Stellungnahme des Präsidiums zur Einordnung studentischer Veranstaltungen

Das Präsidium begrüßt es, wenn sich Studierende mit anspruchsvollen Veranstaltungsthemen aus Wissenschaft und Gesellschaft am öffentlichen Diskurs der Universität beteiligen und diesen mitgestalten.

Bei einer von Terre de femmes, dem AStA sowie Migrantinnen für Säkularität und Selbstbestimmung autonom organisierten Podiumsdiskussion zur Frage des muslimischen Kopftuchs im Frankfurter Studierendenhaus kam es am vergangenen Donnerstagabend (16.1.) zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Veranstaltern und einer Gruppe von Personen mit dem Titel „Studis gegen rechte Hetze“. Vorausgegangen waren massive Störungen der Diskussion durch die Gruppe, die fast zum Abbruch der Veranstaltung führten. Im Rahmen der Podiumsdiskussion sollte eine „Neubewertung“ einer derzeit in Frankfurt stattfindenden Ausstellung zum Umgang mit dem muslimischen Kopftuch stattfinden.

Das Präsidium der Goethe-Universität erachtet ideologiegetriebene Störaktionen, die dazu führen, dass Diskursangebote zu diskussionswürdigen wissenschaftlichen und/oder gesellschaftlichen Fragen nicht mehr oder nur mit Polizeischutz durchgeführt werden können, als massiven Angriff auf die im Leitbild der Goethe-Universität dargelegte Grundhaltung der Universität als Ort argumentativer Auseinandersetzung. An der Universität muss der zwanglose Zwang des besseren – nicht des lauteren – Arguments gelten. Erst recht disqualifizieren Handgreiflichkeiten eine Position.

Das Präsidium erwartet, dass auch bei autonom organisierten Veranstaltungen der verfassten Studierendenschaft und/oder anerkannter studentischer Gruppen auf den Campi der Goethe-Universität die Standards des wissenschaftlichen Diskurses gewahrt bleiben. Dazu zählen:

  • „Der zwanglose Zwang des besseren Arguments“ (Habermas)
  • das Bemühen um fakten- und wissenschaftsbasierte Begründungszusammenhänge unter Berücksichtigung der Möglichkeit grundsätzlicher Falsifizierbarkeit,
  • eine professionelle Moderation, insbesondere bei erkennbar kontroversen Themen.

In Zweifelsfällen stehen auf Wunsch die in der Universität zuständigen Expertinnen und Experten für Veranstaltungsmanagement für vorherige Beratungen zur Verfügung. Wir freuen uns, im Rahmen unserer Möglichkeiten wissenschaftliche Diskurse in der Öffentlichkeit zu unterstützen.

Das Präsidium der Goethe-Universität hat auf seiner heutigen Sitzung besprochen, die universitären Raumvergaberichtlinien im Hinblick auf die Durchsetzung des Leitbildes weiter zu optimieren. Künftig können innerhalb der Universität nur noch Räume zur Verfügung gestellt werden, wenn zuvor die Regeln eines respektvollen Diskurses explizit akzeptiert werden, die im Leitbild der Universität festgehalten sind.

Es bleibt zu hoffen, dass die gegenwärtige Zuspitzung der Meinungskämpfe in einem kleinen Teil der Studierendenschaft und externer Gruppierungen insbesondere Ausdruck des gegenwärtigen studentischen Wahlkampfs ist und sich nach dessen Ende im Februar die Diskursatmosphäre wieder normalisiert.

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