Querschnittsdenken in der Zahnmedizin

Neue Wege in Lehre und Praxis

Einblick in die Veranstaltung QBZ3: Schmerzmedizin.
Einblick in die Veranstaltung QBZ3: Schmerzmedizin. © Zahnmedizin

Mit der neuen zahnärztlichen Approbationsordnung (ZApprO) verändert sich die Ausbildung an deutschen Universitäten grundlegend. Ein zentrales Element sind die interdisziplinären Querschnittsbereiche in der Zahnmedizin (QBZ). Die ZApprO verpflichtet zahnmedizinische Fakultäten dazu, Ausbildung und Prüfung stärker an übergreifenden Kompetenzen auszurichten. Ziel ist es, künftige ZahnärztInnen besser auf die komplexen Herausforderungen einer modernen Patientenversorgung vorzubereiten. Professor Dr. Jan-Frederik Güth, Studiendekan für Zahnmedizin (Zahnärztliche Prothetik), betont: „Die Querschnittsbereiche stärken die Fähigkeit unserer Studierenden, Zusammenhänge zu erkennen und interdisziplinär zu denken. Sie stellen einen entscheidenden Schritt für die Patientenorientierung der Zukunft dar.“ Seit Beginn der Implementierungsphase wurden in Frankfurt am Main alle sechs bis zum achten Fachsemester nach der Studienordnung reglementierten Querschnittsbereiche in das Curriculum integriert. Lehrende aus verschiedenen Fachrichtungen entwickeln zusammen mit VertreterInnen der studentischen Fachgruppe dafür gemeinsame Lehrkonzepte. Besonders im Fokus liegt die Orientierung am Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog der Zahnmedizin (NKLZ). Jan Steinmetzer (Leitung Studiendekanat) und Ruben Kollewe (Studiengangskoordination Zahnmedizin) erklären: „Wir befinden uns in einem dynamischen Prozess. Die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen ist herausfordernd, aber sie bringt auch neue Energien und Innovationen in die Lehre.“

Stimmen aus Lehre und Studium

Dr. Helga Haueisen1, Dozentin für Schmerzmedizin, sieht besonders im QBZ3 große Fortschritte: „Das systematische Training der Schmerzerfassung sensibilisiert unsere Studierenden enorm. Die Patienten werden davon unmittelbar profitieren.“ Auch in der Alterszahnheilkunde sei die neue Struktur ein Gewinn, berichtet PD. Dr. Silvia Brandt2 : „Durch die spezielle Schulung im Umgang mit älteren PatientInnen entwickeln die Studierenden ein tieferes Verständnis für die besonderen Bedürfnisse dieser wachsenden Patientengruppe.“ Auch auf Studierendenseite stößt das neue Konzept auf positive Resonanz: „Die Verknüpfung der Inhalte aus verschiedenen Bereichen hilft mir enorm, das große Ganze zu verstehen. Besonders die Notfallmedizin gibt Sicherheit für den Praxisalltag.“ „Am Anfang war es ungewohnt, aber jetzt sehe ich den Mehrwert. Besonders die Fallbesprechungen und praktischen Übungen machen richtig Sinn.“

Die Einführung der Querschnittsbereiche markiert einen Kulturwandel in der zahnärztlichen Ausbildung. Im dritten Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung nach insgesamt zehn Fachsemstern werden neun Querschnittsbereiche zentral geprüft. In Frankfurt wird dieser Wandel aktiv gestaltet: Lehrende und Lernende arbeiten gemeinsam daran, eine neue Generation von ZahnärztInnen hervorzubringen; bestens vorbereitet auf die Anforderungen einer immer komplexeren Patientenversorgung. Professorin Dr. Susanne Gerhardt-Szep, MME, Koordinatorin der Curriculumsentwicklung Zahnmedizin1 resümiert: „Der Weg ist ambitioniert, aber notwendig. Wir investieren heute in die Qualität der Zahnmedizin von morgen. Vielen Dank an alle Mitwirkenden!“

QBZ1: Notfallmedizin (44, 45)*:
Kenntnisse und praktische Fertigkeiten für die Erstversorgung medizinischer Notfälle in der Zahnarztpraxis. ModulentwicklerInnen: PD. Dr. J. Sterz, MME3 & Dr. A. Begić4, Prof. W. Eberhardt5, PD. Dr. A. Flinspach6, Prof. P. Parvini4, PD. Dr. F. Raimann6, Prof`in. M. Rüsseler3, J. Schauwienold3, Prof. Dr. F. Schwarz4 und VertreterInnen der Fachgruppe Zahnmedizin (FG-ZM)

QBZ2: Orale Medizin und systemische Aspekte (50)*:
Fokus auf systemische Erkrankungen mit oralen Manifestationen und deren zahnmedizinische Relevanz. ModulentwicklerInnen: Prof. Dr. F. Schwarz4 & Prof. Dr. P. Eickholz7, Prof. W. Eberhardt5, Prof. S. Kopp8, Prof. R. Sader9, Dr. Dr. G. Schüttfort10 und FG-ZM

QBZ3: Schmerzmedizin (51)*:
Schmerzerfassung, -diagnostik und -behandlung. ModulentwicklerInnen: Dr. S. Görl2 & Dr. H. Haueisen1, Dr. A. Begić4, Prof. S. Kopp8, Prof. H. Mühl5, Dr. M. Zimmermann6, Prof´in. Dr. Dr. M. Daubländer (Externe AG-Beraterin als ehem. Präsidentin der European Federation for the Advancement of Anesthesia in Dentistry) und FG-ZM

QBZ4: Wissenschaftliches Arbeiten (52)*:
Biometrie, Einführung in wissenschaftliches Arbeiten, kritisches Lesen von Studien und evidenz-basierte ZahnMedizin. ModulentwicklerInnen: Prof´in. Dr. E. Herrmann11 & Prof. Dr. T. Weberschock12, Prof´in. Dr. B. Dannewitz7, ZÄ. S. Eslami8, Dr. M. Giraki1, PD. Dr. T. Graf2, PD. Dr. A. Ramanauskaite4 und FG-ZM

QBZ5: Klinische Werkstoffkunde (53)*:
Anwendung von modernen Dentalmaterialien und Fertigungstechniken (CAD/CAM) und Verständnis für ihre klinische Bedeutung. ModulentwicklerInnen: Prof. Dr. J.-F. Güth2, Dr. S. Heitkamp1, S. Mischliwski (Goethe Dental School), Prof. Dr. P. Parvini und Dr. C. Raabe4 und FG-ZM

QBZ6: Medizin und Zahnmedizin des Alterns und des alten Menschen (54)*:
Versorgung älterer PatientInnen, Berücksichtigung geriatrischer Aspekte und altersbedingter Erkrankungen. ModulentwicklerInnen: PD. Dr. S. Brandt2& Dr. L. Baumann1, Dr. M. Herzog7, Prof. Dr. Kopp8, Dr. M. Philipp13, Dr. Dr. G. Schüttfort10, PD. Dr. Dr. P. Thönissen9, Prof´in. I. Nitschke (Externe AG-Beraterin von der Klinik für Alters- und Behindertenzahnmedizin der Universität Zürich, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde des Universitätsklinikums Leipzig) und FG-Z

1Zahnerhaltung, 2Zahnärztliche Prothetik, 3Medizindidaktik und klinische Simulation, Unfallchirurgie und Orthopädie, 4Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie, 5Pharmakologie und Toxikologie, 6Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, 7Parodontologie, 8Kieferorthopädie, 9Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, 10Innere Medizin, 11Biostatistik und Mathematische Modellierung, 12Dermatologie, Venerologie und Allergologie und EbM-Institut für Allgemeinmedizin, 13Allgemeinmedizin, *https://www.uni-frankfurt.de/125724708/2022_09_27_Zahnmedizin.pdf

(Studienverlaufsnummern der einzelnen Veranstaltungen)

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