Die Goethe-Universität hat eine neue Professur für 3R-Verfahren im Tierschutz eingerichtet. Ziel ist es, Methoden zu erforschen, die Tierversuche ersetzen oder deren Zahl zumindest verringern. Die Professur, die in den ersten fünf Jahren durch Landesmittel substanziell unterstützt wird, ist mit der Pharmazeutin Prof. Maike Windbergs besetzt worden.
Wissenschaftsminister Boris Rhein: „Die Landesregierung ist sich der schwierigen Abwägung zwischen den Erfordernissen in der Grundlagenforschung einerseits und den Anforderungen des Tierschutzes andererseits bewusst. Mit den neuen Professuren für 3R Tierschutz fördern wir gezielt die Erforschung von so genannten 3-R-Verfahren zur Erforschung von Vermeidungs-, und Verringerungsmethoden für Tierversuche, Neben der Professur an der Goethe-Universität Frankfurt unterstützt die Landesregierung im gleichen Zeitraum eine weitere Professur an der der Justus-Liebig-Universität Gießen. Insgesamt investiert die Landesregierung in die Co-Finanzierung der beiden Professuren für 3 R Tierschutz rund zwei Millionen Euro.“
„Durch noch prädikativere In-Vitro-Modelle und effektivere Translation können unsere Wissenschaftler/innen die vorklinische Phase bei der Arzneimittelentwicklung signifikant verkürzen. Dadurch vermindert sich der Bedarf an Labortieren“, so Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff.
Die medizinische Forschung wird vermutlich nie vollständig auf Tierversuche verzichten können. Aber es ist möglich, umfangreiche Vorstudien an Tieren durch Laborversuche in Reagenzglas und Petrischale (in-vitro-Modelle) oder durch Computersimulationen (in-silico-Modelle) zu ersetzen. Wenn das nicht möglich ist, kann man das Leiden von Tieren zumindest quantitativ und qualitativ verringern. Diese Strategie wird als „3-R-Strategie“ bezeichnet: Reduction – Refinement – Replacement.
Die „Professur für Pharmazeutische Technologie mit dem Forschungsschwerpunkt 3R-Verfahren“, so die offizielle Bezeichnung, ist hervorgegangen aus einer erfolgreichen Bewerbung der Goethe-Universität bei einer Ausschreibung der hessischen Landesregierung. Diese hatte die hessischen Hochschulen 2014 aufgefordert, Konzepte für Tierschutz-Professuren vorzulegen. Die Wahl fiel auf die Goethe-Universität und die Justus-Liebig-Universität Gießen. Beide Konzepte ergänzen sich. Ein Teil der Frankfurter Professur wird aus Mitteln des Johanna-Quandt-Jubiläumsfonds finanziert.
Der Schwerpunkt von Prof. Maike Windbergs wird auf Replacement-Strategien liegen. Sie versucht, natürliche Zellverbände durch dreidimensionale Zellkulturen realitätsnah nachzuahmen, um daran neu entwickelte Wirkstoffe zu testen. Ihre Professur ist am Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie der Goethe-Universität angesiedelt und erlaubt damit eine enge Zusammenarbeit mit der Grundlagenforschung.
Maike Windbergs, geboren 1980 in Düsseldorf, studierte Pharmazie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Nach ihrer Approbation zur Apothekerin schloss sie ihre Doktorarbeit an den Universitäten in Düsseldorf, Helsinki und Enschede (NL) an. Von 2009 bis 2010 war sie Postdoktorandin an der School of Engineering and Applied Sciences der Harvard University (USA). Anschließend wurde sie Nachwuchsgruppenleiterin am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland und der Universität des Saarlandes. Dort habilitierte sie sich im Dezember 2016.