Fachkräftemangel: Zukunftswerkstatt befasst sich mit der besonderen Situation von Großstädten

Frankfurt hat einen besonderen Bedarf an Fachkräften, und die sind derzeit bekanntlich rar. Verschiedene Branchen und Arbeitsmarktinitiativen aus der Mainmetropole sind heute auf dem Campus Westend der Goethe-Universität zusammengekommen, um Strategien für eine zukunftsorientierte Fachkräftesicherung zu entwickeln. Wissenschaftlich begleitet wird die „Zukunftswerkstatt“ vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität. 

Dass Handeln dringend geboten ist, das zeigen die aktuellen Arbeitsmarkt- und Berufsprognosen der Hessischen Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional: Fachkräftesicherung in Hessen“ mehr als deutlich: Immer mehr Menschen gehen in Rente, immer weniger treten neu ins Berufsleben ein. Expertinnen und Experten erwarten, dass der Mangel an Fachkräften bis 2028 (und darüber hinaus) in Frankfurt noch erheblich zunehmen wird. 

Auf Einladung von Stadträtin Stephanie Wüst, ihres Dezernats für Wirtschaft, Recht und Stadtmarketing sowie der Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen sind heute zahlreiche Fachleute im Festsaal im Casinogebäude auf dem Campus Westend zusammengekommen. In einer „Zukunftswerkstatt“, durchgeführt vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Arbeit und Soziales, fanden intensive Gespräche zum Thema Fachkräftesicherung statt. Ziel der Gespräche war es, die Stadt Frankfurt zukunftsgerecht und attraktiv sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für Fachkräfte zu machen. 

Die Zukunftswerkstatt in Frankfurt reiht sich ein in eine Serie solcher Werkstätten, die das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität 2023 im Auftrag der hessischen Landesregierung hessenweit in allen 26 kreisfreien Städten und Kreisen durchführt. Ob in ländlichen Regionen oder im urbanen Raum – stets wird dabei der starke Einfluss der demografischen Entwicklung auf die Situation erkennbar. Bisherige Fachkräftesicherungsstrategien müssen überprüft und zukunftsgerecht weiterentwickelt werden. Institutsleiterin Dr. Christa Larsen: „Mit dem Format der Zukunftswerkstatt können wir aktuelle und zukünftige Herausforderungen der Fachkräftesicherung klar skizzieren. Der Blick auf Statistiken und Prognosen zeigt den Handlungsbedarf. Welche Potenziale wir im Land haben, wird aber erst deutlich durch die Erfahrungsberichte der Teilnehmenden. Nun gilt es, dieses Potenzial einzusetzen, um die Fachkräftesicherung jeweils regionalorientiert zukunftsträchtig weiterzuentwickeln.“ 

In Frankfurt sieht Christa Larsen vor allem mit Blick auf akademisch qualifiziertes Personal erheblichen Handlungsbedarf. Zwischen 2021 und 2028 fehlen rund 21.000 akademische Fachkräfte – und das, obwohl hier mehrere Hochschulen angesiedelt sind. Es brauche gezielte Strategien, um Absolventinnen und Absolventen enger an die hiesigen Unternehmen und öffentlichen Arbeitgeber zu binden. Auch Themen wie Wohnen in der Stadt und Kinderbetreuung seien hier relevant. Bis 2028 fehlten zudem mehr als 3000 Fachkräfte mit Berufsabschluss. Die Bevölkerung sei zwar jung, dennoch fänden ausbildende Betriebe kaum mehr ausreichend Personal. „Hier müssen wir nochmal genauer hinschauen, wie wir Menschen und Betriebe noch besser miteinander in Verbindung bringen können“, so Larsen. Auch bei den Menschen ohne Berufsabschluss gebe es vielleicht noch Potenzial. Die Fachkräftesicherung soll langfristig so justiert werden, dass der Arbeitsmarkt die Folgen des demografischen Wandels verkraften kann. Auch die vielen Beschäftigten, die aus dem Umland zum Arbeiten in die Stadt kämen, können nicht als gesichert gelten. Denn auch in den Gemeinden außerhalb Frankfurts werden Fachkräfte dringend gesucht. 

„Die Zukunftswerkstatt für die Stadt Frankfurt, die an der Goethe-Universität stattfinden konnte, ist ein weiteres Beispiel für die gelungene Kooperation mit der Stadt. Mit Blick auf den Fachkräftemangel werden wir auch künftig eng mit der Wirtschaftsförderung zusammenarbeiten, auch zum Nutzen unserer Absolventinnen und Absolventen“, sagt Professor Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität, zuständig für Forschung.

„Frankfurt am Main ist ein beliebter Lebens- und Arbeitsraum. Die Einwohnerzahl wächst dynamisch und wird unseren Erwartungen nach immer neue Rekordwerte erreichen. Doch die Arbeitsmarktstatistik zeigt, dass der Arbeitskräftemangel Frankfurt und der Rhein-Main-Region trotz des Zuzugs zu schaffen macht. Umso wichtiger war die heutige Zukunftswerkstatt mit den Experten vor Ort. Denn dieses Beteiligungsformat hat eindrücklich gezeigt, wo wir als Stadt und Region schon erfolgreich sind – und wo wir konkret ansetzen müssen, um den Arbeitsmarkt in Frankfurt am Main und den umliegenden Kommunen nachhaltig aufzustellen, so Stadträtin Stephanie Wüst.

Ansgar Roese, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt: „Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit der heutigen Veranstaltung wichtige Entscheiderinnen und Entscheider gewinnen konnten, um passgenaue Maßnahmen und Ideen für eine zukunftsfähige Fachkräftesicherung in Frankfurt am Main auf den Weg zu bringen.“ 

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