Studie / „Wirtschaft digital“: Wichtige Stellschraube Weiterbildung

Der Weiterbildung kommt eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung der hessischen Wirtschaft zu. Doch die Anbieter von Weiterbildung müssen ihre Leistungen stärker an die Bedürfnisse der Betriebe und der Beschäftigten anpassen. Dies zeigt die Studie „Wirtschaft digital“ des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, die im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums erstellt wurde.

Digitalisierung in Betrieben ist mehr als der Einsatz neuer Technologien, Apps oder Roboter. Auch die Beschäftigten stehen dabei im Fokus: Sie benötigen neue, digitale Kompetenzen, um die Neuerungen umsetzen zu können. Aber wer ist gefragt, damit Beschäftigte digitale Kompetenzen erwerben und dass somit Betriebe in Sachen Digitalisierung vorankommen? Die gerade veröffentlichten Studie „Wirtschaft digital“ gibt die Antwort: Weiterbildungsanbieter. Die Studie wurde vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung erstellt.

„Die Digitalisierung kann uns helfen, wirtschaftliche Entwicklung und Ressourcenverbrauch zu entkoppeln, Wohlstand zu mehren, ohne Raubbau zu treiben, für unser rohstoffarmes Land eine nachhaltige ökonomische Dynamik zu sichern. Die Landesregierung hat großes Interesse daran, dass die hessischen Unternehmen diese Chancen nutzen“, sagt Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Gerade Betriebe, die unsicher sind, welche Veränderungen die Digitalisierung für sie mit sich bringt oder deren Belegschaften wenig aufgeschlossen für den digitalen Wandel sind, können gut durch Weiterbildungsunternehmen begleitet werden. „Hier eignen sich vor allem solche Anbieter, die selbst schon weit im Digitalisierungsprozess vorangekommen sind“, sagt Oliver Lauxen, einer der Autoren der Studie. „Entscheidend ist deren eigene Erfahrung mit Digitalisierung, denn nur erfahrene Dienstleister können Unternehmen authentisch beraten und unterstützen.“

Die Erfahrung ist das eine, die passenden Konzepte das andere: Das Lernen der Beschäftigten wird künftig zunehmend in den Arbeitsprozess integriert, „on demand“ oder individualisiert stattfinden. Externe Seminarangebote werden weniger gefragt sein. Vielmehr gehe es darum, Anreize für selbständiges Lernen zu setzen, und Freiräume dafür im betrieblichen Alltag zu schaffen. Oliver Lauxen meint: „Es ist eine Revolution in der Weiterbildung, wenn sich Weiterbildner immer stärker an der konkreten Nachfrage von Unternehmen orientieren müssen. Und dies, obwohl die Unternehmen manchmal selbst nicht genau benennen können, welche Kompetenzen die Beschäftigten benötigen.“

Eine solche Neuorientierung dürfte vielen Weiterbildnern wiederum kaum ohne Unterstützung gelingen. Die Studie „Wirtschaft digital“ empfiehlt, den Erfahrungsaustausch zwischen Weiterbildungsanbietern zu verstärken. Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK, stellt fest: „Weiterbildner, die der Digitalisierung und modernen Lernformen sehr skeptisch gegenüberstehen, sollten von Weiterbildnern lernen, die bereits selbst hochdigitalisiert sind.“ Regionale Workshops oder gezielte Beratung sind beispielhafte Formate für einen solchen Erfahrungsaustausch.

Die Studie „Wirtschaft digital“ rückt die Bedeutung der Kompetenzen der Beschäftigten und die Rolle der Weiterbildungsanbieter im Zeitalter der Digitalisierung in den Fokus. Im Zeitraum von Dezember 2016 bis Februar 2018 wurden Personalverantwortliche aus insgesamt 76 hessischen Betrieben unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit, darunter auch Weiterbildungsunternehmen, interviewt. Die Ergebnisse der Studie bilden die Basis für das Anschlussprojekt „Auswirkungen der Digitalisierung auf die berufliche Weiterbildung“, das von Weiterbildung Hessen e.V. durchgeführt wird. „Die Studie arbeitet heraus, welchen Beitrag die Weiterbildung zur erfolgreichen Digitalisierung der Wirtschaft in Hessen leisten kann“, sagt Minister Al-Wazir.

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Informationen und Interviewauskünfte: Oliver Lauxen und Dr. Christa Larsen, Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, Campus Bockenheim Tel. (069) 798- 25457, E-Mail: lauxen@em.uni-frankfurt.de; Mehr Informationen » | Download der Studie (PDF) »

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