69 Kilometer liegen im Schnitt zwischen dem Studienort Frankfurt und dem Ort, an dem die Erstsemester1 der Goethe-Universität ihre Hochschulzugangsberechtigung (HZB) erworben haben.

Allerdings unterscheiden sich die Distanzen sehr deutlich nach Abschlussart: Laut amtlicher Statistik sind insbesondere Lehramtsstudierende vergleichsweise heimatverbunden und bleiben nach dem Abitur in der Region: Über 85 % der Lehramtsstudierenden für Grundschule, Gymnasium sowie Haupt- und Realschule stammen aus einem Umkreis von 50 km um Frankfurt. Im Lehramt Förderschule sowie bei Bachelorstudierenden machten 75 % ihre HZB im Umkreis von 50 km um Frankfurt.
Deutlich mobiler sind dagegen Masterstudierende und Studierende im Staatsexamen Medizin: Sie studieren im Schnitt 113 bzw. 118 km von ihrer Heimat entfernt.
Viele Hochschulen in Deutschland haben regionale Einzugsgebiete (Hüsch, 2023; Daten-CHECK 2/2024). Die Gründe hierfür können u.a. ökonomisch sein oder in der Stabilität des heimatnahen Umfelds liegen – insbesondere zum Studieneinstieg. Gleichzeitig erklären die deutlich höheren Distanzen bei manchen Gruppen (z.B. Masterstudierende, Medizin) fachliche Restriktionen, Zulassungsquoten, aber auch individuelle Lebensplanungen. Diese Muster zeigen, dass die Studienortwahl eine komplexe Entscheidung ist, bei der Nähe zur Heimat, finanzielle Erwägungen, soziale Bindungen und langfristige Perspektiven eine wichtige Rolle spielen.
Was aber bedeutet die Mobilität der Studierenden für den Standort Frankfurt?
Wie stark die Goethe-Universität Fachkräfte an die Region bindet, zeigt ein Blick auf die Absolvent*innenstudie2. Die Analyse unterscheidet vier Gruppen der Relation von HZB-Erwerb und Erwerbstätigkeit 1,5 Jahre nach dem Studienabschluss:
Bleibende: Sie haben ihre HZB in Frankfurt erworben und arbeiten auch nach dem Abschluss dort.
Gehende: Sie haben ihre HZB in Frankfurt erworben, arbeiten aber nach dem Abschluss in einer anderen Region.
Durchläufer: Sie kommen für das Studium von außerhalb und verlassen Frankfurt nach dem Abschluss wieder.
Das Ergebnis: Über alle Abschlussarten3 hinweg zeigt sich ein positives Wanderungssaldo. Das heißt, das Frankfurt mehr Absolvent*innen aus anderen Regionen hinzugewinnt, als junge Menschen mit Frankfurter Hochschulzugangsberechtigung die Stadt nach dem Studium verlassen. Rund ein Drittel der Bachelor-, Master- und Promotionsabsolvent*innen bleibt nach ihrem Abschluss in Frankfurt – obwohl sie ihre HZB ursprünglich anderswo erworben haben. Die Goethe-Universität wirkt somit als regionaler Magnet für qualifizierte Fachkräfte. Gleichzeitig zeigt der hohe Anteil der Durchläufer – insbesondere im Staatsexamen (ohne Lehramt) mit 65,1 % – auch, dass viele Studierende Frankfurt gezielt für die Studienphase wählen, anschließend aber bundesweit oder international beruflich Fuß fassen.
Die Daten unterstreichen insgesamt: Für viele Studierende spielt die Nähe zur Heimat eine zentrale Rolle bei der Wahl des Studienorts – besonders bei Bachelor- und Lehramtsstudierenden. Hier ist das Einzugsgebiet der Goethe-Universität überwiegend im 50-Kilometer-Radius. Masterstudierende und Studierende im Staatsexamen Medizin wählen die Goethe-Universität eher aus fachlichen Gründen bzw. aufgrund der bundesweiten Studienplatzvergabe aus und nehmen größere Distanzen zur Heimat in Kauf. Und wenn Studierende zum Studium nach Frankfurt kommen, bleiben sie auch häufig danach zum Arbeiten. Das positive Wanderungssaldo der Absolvent*innen hebt die Bedeutung der Goethe-Universität für den regionalen Arbeitsmarkt hervor.
Team QUIKKS
1Im WiSe 2025/26 im 1. Fachsemester eingeschriebene Studierende in den genannten Abschlussarten mit deutscher Hochschulzugangsberechtigung
2Kooperationsprojekt Absolvent*innenstudien (KOAB), zusammengefasste Prüfungsjahrgänge 2018–2023
3Das Lehramt wurde aus dieser Analyse ausgeschlossen, da die meisten Absolvent*innen 1,5 Jahre nach dem Abschluss im Referendariat sind, was in KOAB nicht als Erwerbstätigkeit gewertet wird.
Weitere Informationen zur Reichweite des Semestertickets bzw. zum Aufstocken auf das Deutschlandticket:
Semesterticket →
Literatur:
Hüsch, M. (2023), Hochschulwahl von Studierenden in Deutschland: Wie wichtig ist die räumliche Nähe zur Heimat und wohin zieht es Studierende aus dem Ausland? (CHE Impulse Nr. 16). CHE Centrum für Hochschulentwicklung.











