Denken braucht Zeit: Denis Thouard übernimmt im Wintersemester 2021/22 die Alfred Grosser-Gastprofessur

Prof. Dr. Denis Thouard wird neuer Alfred Grosser-Gastprofessor: Der Philosoph und Sozialwissenschaftler übernimmt im Wintersemester die Gastprofessur des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. Thouard ist Directeur de recherche des CNRS am Centre Georg Simmel (CNRS/EHESS Paris) sowie am Centre Marc Bloch (Berlin). Nach seinem Studium der Philosophie, Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft in Paris und West-Berlin arbeitete Denis Thouard als Wissenschaftler am „Centre de recherche philologique“ in Lille, später an der Unité Mixte de Recherche „Savoirs et textes“. Er promovierte über Kant und Schleiermacher und verfasste seine Habilitation zu Kritik und Hermeneutik. Sein Interesse gilt der heutigen Debatte zur Hermeneutik und einer kritischen Lektüre der soziologischen und philosophischen Schriften Georg Simmels. Im Zentrum seiner Forschung steht die Frage nach der Interpretation, der Subjektivität und der Sprache. In der letzten Zeit hat er sich zunehmend mit dem Werk von Georg Simmel auseinandergesetzt, dessen kritisches Potential für zeitgenössische Fragen er anhand einer Reihe von Publikationen erproben möchte.

Im Interview mit dem UniReport spricht Thouard unter anderem über die Akzeptanz und Relevanz der Geisteswissenschaften in bewegten Zeiten; es sei eine „schwierige Akzeptanz, weil Denken Zeit braucht, aber zugleich auch eine große Akzeptanz, weil der Komplexität dieser Welt ohnehin nicht ohne einen gewissen Umgang mit der Reflexion und mit der Pluralität der Diskurse zu begegnen ist“, so Thouard. Georg Simmels Werk ist für ihn eines, das „uns noch sehr viel zu sagen hat“. Simmel habe die Moderne um 1900, erlebt, beobachtet und akribisch interpretiert. Thouard betont: „Er hat dies getan, indem er nach einer neuen Wissenschaft suchte, der Soziologie, aber auch indem er versuchte, diese steigende Beweglichkeit der Sachen und der Menschen in der modernen Gesellschaft prozessual zu denken. Er hat eine Betrachtungsweise entwickelt, die überhaupt nicht dinghaft realistisch oder nur formal wäre, sondern die der allgemeinen Beweglichkeit der sozialen Beziehungen gerecht sein könnte.“ Diese Welt und die Beziehungen, die sie ausmachen, ändern sich ständig, sie werden sich ab und zu verfestigen und schon wieder auflösen.

Der stadtöffentliche Vortrag von Denis Thouard mit dem Titel „Politik des Lachens“ wird am Montag, 07.02.2022, um 19:00 Uhr c.t. im Casino Gebäude, Renate von Metzler-Saal, Cas 1.801, stattfinden. Sollte eine Präsenzveranstaltung nicht möglich sein, wird der Vortrag digital angeboten werden. Hierzu wird zeitnah informiert werden.

Das Interview mit Denis Thouard im aktuellen UniReport findet Sie hier.

Die „Alfred Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung“ wurde 2009 auf Initiative der Deutsch-Französischen Gesellschaft von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main gestiftet. Mit dem Projekt sollen die Forschung und der öffentliche Diskurs über die Bürgergesellschaft am Standort Frankfurt vorangebracht und international sichtbar gemacht werden. Alfred Grosser, 1925 in Frankfurt geboren, ist Professor für Politikwissenschaft und Soziologie und international als Publizist tätig. Im November 2009 führte er die Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung mit drei Vorlesungen zum Thema „Bürgergesellschaft und Demokratie in Deutschland und Frankreich“ ein. Weitere Informationen zur Alfred Grosser-Gastprofessur finden Sie hier.

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