Sybille Steinbacher als bundesweit erste Holocaust-Professorin vorgestellt

Wissenschaftsminister Boris Rhein und Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität (r) gratulieren Prof. Dr. Sybille Steinbacher zum Antritt der bundesweit ersten Holocaust-Professur; © Joerg Puchmueller

Wissenschaftsminister Boris Rhein hat heute die Inhaberin des bundesweit ersten Lehrstuhls für die Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust, Prof. Dr. Sybille Steinbacher, vorgestellt und in ihrem neuen Amt begrüßt. Sybille Steinbacher hat zum 1. Mai ihren Dienst als Direktorin des Fritz Bauer Instituts angetreten. Damit verbunden ist der neue Lehrstuhl für die Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität Frankfurt.

Das Land unterstützt das Fritz Bauer Institut in diesem Jahr mit einer Förderung von 375.100 Euro und finanziert die Holocaust-Professur mit weiteren 150.000 Euro. Damit stehen 2017 für beide Einrichtungen insgesamt 525.100 Euro aus Landesmitteln zur Verfügung.

Wissenschaftsminister Boris Rhein:

„Ich freue mich, dass die Vorbereitungen nun abgeschlossen sind und Prof. Dr. Steinbacher ihre neue Aufgabe mit Leben füllen kann. Die Holocaust-Professur ist ein Meilenstein auf dem Weg hin zu einem besseren Verständnis der nationalsozialistischen Verbrechen und deren Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart hinein. Diese gemeinsame Berufung von Goethe-Universität und Fritz Bauer Institut wird auch die Integration von universitärer und Instituts-Forschung weiter fördern. Ich wünsche Prof. Dr. Steinbacher viel Erfolg bei ihrer Arbeit.“

Prof. Dr. Steinbacher ist eine renommierte Expertin auf dem Gebiet der Holocaust-Forschung und kann einschlägige Forschungsarbeiten dazu vorweisen. Bereits in ihrer Magisterarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat sie sich mit der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik im NS-Staat und gesellschaftlichen Reaktionen darauf beschäftigt. Aus ihrer Dissertation mit dem Titel ,Musterstadt‘ Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien“, an der Ruhr-Universität Bochum eingereicht, ist später ein international viel beachtetes und in mehrere Sprachen übersetztes Standardwerk hervorgegangen.

Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität:

„Es ist eine große Freude, dass wir Sybille Steinbacher für die Goethe-Universität gewonnen haben. Eine Holocaust-Forschung, wie wir sie in Frankfurt verstehen, kann nicht nur helfen, den Genozid an den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus noch besser zu verstehen. Ebenso wichtig ist es auch, daraus die richtigen Lehren für Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Große Aktualität gewinnt die Forschung von Sybille Steinbacher z.B. dadurch, dass derzeit rund um den Globus unter dem Druck populistischer Bewegungen ethnisch und rassistisch motivierte Ausgrenzung und Diskriminierung wieder gesellschaftsfähig zu werden scheinen.“

Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Inhaberin der Professur zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust und Leiterin des Fritz Bauer Instituts:

„Die Schaffung des Lehrstuhls ist in der gut zwanzigjährigen Geschichte des Fritz Bauer Instituts ein besonderes Ereignis. Sie bedeutet eine Bestätigung und Aufwertung seiner Arbeit, die einer doppelten Aufgabe verpflichtet ist: der Vermittlung und der Forschung. Durch den Lehrstuhl wird die Forschung künftig gestärkt und die Verzahnung zwischen dem Institut und der Goethe-Universität intensiviert werden. Dass es in Deutschland nun eine Professur mit dieser besonderen Denomination gibt, halte ich für eine wichtige wissenschaftspolitische Errungenschaft. An meine neuen Aufgaben gehe ich mit Elan und Gestaltungswillen heran.“

Sybille Steinbacher hatte 2010 bereits eine Gastprofessur zur Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität in Verbindung mit dem Fritz Bauer Institut inne. Seither war sie Professorin für Vergleichende Diktatur-, Gewalt- und Genozidforschung an der Universität Wien. Seit 2012 ist sie Projektleiterin des Dachauer Symposiums zur Zeitgeschichte. Sie gehört mehreren wissenschaftlichen Gremien an, darunter seit 2016 dem internationalen Beirat des Richard Koebner Minerva-Zentrums für Deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem.

„Das Fritz Bauer Institut ist eine Bildungs- und Forschungsstätte von höchstem internationalem Rang, dessen Bedeutung sich weit über die Grenzen von Hessen hinaus entfaltet. Vor allem die Auseinandersetzung mit den ethischen und moralischen Rechtfertigungsstrukturen des Holocaust bis in die Gegenwart macht die Forschung so einmalig und bedeutsam. Gerade im Land der Täter darf es kein Vergessen geben. Die Verknüpfung der neuen Holocaust-Professur mit der Leitung des Fritz Bauer Institutes ist somit eine einmalige Gelegenheit, die wir nutzen, um der wissenschaftlichen Aufarbeitung einen möglichst großen Schub zu geben“, erklärte Wissenschaftsminister Boris Rhein.

Quelle: Pressemitteilung des HMWK Hessen vom 17. Mai 2017

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