Gemeinsame Erklärung von Senat, DekannInnenrunde und Präsidium zur Präsenzlehre an der Goethe-Universität

Die Goethe-Universität versteht sich als eine Präsenzuniversität. So formuliert es schon das „Leitbild digitale Lehre“: Digitale Medien sind selbstverständlicher Anteil des Studiums und des forschenden Lernens; in ihrem Kern aber lebt universitäre Lehre durch Präsenzformate.

Das durch die Pandemie nötig gewordene Ausnahmesemester hat zweierlei deutlich gemacht. Zum einen hat sich gezeigt, wie dank der technischen und didaktischen Entwicklung digitaler Lehrformate die universitäre Lehre auch unter den Bedingungen der Pandemie in beeindruckendem Umfang und bemerkenswerter Qualität durchgeführt werden konnte. Zum anderen zeigt sich aber auch, dass die diskriminierungsfreie Nutzung digitaler Medien eine zentrale Herausforderung bleibt. Es ist auch besonders deutlich geworden, welche Funktion und welchen außerordentlichen Wert das Prinzip der Präsenz für die Universität hat. Hierbei geht es sowohl um die Präsenzlehre als auch die gemeinsame Campuspräsenz von Lehrenden und Lernenden. Forschendes Lernen bedeutet eine gemeinsam getragene Verantwortung; es gewinnt seine Stabilität, Intensität und Innovationskraft in grundlegender Weise aus diesem Prinzip der Präsenz. Darauf haben auch in einem Offenen Brief zur Verteidigung der Präsenzlehre 2.000 Hochschullehrende als Erstunterzeichner*innen hingewiesen (www.praesenzlehre.com).

Für die Frankfurter Goethe-Universität ist und bleibt die Universität ein Ort der Begegnung: Physische Anwesenheit ist unverzichtbar für den Prozess der diskursiven, kritischen und selbständigen Aneignung von Lehrinhalten, sowohl in der vertrauensvollen und risikobereiten Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden als auch in der Kommunikation der Studierenden untereinander. Präsenz ist darüber hinaus eine der grundlegenden Voraussetzungen für weitere zentrale Elemente des universitären Lebens: für soziale Gerechtigkeit unter den Studierenden, für Chancengleichheit in der Bildung sowie für Freiheit in Forschung und Lehre.

Vor diesem Hintergrund ist eine – vorsichtige, schrittweise und verantwortungsvolle – Rückkehr zu Präsenzformaten von großer Bedeutung. Mittelfristig geht es darum, das WS 20/21 als eine Mischung von digitalen und Präsenzveranstaltungen zu organisieren, im Rahmen der jeweils geltenden Hygienevorschriften. Langfristig geht es darum, das digitale Semester nicht nur als gute Gelegenheit für eine Erprobung digitaler Lehrformate zu nutzen, sondern auch als Anlass, das Prinzip der Lehr- und Campuspräsenz als Kern der Universität zu bestätigen. Verbunden ist damit zum einen die Selbstverpflichtung der Universität, die personellen und räumlichen Voraussetzungen für die Präsenzlehre zu sichern; verbunden ist damit zum anderen die Selbstverpflichtungen der Lehrenden, auch Präsenzformate in einem kritisch-reflexiven Prozess weiter zu erproben, zu entwickeln, zu verbessern. Die anstehende wissenschaftliche Evaluation des „Ausnahmesemesters“ wird uns dabei helfen. Das Prinzip Präsenzlehre versteht sich mithin nicht einfach als Rückgriff auf eine tradierte, sondern vor allem als Beitrag zu einer künftigen Universität.

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