Der Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität hat in diesem Wintersemester ein einzigartiges deutsch-amerikanisches Pilot-Projekt gestartet. Elf Jurastudierende von der University of Pennsylvania Law School (Penn Law) sind derzeit zu Gast bei ihren Kommilitonen in Frankfurt, um sich über deutsches und amerikanisches Recht auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und die Goethe-Universität kennenzulernen. Das Lehrprojekt „Global Research Seminar“ haben Jurastudierende gemeinsam mit Prof. Brigitte Haar, Rechtswissenschaftlerin und Vizepräsidentin für Internationalisierung initiiert. „Es ist fantastisch, ein solches Großprojekt mit einem der strategischen Partner der Goethe-Uni auf die Beine gestellt zu haben“, sagt Prof. Brigitte Haar. Für die Internationalisierung der Goethe-Uni sei es ein deutschlandweit einmaliges Vorzeigeprojekt.
Im November 2015 waren elf Frankfurter Studierende bereits fünf Tage zu Besuch in Philadelphia. Dort bildeten sie mit ihren amerikanischen Kommilitonen Tandems für die Erarbeitung von Themen zu Corporate Governance im Rechtsvergleich, wie etwa Vorstandsvergütung oder Frauen im Aufsichtsrat. Sie besuchten Vorlesungen, gehalten von Prof. Haar und ihrer amerikanischen Kollegin Prof. Jill Fisch, lernten eine der führenden Law Schools der USA kennen und waren zu Gast in verschiedenen Rechtsinstitutionen, wie die Wertpapieraufsichtsbehörde in Washington D.C. „Unsere Studierenden werden international arbeiten und durch so ein Projekt lernen sie nicht nur andere Rechtsgrundlagen, sondern auch das Netzwerken und die Kultur kennen“, zeigt sich Fisch von der Penn Law begeistert über die Kooperation.
[dt_quote type=“pullquote“ font_size=“h4″ background=“fancy“ layout=“right“ size=“3″]„Wir wollen damit das beachtliche internationale Profil der Frankfurter Rechtswissenschaften weiter schärfen.“, Prof. Brigitte Haar [/dt_quote]
In den letzten drei Monaten schrieben die Zweierteams gemeinsame Seminararbeiten zu ihrem jeweils gewählten Thema, koordiniert per E-Mail und Videotelefonie, die beim Gegenbesuch der amerikanischen Studierenden in diesen Tagen im Seminar an der Goethe-Uni präsentiert wurden. „Es war interessant zu sehen, wie ein Thema mit derselben Überschrift so unterschiedlich bearbeitet werden kann“, sagt Anne-Marie Gerstner, die im neunten Semester Rechtswissenschaften an der Goethe-Uni studiert. Ihr amerikanischer Tandem-Partner David Block ist begeistert, wie international Jura sein kann: „Das deutsche Recht ist ein ganz anderes als das amerikanische.“
Marvin Fechner, Jurastudent und Mitglied des Fachschaftsrats, hat diesen Austausch angestoßen, um die Internationalisierung im Fachbereich voranzutreiben. Ein Auslandssemester sei für viele unpraktisch, daher sei das Interesse der Studierenden an diesem Kurzaustausch sehr groß gewesen, sagt Fechner. Aus 60 Bewerbern wählte Haar nach der Durchsicht der Bewerbungsunterlagen und dem Führen von persönlichen Gesprächen elf Studierende aus. Diese wurden vom Fachbereich mit einer großzügigen finanziellen Förderung für die Reise nach Philadelphia unterstützt.
Gestern standen ein Besuch bei der EZB sowie ein Empfang im Römer vor dem Hintergrund der Städtepartnerschaft Frankfurts mit Philadelphia auf dem weiteren Programm der Studierenden. Heute fährt die Gruppe nach Brüssel, um im Verbindungsbüro der Goethe-Universität mit den dort vertretenen politischen Institutionen und Interessenverbänden ins Gespräch zu kommen.
In Zukunft soll es ein solches Projekt wieder geben: „Wir wollen damit auch das beachtliche internationale Profil der Frankfurter Rechtswissenschaften weiter schärfen“, sagt Haar. Die Vizepräsidentin erhofft sich zudem, diese Art von Lehrveranstaltungen künftig auch an anderen Fachbereichen etablieren zu können.