universität Frankfurt in der zweiten Hälfte der 50er Jahre geworden? Hier hat Buckwitz damals das erste Brechtstück auf eine westdeutsche Bühne gebracht; hier haben Horkheimer und Mitscherlich die Initiative ergriffen, Sigmund Freud in Deutschland mit einer internationalen Vorlesungsreihe zu rehabilitieren; hier haben Adornos Vorlesungen die Studenten bewegt. Hier, und im Umgang mit Adorno, hat sich Kluges historischer Sinn, sein poetisches Gemüt und sein politisch aufgeklärtes Sensorium für das Besondere und das Abweichende entfalten können. Aus diesem Geist sind die ‚Lebensläufe‘ hervorgegangen. Hier ist aus Kluge Kluge geworden.”

Foto: Jürgen Lecher

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