Preis für “Brückenbauer” Prof. Ferdinand Gerlach

Foto: Benjamin André

Für seine herausragende Tätigkeit als langjähriger Vorsitzender des Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierung ist Prof. Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität, mit dem Public Service Fellowship der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung ausgezeichnet worden.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre an Professorinnen und Professoren der Goethe-Universität vergeben, die in bedeutenden wissenschaftlichen oder wissenschaftspolitischen Gremien tätig sind. Das Preisgeld soll in die Realisierung von Projekten fließen und bei Aufgaben entlasten, für die wegen des besonderen Engagements der Preisträger weniger Zeit bleibt.

Prof. Gerlach engagiert sich seit vielen Jahren für die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland. Universitätspräsidentin Birgitta Wolf dankte ihm anlässlich der Preisverleihung am 25. Februar dafür, dass er in Zeiten von „Fake News“ für die wissenschaftsbasierte Politikberatung steht. Damit unterstütze er auch ein wichtiges Anliegen der Universität, mit Forschungsergebnissen in die Gesellschaft hineinzuwirken. Vizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz bezeichnete Gerlach als „Herzeige-Professor“ der Goethe-Universität und „wichtigsten Allgemeinmediziner Deutschlands“.

In seiner Laudatio würdigte Prof. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER, Gerlachs langjähriges Engagement für die Qualitätsförderung und evidenzbasierte Medizin in der Praxis. Bereits 1993 entwickelte Gerlach erste Konzepte zur ärztlichen Qualitätssicherung und führte Qualitätszirkel für Hausärzte ein. 2004 erdachte er die Internet-Plattform „Jeder-Fehler-zählt“, auf der Hausarztpraxen anonym Fehler berichten, damit andere daraus lernen können.

Schon früh setzte sich Ferdinand Gerlach für evidenzbasierte Medizin ein. Auf ihn geht die Entwicklung von Leitlinien für die Allgemeinmedizin zurück. Das Konzept wurde in der Folge auch von anderen ärztlichen Fachrichtungen übernommen. Seine weiteren Arbeitsschwerpunkte sind die Praxisepidemiologie, Digitalisierung im Gesundheitswesen, Patientensicherheit, die Versorgung chronisch Kranker sowie Versorgungsforschung. Für diese Spezialgebiete hat er am Institut für Allgemeinmedizin drei weitere Professuren etabliert sowie ab 1. März eine neue Stiftungsprofessur zur Multimedikation und Multimorbidität.

Mit der Wahl zum Vorsitzenden des Sachverständigenrats Gesundheit sei Gerlach vom „ersten Hausarzt im Land zum Generalisten und Lotsen für das Gesundheitswesen“ geworden, sagte Straub. Mit seinem freundlichen, klugen und niemals aufdringlichen Auftreten sei er „der Gentleman der Politikberatung“, doch könne er unbeugsam und geradezu renitent sein, wenn es um die korrekte Darstellung wissenschaftlicher Inhalte ginge. Damit habe er keinen leichten Stand in der Welt der Verbände, aber dennoch Erfolg: So wurden zum Beispiel viele Empfehlungen aus dem letzten Gutachten des Sachverständigenrats zur Notfallversorgung vom Gesetzgeber übernommen.

Auch in der Lehre setzt sich Gerlach auf vielfältige Weise für die Stärkung seines Fachs ein. Mit dem Projekt „Landpartie“ motiviert er Studierende, praktische Abschnitte ihrer Ausbildung in Landarztpraxen zu absolvieren, um so dem Ärztemangel in ländlichen Regionen entgegenzuwirken. In einer hochkarätig besetzten Ringvorlesung sensibilisierte er Studierende unter anderem für diagnostische und therapeutische Überversorgung. Eckhard von Hirschhausen sprach über die heilende Wirkung des Humors.

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