Team der Goethe-Universität entdeckt im Oman 4300 Jahre alte Kupferbarren

Nach Kohleresten gesucht, Kupferbarren gefunden: Irini Biezeveld und Jonas Kluge haben bei einer Routinegrabung in Oman erlebt, wie überraschend die Archäologie sein kann. Ihr Zufallsfund mit Seltenheitswert wird weitere Forschungen zur Folge haben.  

Reste von drei Kupferbarren während der Ausgrabung. (Foto: Jonas Kluge)

Ein Hinweis aus der lokalen Bevölkerung hatte die Frankfurter Archäologen in die Gegend in der Nähe der Stadt Ibra in Oman geführt, wo sie mehrere Siedlungen vorfanden. Irini Biezeveld und ihr Mitdoktoranden Jonas Kluge hielten sich zu einer von der Deutschen Orient-Gesellschaft finanzierten sechswöchigen Feldforschung und unter Aufsicht des Ministeriums für Kulturerbe und Tourismus von Oman im Gouvernement North Sharqiyah in dem Land im Osten der Arabischen Halbinsel auf. Sie dokumentierten die sichtbaren Gebäude, danach legten sie Testschnitte im Gelände an. Mit Hilfe etwaiger Holzkohlefunde wollten sie die Siedlung datieren. Da kam etwas Grünes zum Vorschein: Ein außen korrodierter Kupferklumpen, bestehend aus drei einzelnen Barren in der Form eines runden Kegels. „Ein solcher Fund ist äußerst selten“, sagt PD Dr. Stephanie Döpper, die die beiden Doktoranden wissenschaftlich betreut. Der 1,7 Kilogramm schwere Fund sei von den Anwohnern vermutlich aus Versehen zurückgelassen worden, als die Siedlung aufgegeben wurde – aus welchen Gründen auch immer.

Die Siedlung, die Biezeveld und Kluge identifizierten, stammt aus der Frühen Bronzezeit (ca. 2600-2000 v. Chr.). In dieser Zeit war das Gebiet des heutigen Oman einer der wichtigsten Produzenten für Kupfer für das antike Mesopotamien im heutigen Irak sowie die Indus-Kultur im heutigen Pakistan und Indien. Nur hier kam in größerem Umfang Kupfererz vor. Zu Kupferbarren gegossen, war es ein begehrtes Handelsgut, wie nicht zuletzt Keilschrifttexte aus Mesopotamien belegen. Da die Kupferbarren in der Regel zu Werkzeugen und anderen Gegenständen weiterverarbeitet wurden, werden sie bei archäologischen Ausgrabungen nur sehr selten angetroffen. Umso überraschender war der Fund gleich mehrerer solcher Barren in der frühbronzezeitlichen Siedlung.

Die Kupferbarren haben eine für die Zeit typische plankonvexe Form, die dadurch entstanden ist, dass das flüssige Kupfer in kleine tönerne Tiegel gegossen wurde. Der Fund der Kupferbarren ermöglicht es, mehr über die Rolle Omans in den interregionalen Handelsbeziehungen während der Frühen Bronzezeit, sowie die schon damals bekannten Technologien der Metallverarbeitung zu erfahren. Die Verhüttung von Kupfer erfordert sehr viel Brennmaterial, was in einer so trockenen und vegetationsarmen Gegend wie Oman eine große Herausforderung dargestellt haben dürfte. Zu erforschen, wie die Menschen in der Frühen Bronzezeit mit ihren begrenzten Ressourcen umgegangen sind und ob ihnen eine nachhaltige Nutzung möglich war, ist eine der Fragen, die im weiteren Verlauf des Projektes beantwortet werden sollen.

Dass das neu entdeckte Dorf in engem Kontakt und Austausch mit dem indischen Subkontinent stand, beweisen auch mehrere Keramikscherben sogenannter „black-slipped jars“, große Vorratsgefäße der Indus-Kultur, die ebenfalls dort entdeckt wurden. Offenbar war sogar eine kleine, eher ländlich geprägte Siedlung im Zentraloman in ein System das interregionalen Handels und Austausches eingebunden.

Die Ausgrabungen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Ministry of Heritage and Tourism des Sultanats Oman und wurden von der Deutschen Orient-Gesellschaft finanziell unterstützt.

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