Goethe in progress 2022

Goethe in progress 2022 – Lehre & Studium

Raum für gute Lehre

Was macht gute Lehre aus? Diese Frage haben sich viele beim Ad-hoc-Wechsel zu virtueller Lehre in der Pandemie gestellt. Längst sind die Universitäten zur Präsenzlehre zurückgekehrt – und experimentieren weiterhin bewusst mit neuen Lern- und Lehrformen. Welche Rolle spielen dabei digitale Konzepte? Welche neuen, auch internationalen Lehrangebote kamen an der Goethe-Universität hinzu? Wie motivierend sind Praxiskontakte und wie wichtig ist die Begleitung von Studierenden bei Studienzweifeln? Ein Überblick über innovative digitale Projekte und neue Studiengänge, über Forschende, die für ihre exzellente Lehre ausgezeichnet worden sind, und wie die Goethe-Uni ihre Studierenden bei der Rückkehr auf den Campus unterstützt hat.  

Studieren im Dialog

„Erfolgreich Lehren und Lernen – Vielfalt und Internationales im Studium“ – mit dieser neuen Förderlinie des Landes unterstützt die Goethe-Universität 16 Projekte, die das Lehren und Studieren fördern. Zum Bespiel die Projekte „Studienerfolg im Dialog“ und „Get-in-touch & Re:Start your Campuslife!“

Digitaler Flow

Wie kann Hochschullehre von Digitalisierung profitieren? Im „Digital Teaching and Learning Lab“ der Goethe-Universität werden innovative Entwicklungsprojekte in Lehrveranstaltungen umgesetzt. Das Projekt i-TaLES beispielsweise bildet künftige Lehrer*innen darin aus, digitale Lernspiele zu entwickeln.

Da geht’s lang

Neue Masterstudiengänge an der Goethe-Universität bilden in „Comparative Democracy“ aus, in „Sozialethik“ und „Global Finance and Economics“. Mit einem neuen Bachelorstudiengang erhalten Hebammen eine akademische Ausbildung.

Spot an

Bei der jährlichen Vergabe des 1822-Preises stehen besonders engagierte und innovative Lehrende im Rampenlicht.

Das Gruppensingen, kurz GruSi, bewährte sich in der Pandemie als beliebtes Forum für soziale Begegnung (Foto: Zentrum für Hochschulsport)

Gemeinsam Leben auf den Campus bringen

Nach der Pandemie fiel zahlreichen Studierenden die Rückkehr an den Campus schwer. Hilfe und Orientierung bot ihnen das landesgeförderte Programm „Get in Touch & Re:Start Your Campuslife!“ der Goethe-Universität.

Die anonym gesammelten Stimmen der Kursteilnehmer*innen lassen am Erfolg keinen Zweifel: „Es war eine gute Woche, um herauszufinden, wo ich stehe und wo Probleme liegen, die ich vorher noch nicht greifen konnte. Es war toll, mit anderen Menschen daran parallel zu arbeiten“, formuliert es ein Teilnehmer. „Man lernt viel über sich und sieht, wo der Schuh drückt“, sagt eine weitere der 120 Studierenden, die 2022 an den beiden einwöchigen Online-Kursen „Design Your life – Die Kunst sich neu zu er:finden“ teilgenommen haben. Der Kurs der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der Goethe-Universität vermittelte Studierenden, mit Problemen und Anforderungen nach dem Prinzip des „Design Thinking“ kreativ umzugehen – Denken also auch als praktisches Tun zu erfahren. „Man arbeitet haptisch, visualisiert, baut Prototypen“, erklärt Gerhard Hellmeister, Kursleiter, Psychologe, Therapeut und Mitarbeiter der Psychotherapeutischen Beratungsstelle. Mit seinem Team hat er den Online-Kurs während der Pandemie entwickelt, als Kontaktbeschränkungen und „Alles auf Abstand“-Regeln bei manchen Menschen Ängste und Depressionen ausgelöst hatten. „Was wir den Studierenden im Kurs vermitteln wollen, ist die Angst vor dem Scheitern zu überwinden.“ Angst, so Hellmeister, verhindere spannende Lebensentwürfe. Es komme also vielmehr darauf an, im Kleinen etwas zu verändern – und kleine Schritte zu gehen.

Was wir den Studierenden im Kurs vermitteln wollen, ist die Angst vor dem Scheitern zu überwinden

Laut einer amerikanischen Studie, so Hellmeister, werde ein heutiger Collegestudent in seinem Leben mehr oder weniger vier verschiedene Berufe ausüben. Lineare Lebensentwürfe funktionierten nicht mehr, junge Menschen müssten mit Brüchen, Übergängen und Neuanfängen im Leben umgehen lernen. Zu dieser Erfahrung von Unsicherheit packte die Corona-Pandemie die Erfahrung einer fundamentalen Krise noch oben drauf. Studierende gehörten neben Erwerbslosen zu der von Kontaktbeschränkungen am stärksten betroffenen Beschäftigungsgruppe, wie Studien hierzulande belegen. Viele fühlten sich einsam und antriebslos –  was auch in der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der Universität wahrgenommen wurde: Die Berater*innen erlebten in ihren Gesprächen zunehmend depressive Verstimmungen und Angsterkrankungen; internationale Studierende meldeten vermehrt Gesprächsbedarf an, und Studierende, die zuvor Beratung in Anspruch genommen hatten, suchten wieder Unterstützung. Nach den ersten Maßnahmen zur Lockerung im Zuge der Corona-Pandemie wurde deutlich, dass Studierende, die mit dem Studium in Lock down-Phasen begonnen hatten, Schwierigkeiten hatten, soziale Kontakte auf dem Campus zu knüpfen. Das Fehlen von Peer-Groups machte sich besonders bemerkbar.

Die Goethe-Universität hat auf diese Situation mit dem Projekt „Get in Touch & Re:Start your Campuslife!“ reagiert – unterstützt durch das Förderprogramm „QuiS_Plus“ des HMWK, das die negativen psychischen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie bei Studierenden mindern sollte und bis Mitte 2023 läuft. Zahlreiche Einrichtungen, Abteilungen und Initiativen haben sich dazu an der Universität zusammengetan und sind proaktiv tätig geworden – die Psychotherapeutische Beratungsstelle, das Zentrum für Hochschulsport, die Fachschaften, studentische Initiativen und Hochschulgruppen, das Universitätsorchester Collegium Musicum, die Theatergruppe Chaincourt Theatre, der Internationale Studientreff, der AStA und viele andere mehr.

(Foto: Zentrum für Hochschulsport)

In der Psychotherapeutischen Beratungsstelle wurde kurzzeitig das Personal aufgestockt, um den wachsenden akuten Beratungsbedarf zu decken. Der beschriebene Online-Intensivkurs „Design your life“ beispielsweise gab Studierenden Instrumente an die Hand, neue Perspektiven zu entwickeln und das eigene Studienleben aktiv zu gestalten.

Im Zentrum der „Get in Touch“-Initiativen stand, die Rückkehr an den Campus und ins Unileben in Präsenz so niederschwellig wie möglich zu halten. Kreativ und serviceorientiert waren die Angebote des Zentrums für Hochschulsport, das physische und psychische Gesundheit aller Studierenden und Mitarbeiter*innen im Blick hatte und sich dabei keineswegs nur an eine sportaffine Klientel wandte. Knapp 10.000 Studierende machten beispielsweise Kontakt mit der mobilen Pausenbox „Goethe Play“ in Gestalt eines Lastenfahrrads: Das war zwischen dem Campus Westend, Riedberg und Bockenheim unterwegs und brachte zwischen Vorlesungen und Seminaren handliche Sets wie Wikingerschach, Frisbee, Spikeball bei den zurückkehrenden Studierenden ins Spiel. Beim Summerchallenge wurde dann auf den Sportflächen des Campus Ginnheim der kleine Kreis der Spielesets durch Multisportturniere und Sportarten wie Beachvolleyball, Mini Ultimate Frisbee und Fußball ersetzt. Bei neuen Sportarten wie „headies“ – einer kreativen Kreuzung zwischen Tischtennis und Kopfball –  wurde das Summerchallenge-Motto „Bewegung und Begegnung“ auch auf unerwartete Weise umgesetzt.

(Foto: SLI)

Als beliebtes Forum für soziale Begegnung bewährte sich auch das Gruppensingen, kurz GruSi, bei dem das Zentrum für Hochschulsport mit dem Collegium Musicum und der Hochschule für Musik und darstellende Kunst kooperierte. Hier kamen unter den Bäumen auf dem Campus Westend summ- und singfreudige Menschen zusammen und nahmen den gesundheitsfördernden Effekt des Singens quasi nebenbei mit. Das bunte Kulturprogramm von „Get in Touch“ umfasste außerdem die Ausstellung Re.Vue über die Geschichte des Kunstgeschichtlichen Instituts und des bald zu verlassenden Campus Bockenheim, selbst kuratiert von Studierenden des Instituts. Insbesondere studentische Initiativen und Hochschulgruppen wurden ermutigt und mit einem finanziellen Zuschuss unterstützt, aktiv zu werden. So wurden in ihrem umfangreichen Programm weitere kostenlose Initiativen angeboten wie Exkursionen, Feste und Filmabende; es gab ein interkulturelles Mentoring-Programm, Workshops zu Improvisationstheater, Schnuppertanzen, Kochkurse und Museumsführungen – sorgfältig umgesetzt von studentische Initiativen wie Goethe Greens Office, MakeLab, die TechAcademy und die Fachschaften der Gesellschaftswissenschaften, Ethnologie, Sport, Informatik, Mathe Chemie, Lehramt und andere mehr. Überhaupt bedeutete die „Get in Touch“-Aktion, dass unterschiedliche Akteure und Institutionen der Goethe-Universität gemeinsam als sozialer Kit wirkten und an dem einen großen Ziel arbeiteten: den Re:Start auf einem lebendigen Campus so leicht und durch vielfältige soziale Begegnungen so lebendig wie möglich zu gestalten.

(pb)

„Studienerfolg im Dialog II“ unterstützt nicht nur bei Studienzweifel und drohendem Studienabbruch, sondern wendet sich auch an Studierende, die mit sehr guten Leistungen im Studium unterwegs sind (Foto: Elke Födisch)

Ein Studium wird besser, wenn es begleitet wird

Das Projekt „Studienerfolg im Dialog II“ will Barrieren abbauen und den Zugang zur Beratung erleichtern. So sollen abbruchgefährdete Studierende gezielt unterstützt und leistungsstarke Studierende über geeignete Maßnahmen gefördert werden. Nach einer Pilotphase geht die erfolgreiche Aktion der Studienfachberatung in Fachbereichen 2022 in die zweite Runde.

Die Gründe für Verzögerungen im Studium können sehr verschieden sein: Manche Studierende hält Prüfungsangst davon ab, sich zur fälligen Prüfungen zu melden; andere finden neben einem notwendigen Job nicht die Zeit, sich auf anstehende Klausuren vorzubereiten; Nicht-Muttersprachler stehen oft vor Herausforderungen mit der wissenschaftlichen Sprache, was zu Verzögerungen im Studienverlauf führen kann; und andere haben nach dem Abitur schlicht unterschätzt, was mit dem gewählten Fach auf sie zukommt und hadern mit ihrer Entscheidung.

Im Projekt „Studienerfolg im Dialog II“ werden Studierende entsprechend ihres individuellen Studienverlaufs von der Studienfachberatung ihres Fachbereichs proaktiv angeschrieben und zu einem freiwilligen Beratungsgespräch eingeladen. Dort geht es dann darum, die Gründe für die Studienverzögerung zu finden und gemeinsam Alternativen zu bestimmen. Das kann der Hinweis auf die Psychotherapeutische Beratungsstelle sein, die bei Prüfungsangst und psychischen Störungen hilft, oder es kann gemeinsam ein Studienplan erstellt werden, um das Studium besser zu strukturieren und realistische Ziele zu setzen. Manchmal vereinbaren Studienfachberater*innen und Studierende auch, sich regelmäßig auszutauschen und in Kontakt zu bleiben.

Mit dem Projekt „Studienerfolg im Dialog“ reagierte die Goethe-Universität auf die Tatsache, dass bundesweit etwa ein Drittel der Bachelorstudierenden den Studiengang wechselt oder zwischen dem dritten und sechsten Semester die Hochschule ohne Abschluss verlässt (Berechnungen von 2020). Das Pilotprojekt „Studienerfolg im Dialog“ der Studienfachberatung wurde 2016 bis 2022 vom Land Hessen gefördert, von 2022 an wird das Projekt bis 2025 im neuen Programm „Erfolgreich Lehren und Lernen – Vielfalt und Internationales im Studium“ (ELLVIS) aus erfolgreich eingeworbenen Mitteln des Förderprogramms „Quis“ des Landes Hessens erneut finanziert. Und – ginge es nach dem Willen der ausführenden Studienfachberater*innen in den Fachbereichen – damit grundsätzlich in der Studienfachberatung der Goethe-Universität verankert.

„Ich bin ein ganz großer Fan dieses Angebots“, sagt Fabienne Peter, Studienfachberaterin im Fachbereich Rechtswissenschaft. Der „Schubs“, der die Einladung für manche Studierende bedeute, mache den Unterschied. „Viele erzählen, ihnen habe der Mut gefehlt, in die Beratung zu kommen“ – obwohl ihnen seit längerem bewusst sei, dass in ihrem Studium etwas in die falsche Richtung laufe. „Danke, dass Sie nach mir schauen, hören wir oft“. Natürlich könne sie als Beraterin nicht bei allen Problemen helfen – „viele arbeiten halbtags, um ihr Leben zu finanzieren, oder sie haben familiäre Probleme.“

Als 2022 in der Pandemie erstmals wieder Veranstaltungen in Präsenz stattfinden, nimmt Fabienne Peter wahr, wie die Probleme der Studierenden zunehmen. Viele haben ihre Jobs verloren und somit auch ihre Wohnungen und sind zurück zu ihren Eltern gezogen. Diejenigen, die ihr Studium in der Pandemie begonnen haben, haben den Campus noch nie gesehen – und haben Mühe, Kommiliton*innen kennenzulernen. „Oft kann ich in diesen Fällen nur ermutigen, am Ball zu bleiben, also die Wohnungssuche nicht aufzugeben und zu schauen, welche sozialen Angebote die Uni außerhalb des regulären Curriculums anbietet und diese einmal zu besuchen.“ Wenn erste Zweifel am Studienfach oder mangelnde Planung dazu führen, dass das Studium ins Stocken gerät, ist Peters Expertise als Studienfachberaterin gefragt.

„Studienerfolg im Dialog II“ hilft aber nicht nur bei Studienzweifel und drohendem Studienabbruch. Das Projekt wendet sich auch an Studierende, die mit sehr guten Leistungen im Studium unterwegs sind, möglicherweise ohne sich dessen bewusst zu sein. Diese Studierende weichen beispielsweise positiv von der Regelstudienzeit ab – indem sie eine Zwischenprüfung, die im vierten Semester vorgesehen ist, im Blitztempo nach zwei Semestern erfolgreich absolviert haben. In Gesprächen mit leistungsstarken Studierenden geht es darum, auf Stipendienmöglichkeiten und Jobs an der Universität hinzuweisen und den weiteren Studienverlauf beispielsweise bei Schwerpunkten fachlich zu beraten.

Etwa 1.400 Einladungen haben die Studienfachberater*innen aus sieben Fachbereichen im Jahr 2022 versandt. Rund 60 Prozent der abbruchgefährdeten Studierenden reagierte auf die Einladungsmail der facheigenen Studienberatung – und vereinbarte einen Termin. Von den besonders leistungsstarken Studierenden waren es rund 80 Prozent, die nach der Einladung die Sprechstunde besuchten. Über diesen Rücklauf der Studierenden bekomme die Hochschule vor allem Einblicke in die bislang unsichtbaren Gründe von Studienzweifeln und -abbruch – und könne gegensteuern, erklärt Fabienne Peter. Ihr Fachbereich habe bereits mit weiteren Maßnahmen reagiert – beispielsweise erleichtere das Mentorenprogramm bei Einführungsveranstaltungen den Erstsemestern den Einstieg ins Studium. „Ein Studium wird besser, wenn es begleitet wird“, ist Peter überzeugt.

Martha Geiger, die das Programm „Studienerfolg im Dialog II“ koordiniert, sieht einen weiteren Pluspunkt: „Wir haben mit dem Projekt die Möglichkeit, unsere Studienberater*innen und auch Studienfachberater*innen in den Fachbereichen umfassend in aktuellen Beratungsthemen weiterzubilden und ihnen Supervisionssitzungen anzubieten.“ Das wiederum biete nicht nur Unterstützung im Arbeitsalltag, es steigere auch die Qualität der Beratung, selbst in anspruchsvollen Gesprächssituationen.

(pb)

Neugierig auf mehr? Ein Gespräch mit Alexander Kaib, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Schreibzentrum der Goethe-Universität, über den Hintergrund der Interviewserie im UniReport 1/2023 („Wissenschaftliches Schreiben will gelernt sein“)

Wie die Prof(i)s lesen und schreiben

Wie können Studierende Schreiben lernen? Das Schreibzentrum an der Goethe-Universität befragte dazu Lehrende aus verschiedenen Fachdisziplinen. In einer Interviewserie berichten sie über ihre Entwicklung zu Schreibprofis, über Techniken, Tücken und das Glück des Schreibenlernens.

An einer Universität lernt man automatisch „akademisch“ schreiben und lesen – davon gehen viele Studierende aus. Doch tatsächlich sind viele am Anfang ihres Studiums verunsichert: Wie erschließen sich wissenschaftliche Bücher beim Lesen, und wie nimmt ein Thema beim Schreiben Gestalt an? Genauer: Wie einen Text beginnen, wie ihn aufbauen, wie eine angemessene Sprache finden?

Muss man das also wirklich – Schreiben-Können, Lesen-Können? Das haben Mitarbeitende des Schreibzentrums Lehrende der Goethe-Universität gefragt, Profis, die es wissen müssen und die zudem Erfahrungen aus zehn verschiedenen geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Fachgebieten einbringen. „Wir waren beeindruckt, wie offen, wie ehrlich, wie detailliert die Professorinnen und Professoren von ihren Erfahrungen mit dem akademischen Lese- und Schreibprozess erzählt haben“, berichtet die Leiterin des Schreibzentrums, Nora Hoffmann. Da ist von der Hürde des Anfangs die Rede und vom Loslassen-Können ganzer Abschnitte, von quälenden Selbstzweifeln, vom notwendigen Austausch mit anderen und der beglückenden Erfahrung, das Schreiben lernen zu können. Denn so lautet das fachübergreifende Fazit: Schreiben ist kein Geniestreich, sondern ein Handwerk, das mit Übung, Experimentieren und Techniken erlernt werden kann.

Die verschiedenen Strategien und auch fachspezifischen Techniken der wissenschaftlichen Schreibprofis schildert die Interviewserie Wie die Prof(i)s Lesen und Schreiben in kurzen thematischen Zusammenschnitten und längeren Interviews. Durchgeführt wurde das Interviewprojekt von den Mitarbeitern des Schreibzentrums Daniel Bella und Alexander Kaib. Das Projekt entstand im Rahmen von „Erfolgreich Lehren und Lernen – Vielfalt und Internationales“ im Studium (ELLVIS), finanziert durch das Programm „QuiS“ im „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ des Landes Hessens (2022-2025).

Die Interviewten

Die Medizinerin Prof. Marjan van den Akker, der Literaturwissenschaftler Prof. Roland Borgards, der Politikwissenschaftler Prof. Julian Garritzmann, der Rechtswissenschaftler Prof. Matthias Jahn, der Theologe Prof. Christof Mandry, der Humangeograph Dr. Tino Petzold, die Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin Prof. Barbara Rendtorff, der Amerikanist Prof. Johannes Völz, der Physiker Prof. Marc Wagner und die Geschichtswissenschaftlerin Prof. Barbara Wolbring.

Das Schreibzentrum der Goethe-Universität bietet den Studierenden und Lehrenden Workshops zur Weiterbildung und Beratung zum wissenschaftlichen Schreiben und Lesen an.

Adaptives Testen entspricht dem Verfahren in mündlichen Prüfungen: Der Dozent geht auf die Antworten des Geprüften ein und entwickelt von dort aus weitere Fragen (Foto: Uwe Dettmar)

Wie Prüfungen fairer werden

Dass manche Klausuren an Universitäten nicht mehr wie vor 50 Jahren ablaufen, möchte ein Team von pädagogischen Psychologen der Goethe-Universität ändern. Elektronische Prüfungen sollen individuelle Kompetenzen besser messen und Prüfungen gerechter gestalten.  

„Kriteriumsorientiertes adaptives Testen“ in der Hochschule, kurz KAT-HS: Der Name des digitalen Klausurenkonzeptes versprüht den Charme einer technischen Gebrauchsanleitung. Doch hinter den Begriffen „kriteriumsorientiert“ und „adaptiv“ stehen Konzepte, von denen aus sich leicht ein Bogen zu so hochbrisanten und -aktuellen Themen wie Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit und Qualität in der Ausbildung schlagen lässt.

Worum geht es bei AKGU, den „Adaptiven Klausuren für die Goethe-Universität“, die das Team des pädagogischen Psychologen Prof. Andreas Frey entwickelt hat? Es geht, wie Projektleiter Dr. Aron Fink erklärt, um nichts weniger, als Klausuren durch eLearning individuell an Kompetenzen der Prüflinge anzupassen, sie transparenter in Bezug auf die übergreifenden Lernziele einer Lehrveranstaltung zu machen und auch statistisch vergleichbar zu Prüfungen der Vorjahre. Es geht also auch um die Defizite herkömmlichen Prüfens – und wie sie durch digitale Verfahren wie KAT behoben werden können. Das von Aron Fink, Lara Weiß und Jan Luca Schnatz von der Arbeitseinheit Pädagogische Psychologie mit dem Schwerpunkt Beratung, Diagnostik & Evaluation entwickelte Pilotprojekt ist ein Teilprojekt des durch die Stiftung „Innovation in der Hochschullehre“ geförderten Projekt DigiTeLL aus der Förderlinie „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ – und wurde damit 2022 erheblich weiterentwickelt. In DigiTeLL (Digital Teaching and Learning Lab) werden innovative Entwicklungsprojekte in Lehrveranstaltungen umgesetzt.

Eines der Defizite herkömmlicher Prüfungsverfahren beschreibt das Team so: Oft sei nicht klar, ob eine Aufgabe in Bezug zu den Lernzielen stehe, die in einem Studiengang vermittelt werden sollen. Wenn mit 50 Prozent aller richtig beantworteten Fragen die Klausur bestanden ist, deckt diese Teilmenge an Fragen dann auch wirklich alle Kriterien ab, die Aussagen über das Erreichen kompetenzorientierter Lernziele zulassen? Fragt die Prüfung Detailwissen ab, oder steht sie in einem übergeordneten thematischen Zusammenhang, wie es Studiengangsmodule vorschreiben?

Herkömmliche Einheitsprüfungen, erklärt Fink, könnten sich zudem nicht an das Kompetenzniveau des zu Prüfenden anpassen. Adaptives Testen dagegen entspreche eher dem Verfahren in mündlichen Prüfungen, in denen der Dozent auf die Antworten des Geprüften eingeht und von dort aus weitere Fragen entwickelt. Adaptive Klausuren ermittelten nach jeder Antwort auf eine Frage das individuelle Kompetenzniveau des Studierenden; die folgenden Aufgaben bauten sich dann sukzessive darauf auf – ein Verfahren, das auch die Vorhersehbarkeit von Prüfungsfragen und somit Betrug in Prüfungen erschwert.

Wenn adaptive Tests sich individuell an das Leistungsniveau eines Studierenden anpassen, sind sie herkömmlichen Tests noch in einem weiteren Punkt überlegen: nämlich auch an den Rändern differenziert zu messen – also bei sehr geringer Kompetenz sowie bei überdurchschnittlich hoher fachlicher Kompetenz des Prüflings. Traditionelle Tests messen am genauesten im statistischen Mittelfeld.

Ein weiteres Manko: Traditionelle Klausuren seien meist statistisch nicht mit Tests aus vorhergehenden Semestern verbunden, konstatiert das AKGU-Team. Mit derselben Leistung könnten Prüflinge bislang in verschiedenen Semestern verschieden benotet werden, denn ihre Benotung orientierte sich auch an der Leistung der Kohorte und nicht an Kriterien, die Schlüsse auf das Erreichen kompetenzorientierter Lehrziele zuließen.

In den USA und in englischsprachigen Ländern werden adaptive Prüfungsverfahren längst angewandt, beispielsweise in der medizinischen Ausbildung. In Deutschland steigt das Interesse langsam an. Messgenauigkeit und Fairness bei Prüfungen scheinen zu überzeugen. Und weil sich die „Forschungsbereiche der Psychometrie und des Educational Measurement in den letzten Jahren rasant entwickelt haben“, so das Team um Prof. Frey, „lassen sich digitale Prüfungen inzwischen auch hierzulande technisch einfacher durchführen.“ Bevor adaptive Testverfahren auch an Universitäten breit eingesetzt werden können, müssen allerdings noch einige Hürden überwunden werden. Dazu gehören grundsätzliche Vorbehalte gegenüber adaptiven Prüfungssystemen, aber auch Anforderungen an die Infrastruktur der Universität. Gemeinsam mit dem HRZ und studiumdigitale hat Fink mit seinen Kolleg*innen an der Goethe-Universität bereits ein skalierbares System eingeführt – und auch anwenden können: In PC-Pools integriert führte das AKGU-Team im regulären Studienbetrieb zwei Klausuren durch, eine mit rund 100 Probanden, eine weitere zur Probe der Skalierbarkeit mit 1000 Studierenden auf Lehramt.

Die DigiTeLL-Förderung der KAT-HS-Software, die in der freien Statistik-Software R geschrieben ist, hat zudem zu neuen Aufgabenformaten geführt: zum Beispiel zu Antworten in Programmiersprachen für statistische Berechnungen, die angehende Psychologen erlernen müssen. Die nächsten Schritte zu einer uniweiten Einführung adaptiver Prüfungen sind bereits geplant: Zurzeit arbeitet die Arbeitsgruppe daran, die KAT-HS Software in die zentrale Lernplattform Moodle zu integrieren. Lehrenden wird somit der Zugang zu adaptiven Testverfahren erleichtert. Auch wird daran gearbeitet, sagt Projektleiter Fink, „in unser Programm Sprachmodelle zu integrieren, damit eines Tages auch Freitexte automatisiert auswertbar sind“.

Mit dem vorgestellten Klausurkonzept liegt nun ein niedrigschwelliges, wissenschaftlich fundiertes und direkt in der Breite einsetzbares Konzept inklusive offener Software vor. Wenn es nach den Wünschen des Teams geht, wird KAT-HS kurzerhand von einem universitätsübergreifenden Netz „gekapert“, also genutzt und weiterentwickelt – von der Hochschule für die Hochschule sozusagen.

(pb)

Welche Elemente nutze ich in meinem Lernspiel? i-TaLES ermöglicht es Studierenden auf Lehramt, einfaches Programmieren zu lernen (Foto: Pia Barth)

Lernen im digitalen Flow

Das Projekt i-TaLES bildet künftige Lehrer*innen darin aus, digitale Lernspiele zu entwickeln. Dazu lernen sie Grundlagen im Programmieren und wie sie digitale Formate pädagogisch einsetzen.

„Unterricht mit Tablets macht dümmer“ – mit diesen und ähnlichen Headlines spiegeln Medien die kontroverse Diskussion über die Digitalisierung in Schulen. Ist Digitalisierung im Unterricht eine Gefahr für die geistige Entwicklung von Kindern? Oder sind digitale Elemente im Unterricht sinnvoll? Und wenn ja wie und wann? Die Didaktiker der Informatik Prof. Andreas Dengel und David Fernes sind digitalen Lernformen gegenüber schon aus professionellen Gründen aufgeschlossen. Einem kritischen Einwand stimmen sie allerdings zu: Lehrer*innen fehlen für die digitalen Herausforderungen in der Schule oft die nötigen Kompetenzen. Dies wollen die beiden Informatiker ändern: Das Projekt „Immersive Teaching and Learning in Educational Settings“, kurz: i-TaLES, bringt angehenden Lehrern an der Goethe-Universität bei, pädagogische Lernspiele auf einem einfachen Niveau selbst zu programmieren. Zu diesem Ziel wurde i-TaLES im Rahmen des Projekts „Digital Teaching and Learning Lab“ (DigiTeLL) der Goethe-Universität als Teilprojekt (Partnership) gefördert. DigiTeLL selbst ist Teil der Förderlinie „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ der „Stiftung Innovation in der Hochschullehre“. Das Interesse von Lehramtsstudierenden im Sommersemester 2022 war groß, die Plätze im i-TaLES-Pilotseminar schnell vergeben. 

Einmal pro Woche machten sich die Seminarteilnehmer*innen und angehende Lehrer*innen aller Fachrichtungen und Schulformen also auf den Weg ins Institut für Didaktik der Mathematik und Informatik an der Robert-Mayer-Straße: Vorerfahrungen im Programmieren brachten sie keine mit, dafür aber großes Interesse, ihren Unterricht zukünftig auch mit digitalen Elementen zu gestalten. Zum Beispiel mit Lernspielen. Welcher Inhalt soll dabei vermittelt und welche Lernziele aus den Kerncurricula sollen erreicht werden? Und welche technischen Kenntnisse sind dafür nötig? Dengel und Fernes stützen sich auf Überlegungen der pädagogischen Psychologen und Bildungstechnologen Punya Mishra und Matthew J Koehler, die ein Unterrichtsmodell unter den Bedingungen der Digitalität entwickelt haben: das Technological Pedagocial and Content Knowledge-Modell, kurz TPACK. Das Modell unterscheidet drei Wissensbereiche: Fachwissen, pädagogisches Wissen und technologisches Wissen. Der Schwerpunkt von i-TaLES liegt auf der Vermittlung technologischer Kompetenzen und den Schnittstellen zu den beiden anderen Kompetenzen, das heißt dort, wo sich neue Technologie mit pädagogisch reflektierter Vermittlung fachlicher Inhalte überlagert. Es geht also um die gleichzeitige Vermittlung medienpädagogischer Kompetenzen, Kompetenzen zu Virtual Reality in der Lehre und der Evaluation der Lernumgebung. „Wir argumentieren“, sagt Dengel, „dass dieses Modell für Diskussionen über Technologieintegration auf mehreren Ebenen viel zu bieten hat: theoretisch, pädagogisch und methodisch.“

Sind Lernziele und Inhalt einmal bestimmt, finden die Studierenden im Seminar ein (von Informatikern entwickeltes) einfaches Programm vor, mit dem sie schrittweise ihr Spiele entwickeln können: Welche Geschichte erzähle ich, und wie können die Schüler*innen in meiner Welt des Lernspiels agieren und interagieren? Wie packend ist die Geschichte, wie stark also ist das Präsenzerleben und der „Flow“? Wie fülle ich den leeren Raum des Bildschirms – mit einer Wüste, Gärten, Häusern? Wer sind meine Protagonisten: Tiere, Menschen, Dinge? Wie bewegen sie sich? Im Rahmen bereits vorliegender Module können die Studierenden die Welt ihres Lernspiels fantasievoll ausgestalten – und im Anschluss mit ihren Kolleg*innen oder in Schulklassen auswerten: Was wurde verstanden? Was wurde behalten? Ist die generelle Medienkompetenz gestiegen?

32 Lernspiele haben die Teilnehmer*innen verschiedener Fächer und Schulformen der ersten i-TaLES-Seminare entwickelt – das Themenspektrum reichte von „Schleier des Nichtwissens“ in der Religionswissenschaft über Schaltkreislogik in der Informatik, die Vorstellung des Graffitikünstlers Banksy und mathematischen Rechenaufgaben auf einem verschneiten Weihnachtsmarkt aus dem Fachbereich Mathematik bis hin zu einer Zeitreise in die Welt der Gladiatoren. In den meisten Fällen – dies ergab die Auswertung der Didaktiker – stieg der inhaltliche Lernerfolg der Probanden messbar an. Auch ist das pädagogische Interesse der Teilnehmenden an immersiven Lernformaten gestiegen, also an spielerischem Lernen, bei denen die Schüler*innen in eine Situation abtauchen und quasi „nebenbei“ lernen.

Dengel wünscht „allen Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, einfaches Programmieren zu lernen“. Denn mit der stärkeren digitalen Medienkompetenz der angehenden Lehrer*innen wachse auch das Verständnis der digitalen Welt und damit zugleich „auch ein kritischer Blick auf sie“, den die Lehrer*innen wiederum im Unterricht vermitteln könnten. I-TaLES wird in den kommenden Semestern fortgesetzt. In Zukunft wollen die Informatikdidaktiker erforschen, welche Lernspiele den größten Lernerfolg haben und warum das so ist. Auch will Andreas Dengel den Fokus seiner Forschung verstärkt auf die Hochschullehre legen und das Feedback im spielerischen digitalen Lernen direkt in die Lernspiele integrieren.

(pb)

Proteste in Athen gegen die Sparpolitik der Europäischen Union (2015) (Foto: Kostas Koutsaftikis/Shutterstock)

Analysieren, warum Politik in die Krise gerät

Unter welchen Bedingungen funktioniert Demokratie? Warum ist Demokratie zunehmend herausgefordert? Und wie kann man sie schützen? Dies fragt der neue Masterstudiengang „Comparative Democracy“, der im Wintersemester 2021/22 gestartet ist. Er ist international ausgerichtet, forschungsbasiert und der erste englischsprachige Studiengang in den Gesellschaftswissenschaften.

Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Julian Garritzmann kam das Studienangebot eines Masters „Comparative Democracy“ genau im richtigen Moment. „Das Interesse ist riesig, wir haben Bewerbungen aus der ganzen Welt – pro Studienplatz kommen fünf Bewerbungen. Wir sind ein forschungsstarker Bereich mit vielen Professuren, Postdocs und Promovierenden.“ Der erste Jahrgang des Masterprogramms in der Vergleichenden Politikwissenschaft startete zunächst mit 20 Studienplätzen, das Angebot soll aber bald erweitert werden.

Thematisch eingestimmt auf den neuen Studiengang hat die von Garritzmann organisierte Vorlesungsreihe „Comparative Politics Speaker Series“; auch ein kollaboratives Doktoranden-Kolloquium beschäftigte sich bereits mit vergleichender Demokratieforschung. Der Masterstudiengang Comparative Democracy wird als erster rein englischsprachiger Studiengang in den Gesellschaftswissenschaften angeboten – „damit sind wir natürlich für eine internationale Klientel sehr interessant“, betont Garritzmann, der seine wissenschaftliche Ausbildung und Qualifikation unter anderem in Zürich, Harvard und Florenz absolviert hat. Entsprechende englische Sprachkenntnisse sind deshalb Voraussetzung für die Teilnahme am internationalen Studiengang – zumal die relevante Forschungsliteratur ohnehin englischsprachig sei. „Frankfurt ist ein idealer Standort dafür – nirgendwo anders in Deutschland hat man ein derart internationales Publikum. Wir leisten mit diesem Studienangebot auch einen Beitrag zur weiteren Internationalisierung der Goethe-Universität.“

Die Ausrichtung des neuen Studienangebots knüpft bewusst an aktuelle Diskussionen an: Die Krise der Demokratie, der Vertrauensverlust der politischen Institutionen in der Bevölkerung, immer mehr Nicht- und Protestwähler – das sind nur einige Stichworte, die den Hintergrund bilden für eine vergleichende Demokratieforschung. „In der Vergleichenden Politikwissenschaft haben wir zahlreiche Arbeitsbereiche, in denen diese Fragen behandelt werden: die politische Verhaltensforschung, die politische Ökonomie und die politische Institutionsforschung.“ Garritzmann verweist auf eines der wichtigsten Bücher der letzten Jahre zum Thema: „How democracies die“ (Wie Demokratien sterben) von Steven Levitsky und Daniel Ziblatt. „Die beiden Autoren führen überzeugend aus, dass im Zuge der Krise eine stufenweise Zerstörung der Demokratie einsetzt: erst der politischen Normen und politischen Kultur, dann der Institutionen“.

Die Vergleichende Politikwissenschaft könne nun Erkenntnisse darüber liefern, unter welchen Bedingungen neue partizipative Demokratiemodelle funktionieren – und unter welchen nicht. „Natürlich kann man sich Modelle von Beteiligung ausdenken. Wenn die Modelle aber dann so komplex sind, dass nur noch hochgebildete Akademiker:innen daran teilnehmen, ist das nicht zielführend und könnte sogar eher noch zu mehr Populismus führen.“

Theoretische Grundlagen sind natürlich sehr wichtig, aber wir fragen immer auch: Wie sieht die Realität aus, passt sie zur Theorie?

Der neue MA Comparative Democracy ist als empirisch-analytischer Studiengang konzipiert. „Theoretische Grundlagen sind natürlich sehr wichtig, aber wir fragen immer auch: Wie sieht die Realität aus, passt sie zur Theorie, muss die Theorie ihr gegenüber überdacht werden?“ Der empirischen Forschung kommt daher im Studium eine große Bedeutung zu. Ein Schwerpunkt liegt auf Forschungsdesigns und Methoden. Eine besondere Expertise für qualitativ-vergleichende Sozialforschung bietet Garritzmanns Kollege Prof. Claudius Wagemann, für quantitative und experimentelle Methoden sein Kollege Prof. Constantin Ruhe. „Wir müssen im Blick haben“, so Garritzmann, „dass wir unsere Studierenden für eine Forschungskarriere ausbilden, die zu einer Arbeit an der Universität, aber auch bei benachbarten Forschungsinstituten führen kann. In Frage kommen aber auch Tätigkeiten bei Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und im Journalismus.“

Sind empirische Kompetenzen in der Politikwissenschaft wichtiger geworden? „Ja, definitiv“, antwortet Garritzmann sofort. Lange Zeit sei sein Fach theoretisch ausgerichtet gewesen, was auch mit der Herkunft aus Verwaltungswissenschaft und Rechtswissenschaft zusammenhänge. Dann kam der interdisziplinäre „empirische Turn“, ein stärkerer Fokus auf empirische Forschung. Inzwischen herrsche in der Politikwissenschaft ein gewisser Methodenpluralismus – wobei die Methode stark durch die jeweilige Forschungsfrage geprägt sei. Eine Studierende habe etwa Tweets politikwissenschaftlich analysiert und für die quantitative Auswertung selbst ein Programm geschrieben. Andere arbeiten historisch-vergleichend oder nutzen Experimente, um Politik besser zu verstehen.

Praktische Anteile werden im neuen Studiengang großgeschrieben. So umfasst das Studium etwa ein spezielles Praxismodul zum forschungsbasierten Lernen, und es schreibt ein Praktikum vor, das bei Parteien, Ministerien, Institutionen und auch Medien absolviert werden kann. Wie sieht für Garritzmann der/die „ideale“ Studierende des neuen Studienganges aus? Die Interessenten haben in der Regel bereits im Bachelor Vorkenntnisse im Bereich der Vergleichenden Politikwissenschaft erworben, aber auch Quereinstiege aus der Soziologie sind möglich. „Interesse ist für mich das Wichtigste. Mit Neugierde kann man alles lernen, selbst die kompliziertesten theoretischen und empirischen Inhalte.“

(df)

(Foto: 1766380496 / shutterstock)

Hebamme goes Uni

Großbritannien, Spanien und die Niederlande haben sie schon, nun hat Deutschland sie auch: die akademische Ausbildung für Hebammen. Zum Beispiel an der Goethe-Universität. Im Sommersemester 2022 startete der duale Kooperationsstudiengang Hebammenwissenschaft, den Frankfurt University of Applied Sciences und Goethe-Universität gemeinsam anbieten.

Bei der Ausbildung von Hebammen ging Deutschland bislang einen Sonderweg: Während andere europäische Länder den vielleicht ältesten Beruf der Menschheit längst akademisiert hatten, wurde in Deutschland in Modellstudiengängen noch vorgefühlt, ob die Akademisierung des Berufsfeldes sinnvoll ist. Traditionell galten medizinische „An-Berufe“ wie Hebamme, Krankenschwester, Krankengymnast*innen und Medizinisch-Technische Assistent*innen als Ausbildungsberufe und wurden an nichtakademischen Fachschulen gelehrt. Angestoßen durch europäische Richtlinien, die die Vergleichbarkeit europäischer Bildungsabschlüsse zum Ziel haben, wurde die Hebammenausbildung allerdings 2020 umfassend reformiert und modernisiert. Die Berufsbezeichnung „Hebamme“ wurde damit auch einheitlich für alle Geschlechter eingeführt. Deutschland zieht also nach – mit einer Übergangszeit bis 2027. Solange dürfen Hebammenschulen noch ausbilden.

Das Ausbildungsziel: Geburten eigenständig leiten und Familien begleiten

In Frankfurt wurde der neue Kooperationsstudiengang nun von zwei Hochschulen – und dort von zwei ausgebildeten Hebammenwissenschaftlerinnen – gemeinsam koordiniert: Friederike Hesse agiert von der Frankfurt University of Applied Sciences aus, Nadja Zander von der Goethe-Universität. Der achtsemestrige Studiengang schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) und der staatlichen Zulassung zur Hebamme ab. Auf dem Stundenplan für die ersten 30 Studierenden stehen medizinisch-naturwissenschaftliche Grundlagen und pflegerisches Basiswissen. Zudem werden die Studierenden darauf vorbereitet, Geburten eigenständig zu leiten und Familien zu begleiten. Auch die ökonomische Seite des Berufs ist Teil der Ausbildung. „Denn auch wenn eine Hebamme angestellt ist“, erklärt Friederike Hesse, „arbeitet sie nebenher oft noch freiberuflich“. Die Studierenden schließen mit ihrem Studium auch Arbeitsverträge mit Kooperationskrankenhäusern ab. Zu diesen Praxispartnern gehören das Universitätsklinikum Frankfurt, das Bürgerhospital Frankfurt, das Klinikum Frankfurt Höchst, das Sana Klinikum Offenbach, das Klinikum Darmstadt und die Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

Nicht nur der Ausbildungsweg für Hebammen hat sich geändert. Auch das Berufsbild, sagt Nadja Zander, wandle sich gerade in Zeiten hoher Mobilität, in denen junge Paare nicht mehr in der Nähe ihrer Familien wohnten. „Unser Beruf ist ohnehin herausfordernd – das liegt in der Natur der Sache, denn eine Geburt ist nicht planbar und ist immer ein einschneidendes Ereignis im Leben einer Familie.“ Dazu kämen nun aber höhere Anforderungen in der Betreuung durch den sozialen Wandel der Gesellschaft. Welches professionelle Selbstverständnis haben Hebammen heute? Dass mit der Akademisierung der Ausbildung neuerdings auch zur Hebammenwissenschaft geforscht werde, sieht Nadja Zander für ihren Beruf als Gewinn.

(df/pb)

„Das ganze Feld ist in Bewegung“: Gesundheitsethische Fragen stellen sich zunehmend nicht nur im Gesundheitswesen im engeren Sinne (Foto: nguyen-hiep / unsplash)

Ethik im Gesundheitswesen ist mehr als tröstende Worte

Wer wird zuerst gerettet? Im Gesundheitswesen stellen sich ethische Fragen nicht nur in Katastrophensituationen. Im Wintersemester 2021/22 ist der neue duale Masterstudiengang „Sozialethik“ von Goethe-Universität und Hochschule Sankt Georgen gestartet. Er bereitet Studierende aus den Sozialwissenschaften, der Soziologie, Theologie und Gesundheitswissenschaften auf schwierige Aufgaben im Gesundheitswesen vor.

Nach ihrem Bachelor in Soziologie und Philosophie war Victoria Dichter auf der Suche nach einem Master in Soziologie. Zufällig stieß sie bei der Recherche auf den neuen dualen Studiengang ‚Sozialethik im Gesundheitswesen‘ – und war „angetan von der breiten Palette an Bezügen zu unterschiedlichen Feldern im Gesundheitswesen. Vor allem“, so Dichter, „hat mich die Interdisziplinarität gleich angesprochen“. Hinzu kam, dass bei 16 Studienplätzen eine intensive Betreuung im Studium zu erwarten war. Die Entscheidung für den Masterstudiengang fiel ihr leicht.

„Die demografische Entwicklung und der medizinisch-technische Fortschritt bringen eine große Dynamik ins Gesundheitswesen“, erklärt Prof. Dr. Christof Mandry, Professor für Sozialethik an der Goethe-Universität, die Gründe, warum die Goethe-Universität den neuen Studiengang entwickelt hat. Mandry begleitet die Einführung des neuen Studiengangs intensiv. „Die medizinischen, pflegerischen und sozialen Einrichtungen befinden sich in ständiger Transformation. Es gibt deshalb einen großen Bedarf an ethischer Expertise in den Unternehmen und Institutionen des Gesundheitswesens“. Das reiche von der medizinethischen Fallberatung über organisations- und führungsethische Fragen bis hin zum gerechten Zugang zu medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen und zur sozial gerechten Mittelverteilung.

Als gemeinsamer Studiengang von zwei Frankfurter Hochschulen steht der Studiengang auch für ein echtes Frankfurter Studienprofil

Der duale Studiengang soll Studierende der Sozial- und Geisteswissenschaften auf diese Aufgaben vorbereiten. Der Masterstudiengang, der jeweils im Wintersemester startet, richtet sich an Studieninteressierte mit einem deutschen oder internationalen BA-Abschluss in Theologie, Sozialwissenschaften, Philosophie, Pflegewissenschaften und einer Reihe weiterer geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer. Ihnen eröffnet er ein weiteres Berufsfeld in einem gesellschaftlichen Wachstumsbereich. Vielfalt wird auch dadurch großgeschrieben, dass zwei Institutionen mit ihren Expertisen den Studiengang gemeinsam anbieten: Die Goethe-Universität, mit der Klinikseelsorge des Universitätsklinikums als einer unter mehreren Praxispartnern, und die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen. Als gemeinsamer Studiengang von zwei Frankfurter Hochschulen steht der Studiengang auch für ein echtes Frankfurter Studienprofil.

Die Kooperation mit der Goethe-Universität, erklärt Prof. Dr. Edeltraud Koller, Professorin für Moraltheologie an der Hochschule Sankt Georgen, sei ein Glücksfall für ihre Hochschule; denn die Studierenden würden so an unterschiedlichen Lernorten mit einer großen Themenbreite in Berührung kommen. Nicht nur im Gesundheitswesen im engeren Sinne, auch im Bereich Sozialer Arbeit werden Mitarbeiter*innen zunehmend mit gesundheitsethischen und -politischen Fragen konfrontiert. 

Praktische Erfahrungen machen die Studierenden vom ersten Semester an: 30 Prozent der Studienleistungen in dem viersemestrigen Studiengang werden „on the job“ erbracht in Partnereinrichtungen im Medizin- und Pflegebereich. „Die Studierenden lernen, wie ein klinisches Ethikkomitee funktioniert oder wie die medizinische Versorgung von Menschen ohne Versicherungsschutz organisiert wird“, erklärt Studiengangskoordinatorin Julia Westendorff, die die Praxiseinheiten organisiert. „Sie lernen ganz praktisch, indem sie mit dabei sind. Das kann mitunter sehr herausfordernd sein.“ Die Kurzpraktika und Hospitationen bereiten auf das Praxissemester vor, das dann das gesamte dritte Semester einnimmt. Und welches die Studierenden zum Beispiel bei Marita Cannivé-Fresacher, Krankenhausseelsorgerin im Universitätsklinikum, verbringen. „Klinikseelsorge ist eben viel mehr, als nur ans Krankenbett zu gehen und tröstende Worte zu spenden“, betont sie. Deshalb sei das große Team in der Klinikseelsorge von Vorteil. „Wir können viele praktische Beispiele anbieten – zum Beispiel Exkursionen in die Psychiatrie, die Begleitung von onkologisch erkrankten Kindern und Gespräche über die Rolle der Ethik in der Klinikseelsorge.“

Der neue Studiengang sei zwar berufsqualifizierend konzipiert, betont Mandry; das Berufsbild Sozialethiker*in sei allerdings gerade erst im Entstehen. Mit ihrem Kompetenzprofil sollen die Studierenden auf den Wandel im Gesundheitswesen umfassend vorbereitet sein: Es umfasst sozial- und medizinethische Reflexionsweisen, sozialwissenschaftliche Analysemethoden und Kenntnisse der medizinischen Versorgungsstrukturen. Ein digitales Tool namens DigiDual dient ihnen dazu, ihre Praxiserfahrungen aus Hospitanzen mit wissenschaftlichen Leitfragen zu reflektieren und sich in Peer groups in virtuellen Räumen zu Aufgaben austauschen. Das Studium umfasst ebenso tätigkeitsnahe Fertigkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, Gesprächsführung oder Organisationsplanung. „Das ganze Feld ist noch in Bewegung. Wichtig ist, dass die Studierenden eigene Interessen entwickeln, Fähigkeiten ausbilden und Netzwerke knüpfen“, sagt Edeltraud Koller.

Das eigene Berufsbild mitgestalten: Dieser Aspekt des Studiengangs gefällt Victoria Dichter besonders gut. „Ich kann im Studium meinen vielfältigen Interessen nachgehen.“ Währenddessen arbeiten die beiden Hochschulen daran, ihre Netzwerke zu Partnern im Gesundheitswesen weiter auszubauen. Auch das, so Mandry, diene dem Zweck, das Berufsbild Sozialethiker*in weiter zu präzisieren.

(df/asa)

(Foto: Vietnamese-German University (VGU))

Deutsch-Vietnamesische Kooperation erstmals auf Graduiertenniveau

Im Wintersemester 2022/23 startete der Masterstudiengang „Global Finance and Economics“ an der Vietnamese-German University (VGU) – ausgerichtet vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität, der Goethe Business School und dem Fachbereich Economics und Management an der VGU.

Seit 2011 engagiert sich der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität an der Vietnamese-German University (VGU). Die beiden Universitäten tauschen Studierende aus und haben zwei Bachelorstudiengänge mit den Schwerpunkten „Management“ sowie „Finance and Accounting“ entwickelt. Seit dem Wintersemester 22/23 erweitert der neue Masterstudiengang „Global Finance and Economics“ die Partnerschaft und damit auch das Profil der Goethe-Universität als international vernetzte, weltoffene Hochschule: Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität unterrichten als „Flying Faculty“ auf dem Campus der VGU. Vietnamesische und internationale Lehrkräfte des dortigen Fachbereichs Economics und Management sind ebenfalls in die Lehre des Studiengangs eingebunden und werden auf diese Weise sukzessiv ausgebildet. Der Masterstudiengang ist ein Baustein, mit dem sich die VGU im vietnamesischen Hochschulsystem und – umfassender noch – in der ASEAN Region profilieren will.

Initiiert wurde der vom HMWK geförderte Studiengang gemeinsam vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität, der Goethe Business School (GBS) und dem Fachbereich Economics und Management an der VGU. Die Konzeption und Koordination liegt in den Anfangsjahren im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität: Akademischer Direktor und Projektleiter ist Prof. Michael Binder, das Management teilen sich die Goethe Business School und die VGU. Mittelfristig soll der Master allerdings als gemeinsamer Studiengang der VGU und der Goethe-Universität von den vietnamesischen Partnern federführend betrieben werden, mit Ausnahme der Qualitätskontrolle, die weiterhin gemeinsam ausgeübt werden soll.

(Foto: Vietnamese-German University (VGU))

Der viersemestrige Studiengang richtet sich an Absolventinnen und Absolventen der Wirtschafts- bzw. Ingenieurwissenschaften, der Informatik, Mathematik oder verwandter Studiengänge. Die vietnamesischen Studierenden erwartet im neuen Masterstudiengang ein Pflichtbereich mit Kursen zu Asset Pricing, Corporate Finance, Makro- und Mikroökonomik, Ökonometrie, Data Science und Programmierung. Später können sich die Studierenden in Hinblick auf ihre Berufstätigkeit in einzelnen dieser Felder spezialisieren. Damit sollen die Studierenden methodologisch und fachlich qualifiziert werden, um Schlüsselpositionen beispielsweise im vietnamesischen Finanzmarkt besetzen und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen des Landes mitgestalten zu können. Im dritten Semester bietet der Studiengang „Practice Topics“-Kurse an, die von Praktikerinnen und Praktikern aus Zentralbanken, Finanzministerien, internationalen Organisationen und dem privaten Finanzsektor angeboten werden. Kurse wie digitale Führung, interkulturelle Kompetenz, Networking, Präsentationen, professionelles Schreiben, Teamarbeit und Rhetorik ergänzen das Studium.

Wer möchte, kann sein Studium mit einer Auslandserfahrung abschließen: Im vierten Semester können die Studierenden ein „Experience Frankfurt Finance“-Modul belegen. Damit erhalten sie vor-Ort Einblicke in die Arbeit von Frankfurter Finanz- und Zentralbankinstitutionen, können sich für ihre Masterarbeit mit Studierenden verwandter Studiengänge an der Goethe-Universität austauschen und werden persönlich von Professorinnen und Professoren betreut.

Michael Binder

Für besonderes Engagement und Innovation in der Lehre mit dem 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre ausgezeichnet: die Romanistin Dr. Marta Muñoz-Aunión (1. Preis, Mitte), der Biologe Prof. Paul Dierkes (2. Preis, rechts) und Friedrich Wolf (3. Preis, links) (Foto: Uwe Dettmar)

Studentisches Lob für herausragende Lehre

Bei der jährlichen Vergabe des 1822-Preises steht die exzellente Lehre im Rampenlicht. Für ihre besonders engagierte und innovative Lehre wurden 2022 die Romanistin Dr. Marta Muñoz-Aunión, der Biologe Prof. Paul Dierkes und der Erziehungswissenschaftler Dr. Friedrich Wolf ausgezeichnet. Nominiert wurden sie von den Studierenden.

Motivierende Ideen, eine Lehre, die besonders engagiert, praxisnah, innovativ und nachhaltig ist und flexibel mit digitalen und hybriden Angeboten umgeht – dies sind Kriterien, die vom jährlich vergebenen 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre an der Goethe-Universität prämiert werden. Die Laudatio sprechen jeweils die Studierenden, die auch das Vorschlagsrecht haben. Aus 15 Nominierungen aus acht Fachbereichen wurden 2022 die folgenden drei Preisträger ausgewählt: Den mit 15.000 Euro dotierten 1. Preis erhielt Dr. Marta Muñoz-Aunión, Lektorin am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen. Der 2. Preis (10.000 Euro) ging an Prof. Paul Dierkes, der an der Goethe-Universität die Opel-Zoo Stiftungsprofessur Tiergartenbiologie innehat. Mit dem 3. Preis (5.000 Euro) wurde Dr. Friedrich Wolf vom Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung ausgezeichnet.

Marta Muñoz-Aunións einnehmender und motivierender Unterricht hat die Studierenden dazu bewogen, sie bereits zum dritten Mal zu nominieren. Bei der Preisverleihung zeigten sich die Studierenden außerdem beeindruckt von den innovativen Formaten, die die Lektorin anbietet, wie Filmworkshops und Schreib- und Journalismusprojekte. Der zweite Preisträger Prof. Paul Dierkes wird im studentischen Nominierungsschreiben in seiner Lehre als besonders zugewandt und offen bezeichnet. Bei der Preisvergabe wurde zudem betont, dass er schon vor der Pandemie digitale Wege der Lehre genutzt habe. Andererseits gewähre seine Tätigkeit in Zusammenhang mit dem Opel-Zoo den Studierenden wertvolle praktische Erfahrungen und Einblicke. Der Erziehungswissenschaftler Dr. Friedrich Wolf schließlich erhält den Preis vor allem für seine innovativen Lehrmethoden, die er bereits vor der Pandemie intensiv eingesetzt hat. Die Studierenden hoben besonders hervor, dass er ihnen in seinen Kursen Mut und Selbstvertrauen vermittelt habe und selbst auf den ersten Blick uninteressant erscheinende Inhalte von ihm mit Leben gefüllt würden.

Ohne eine qualitätsvolle Ausbildung kann es auch keine Spitzenforschung geben

„Ohne eine qualitätsvolle Ausbildung kann es auch keine Spitzenforschung geben“, betonte Prof. Christiane Thompson, Vizepräsidentin für Lehre an der Goethe-Universität, anlässlich der 21. Verleihung des Preises. „Der 1822-Universitätspreis bietet die Gelegenheit, auf diese große Bedeutung hinzuweisen und denjenigen zu danken, die diese Aufgabe mit ganz besonderer Freude, Kreativität und Ausdauer annehmen.“ Bei der Preisverleihung ebenfalls anwesend waren Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, sowie Dr. Ingo Wiedemeier, der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse, deren Stiftung den Preis gemeinsam mit der Goethe-Universität vergibt.

Die Studierenden spielten bei der Preisverleihung selbst eine wichtige Rolle: Lehramtsstudentin Janina Müller und Philosophiestudent Valentin Teufel moderierten die Veranstaltung, Science Slammer Luca Neuperti, der an der Goethe-Universität Soziologie und Informatik studiert, gab in einem kurzweiligen Vortrag Einblicke in studentisches Lernen unter Pandemie-Bedingungen. Und für die musikalische Umrahmung sorgte das Philip Wibbing Trio.

(asa/pb)

Preise für gute Lehre

Prof. Susanne Gerhardt-Szép

erhält den Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Hochschulmedizin. Der vom Stifterverband und Medizinischen Fakultätentag (MFT) vergebene Preis geht in diesem Jahr an die Frankfurter Privatdozentin sowie an Gunther Hempel (Leipzig). Die Auszeichnung ist mit 30.000 Euro dotiert.

Susanne Gerhardt-Szép erhält Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Lehre in der Hochschulmedizin

Julia Sammet,

Doktorandin am Institut für Theoretische Physik, erhält den Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Hochschullehre in Mathematik und den Naturwissenschaften 2022. Der Preis wird vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verliehen.

Physik-Lernzentrum: Ars legendi-Preis für Julia Sammet

Dr. Christin Siegfried,

Wirtschaftspädagogin, ist erste Preisträgerin des neuen „New Horizon – Preis des Präsidenten“ der Goethe-Universität. Der Preis ist mit 5.000 Euro ausgezeichnet.

Wirtschaftspädagogin erhält ersten „New Horizons – Preis des Präsidenten“ der Goethe-Universität

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